Gerne hätten die Herren in Frack und Zylinder Muckefuck-Jubiläum so gefeiert, wie hier im Jahr 2020. Fotos: Bieberstein Foto: Schwarzwälder Bote

Muckefuck: Zehnte Auflage findet coronabedingt online statt / Erstmals können auch Narrenfrauen als Zuschauer dabei sein

Keine Umzüge, keine Präsenzveranstaltungen zur Fasnet – also auch kein Muckefuck? Niemals, sagten sich die Organisatoren und verlegten die zehnte Auflage des Wettstreits um den besten Narrenspruch kurzerhand ins Internet.

VS-Schwenningen. Am "Schmotzige Zieschdig" ist es seit zehn Jahren Tradition, dass sich edle Herren in Frack und Zylinder im altehrwürdigen Café Häring zum Muckefuck treffen. Mit Schorle und Bier aus dem Tee- und Kaffeetässle und jeder mit zwei selbstgereimten Narrensprüchen und -versen im Gepäck wird der Auftakt der närrischen Woche gefeiert. Nachdem aber in diesem Jahr coronabedingt keine Feier möglich war, organisierten die Ehrenzunftmeister Jürgen Wangler und Ralf Prätzas eine digitale Version des Muckefuck. So kam trotz aller Umstände ein abwechslungsreiches Programm für die eingefleischten Narren zustande.

Alles ist in diesem Jahr bekanntlich anders – und das ging auch am Muckefuck nicht spurlos vorbei: Erstmals hatten auch die Narrenfrauen Gelegenheit als Zuschauer mit dabei zu sein. "Die größt Katastroph – s’loht mir koa Rueh, hit gucked heimlich d’Wieber zu", lautete sodann auch einer der Muckensprüche an diesem Abend.

Nach dem Tod von Karl-Heinz Häring im vergangenen Jahr ließ es sich Junior Thomas nicht nehmen, etwas über die Entstehung des Muckefucks aus gebrannter Gerste zu erzählen, ehe dann die "EZUS" die virtuelle Bühne frei gaben. Gedichte, Sprüche und zahlreiche Liedbeiträge – das eineinhalbstündige Programm lebte von der Abwechslung, wobei sich natürlich jede Menge um Corona drehte.

Die Bilanz: ungewöhnlich, aber gelungen

Für den Villinger Narro wäre es das Größte "einmal im Lebe im Narro durch d’Neckarstadt den Umzug zu gehn", zitierte Benny Tisler in seinem Liedbeitrag. AHA-Grüße entrichtete Pfarrer Werner aus Bad Waldsee, wo die AHA-Regel bekanntlich seit vielen Jahren gilt. Matti Schlenker schenkte seinem Vater kräftig ein: "Ich stand vorm Rotteminschter – ihr älle gucked zue, ich gib hitt de Vatter ab, no honmmer iiser Rueh." Der Vater hingegen will lieber die junge Bedienung als die silberne Mucken-Kanne gewinnen, wobei er diese beim nächsten Muckefuck auch gerne wieder im Café Häring abgeben wird.

Die Moosmulle gehören traditionell zu den Muckensprüchen. So auch an diesem Abend: "Zwei Mulle völlig unberührt, spazieren durch den Garten – die eine hab ich gleich verführt, die andre musste warten." Nicht fehlen durften auch das Wurstsalatlied der Neckarlatschen und Caruso Hellstern mit musikalischer Begleitung von Sebastian Schnitzer, die den bekannten Comedian-Harmonist-Song zu "Mein kleiner grüner Virus" umgedichtet hatten.

Als Gastredner bot Landesvater Winfried Kretschmann das Gedicht vom Ribele-Beck dar. Auch Gäste aus Deißlingen und Villingen sind feste Bestandteile des Muckefucks. Volker Basler als bekannter sangfreudiger Narr hatte die Idee eines neuen Liedes, welches er mit Sebastian Schnitzer und Johannes Hellstern zusammenstellte – und da durfte auch mal vom Bügelbrett, aus der Badewanne oder aus der Kloschüssel gesungen werden.

Die beiden Ehrenzunftmeister bedankten sich nicht nur für die vielen Beiträge, sondern auch bei der Helferschar, welche die virtuelle Veranstaltung erst möglich gemacht hatte. Ihr Resümee: Es war ungewöhnlich, aber gelungen – und im nächsten Jahr feiern wir umso mehr.

Immer wieder erlebten die Schwenninger Narren auf den verschiedensten Narrentreffen, wie die Narren aus den Zünften ihre Narrensprüche zum Besten gaben – und da sah man in Schwenningen ein Defizit. So suchte man eine Gelegenheit, dies deutlich zu verbessern. Jörg Schlenker setzte sich mit den Ehrenzunftmeistern Willi Maier, Ralf Prätzas und Jürgen Wangler zusammen. Mit dem Café Häring hatte man dann sogleich eine für diese Veranstaltung geeignete Räumlichkeit gefunden, auch der Name Muckefuck war eine Blitzidee. Die Ehrenzunftmeister nahmen das Zepter in die Hand und organisierten alles. Gleich beim ersten Muckefuck 2012 war eine große Narrenschar zusammen gekommen, wobei die Etikette mit Frack und Zylinder zu Beginn festgelegt wurde. Zudem kommen zur Veranstaltung stets nur eingeladene Muckefucker. Eine Bereicherung des Programms sind stets musikalische Beiträge aus den Reihen der Gäste. Viele sind bereits von Beginn an dabei – zu den prominenten Gästen zählten schon Oberbürgermeister Jürgen Roth und Landrat Sven Hinterseh.