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Hebammen am Schwarzwald-Baar-Klinikum arbeiten am Limit. Freiberuflerin bekommt etwa das Doppelte bezahlt.

Villingen-Schwenningen - Kaum eine Abteilung am Schwarzwald-Baar-Klinikum hat so häufig Grund zur Freude wie die Geburtenhilfe. Doch die Hebammen im Kreißsaal selbst drückt gewaltig der Schuh.

"Wir brauchen mehr Hebammen!" Die Hebamme, die ihren Namen nicht nennen möchte, aber am Schwarzwald-Baar-Klinikum tätig ist, sagt das mit Nachdruck. Rund 2000 Geburten jährlich gibt es dort. Und im Grunde genommen ist jede von ihnen eine Freude. Eigentlich – denn die Hebammen am Klinikum arbeiten am Limit.

"Es sind ganz viele krank", schildert die Mitarbeiterin im Gespräch mit unserer Zeitung. Das komme vom Stress, denn der sei dank chronischer Unterbesetzung im Kreißsaal für die Geburtshelferinnen riesig. Unter den rund 2000 Mitarbeitern unter dem Klinik-Geschäftsführer Matthias Geiser sind 19 Hebammen. In den fünf Kreißsälen laufen häufig mehrere Geburten parallel. Hebammen müssen ständig zur Stelle sein, rund um die Uhr. Pausen seien kaum mehr möglich.

Beanspruchend sei die Tätigkeit der Hebammen am Kreiskrankenhaus ja schon immer gewesen, "aber dann kamen die Sparmaßnahmen", schildert eine der Frauen, "und dann ging es bergab". Im Verhältnis zur Geburtenhäufigkeit sei die Zahl der Hebammen ohnehin sehr überschaubar. Einige Hebammen seien nun selbst schwanger, manche Kolleginnen seien in die Schweiz abgewandert, wo auch ein größeres Gehalt locke. Und dann auch noch die vielen Krankheitsfälle.

Nach früheren Kürzungen habe man am Schwarzwald-Baar-Klinikum zwar erst jüngst, angespornt durch die stolzen Geburtenzahlen, wieder um eine Hebammenstelle aufgestockt, aber die sei vakant und könne nur schwer besetzt werden. Das bestätigt auch Kliniksprecherin Sandra Adams. Und so sind unter den 46 am Klinikum ausgeschriebenen Stellen auch eineinhalb für Hebammen.

Die Suche läuft auf Hochtouren. "Wie in allen Kliniken, es werden händeringend Hebammen gesucht, es gibt ja kaum noch welche", schildert eine, die ihren Beruf trotzdem schon seit Jahren liebt.

Und weil selbst auch vom vorhandenen Personal wegen der beschriebenen Umstände viele nicht einsetzbar seien, ist die Not groß. Und die macht offenbar erfinderisch: In Anbetracht der Lage habe die Geschäftsführung nun sogar den Einsatz einer "Leasing-Hebamme" am Kreisklinikum genehmigt. Zunächst einmal für zwei Monate, allerdings mit Option auf Verlängerung dieses Einsatzes.

Die Leasing-Hebamme sei eine Freiberuflerin, die für ihr Engagement am Klinikum etwa das Doppelte bekomme wie ihre gering bezahlten, festangestellten Kolleginnen, vermerkt die Hebamme kritisch und erklärt schulterzuckend: "naja, Leasing-Ärzte haben wir ja schließlich auch".

Wie sehr sich allerdings der Hebammenmangel auswirkt, bekommt das Haus selbst im Internet zu spüren. Auf der Seite "Klinikbewertungen.de" schreibt eine Userin Ende September beispielsweise: "Man merkt sofort, dass einfach zu wenig Personal vorhanden ist. Ich wurde bei der Geburt meines ersten Kindes bis zu den Presswehen im Kreißsaal mehr oder weniger alleine gelassen." Die CTG’s dauerten oft bis zu eineinhalb Stunden, schreibt die Frau, "obwohl es immer hieß ich sollte 45 Minuten angeschlossen werden."

So wird manche Geburt auch für die Hebammen zur schweren Geburt.