Das ehemalige Offizierskasino soll zukünftig als Standesamt genutzt werden. Foto: Eich

Zukünftig Hochzeit statt Roulette: Ex-Kasino soll zum Standesamt werden. Fokus auf Wohnbebauung.

Villingen-Schwenningen - Nun geht es ans Eingemachte: Die Stadt stellt das geplante Nutzungskonzept für das Mangin-Areal vor. Neben der Unterbringung der Verwaltung liegt der Fokus auf dem ehemaligen Kasernengelände vor allem auf bezahlbarem Wohnraum.

Vier Monate ist es her, dass der Gemeinderat den Beschluss gefasst hat, die Teilkonzentration in den beiden großen Stadtteilen zu forcieren. Daraus resultiert, dass auf dem Villinger Mangin-Areal insbesondere die großen Mannschaftsgebäude für die Verwaltung genutzt werden sollen. Nun hat die Stadt weitere Details zu den Plänen vorgestellt.

Zukünftige Nutzung

Als "gemischt-urbanes" Quartier möchte die Stadt das ehemalige Kasernengelände zwischen Richthofen- und Pontarlierstraße entwickeln. Neben öffentlicher Verwaltung, finden dort auch soziale beziehungsweise kulturelle Einrichtungen und insbesondere Wohnflächen Platz. Mit eingebunden werden dabei zudem die denkmalgeschützten Gebäude – das Offizierskasino, die Waffenschmiede und das Pferdelazarett haben demnach mit anderer Nutzung weiterhin Bestand. Zukünftig soll das Gebiet "Oberer Brühl" heißen.

Für die Verwaltung stehen dabei insbesondere die beiden Mannschaftsgebäude im Fokus. Im westlichen Kompaniegebäude (siehe 1a auf der Karte) ist das Stadtarchiv vorgesehen, welches schon seit Jahren nach einer neuen Bleibe sucht. Im östlichen Gebäude (1b) sollen künftig das Bürgeramt, das Rechtsamt, das Amt für Innenrevision, die Stabstelle für Digitalisierung und Projektmanagement, der Personalrat sowie die Telefonzentrale unterkommen. Die Stadt hat damit neben der (Teil-)Konzentration auch eine Verringerung der Mietkosten zum Ziel.

Das ehemalige Offizierskasino an der Ecke Richthofenstraße/Kirnacher Straße (2) soll zukünftig als Standesamt fungieren. Bei einer Begehung hätte sich herausgestellt, dass das Gebäude sich aufgrund der Grundrissstruktur und der verschieden großen Räumlichkeiten für eine Unterbringung des Standesamts eignen könnte.

Dort finden nicht nur kleinere und größere Feiergesellschaften Platz, im Obergeschoss könnte die dazugehörige Verwaltung untergebracht werden. Der "repräsentative Charme" sowie die dazugehörige denkmalgeschützte Gartenanlage würden einen passenden Rahmen bilden. Einziger Nachteil: Die frisch vermählten Paare würden zukünftig nicht mehr in Angesicht des Münsters das Standesamt verlassen.

Die ehemalige Waffenschmiede an der Kirnacher Straße (3) soll in die Nutzung als städtisch betriebene Kindertagesstätte mit eingebunden werden. Angedacht ist hier in Teilen eine Betriebskita für städtische Bedienstete. Das denkmalgeschützte Objekt könnte als Nebengebäude dienen, die eigentliche Unterbringung soll voraussichtlich in einem Neubau erfolgen.

Ursprünglich war geplant, die Kita im ehemaligen französischen Kindergarten unterzubringen (siehe 5), dafür sei dort aber nicht genug Platz vorhanden. Stattdessen soll das Gebäude durch die Musikakademie genutzt werden. Diese suche seit Jahren neue Räume für Proben, Aufführungen und Erweiterungsmöglichkeiten. Eine zeitnahe Nutzung sei möglich, genau so wie eine Erweiterung in Richtung Norden.

Für einen zukünftigen Gemeinschaftstreff oder Vereinsheim bietet sich aus Sicht der Stadt das Pferdelazarett (4) an. Das Objekt würde dann den Bewohnern der umliegenden Quartiere dienen, die bislang keinen zentralen Anlaufpunkt vor Ort hätten. Damit soll laut Stadt "das gesellschaftliche Zusammenleben und nachbarschaftliche Miteinander" gefördert werden.

Am geplanten Fuß- und Radweg zwischen Pontarlier- und Richthofenstraße soll eine Begegnungsstätte als Neubau mit angeschlossenem Café entstehen (7). Zu realisieren ist außerdem eine weitere Kita , die in die geplante Wohnbebauung integriert werden soll. Angedacht ist dies in einem Mehrfamilienhaus an der Pontarlierstraße (6).

Im Blick hat die Stadt aber insbesondere die Schaffung von dringend benötigtem Wohnraum . Auf fast 32 000 Quadratmetern sollen deshalb zahlreiche Wohneinheiten entstehen (rote Flächen). Angedacht ist seitens der Stadt, die gesamte Fläche einem Bauträger zu überlassen. Informationen unserer Zeitung zufolge dürfte dabei das Bündnis faires Wohnen zum Zuge kommen, die offenbar bereits Pläne für die dortige Nutzung ausgearbeitet haben. Auf mindestens 30 Prozent der Fläche soll dabei öffentlich geförderter Wohnungsbau entstehen – die Stadt geht demnach von 250 Sozialwohnungen aus.

Weiterer Ablauf

Aus dem vom zuständigen Ministerium bewilligten Sanierungszeitraum für das Areal ergibt sich, dass das Großprojekt bis 2026 abgeschlossen sein muss. Deshalb muss in diesem Jahr nicht nur der Kauf von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) abgewickelt, sondern parallel die Planungen beauftragt werden. Diese beinhalten Fachplanungen im Bereich der Altlastensanierung und dem Rückbau der nicht denkmalgeschützten Gebäude, die Erschließung sowie Kanal- und Versorgungsleitungen.

Für die städtische Nutzung sind nach Angaben der Verwaltung Bedarfsermittlungen für die Raumplanung in Angriff zu nehmen. Das Amt für Jugend, Bildung, Integration und Sport (JuBIS) hat dabei die Aufgabe, das Konzept für beide geplanten Kitas zu erarbeiten. Wie viele Plätze insgesamt angeboten werden, ist deshalb noch nicht klar.

Was die Planung des Wohnungsbaus betrifft, so rechnet die Stadt mit einer benötigten Dauer von einem Jahr. Die Bauphase wird mit zwei Jahren veranschlagt. Im optimalen Fall wären die Wohnungen – so schätzt die Verwaltung – bis zum Jahr 2026 bezugsfertig.

Zur Realisierung der dortigen Projekte ist zudem die Aufstellung eines Bebauungsplans notwendig – das Verfahren wurde bereits 2017 angestoßen und muss nun noch weitergeführt werden.

Kosten

Der Kaufpreis für das gesamte Areal beträgt nach Angaben der BImA fast 6,2 Millionen Euro – 885 000 Euro schlagen hierbei noch die Bestandsgebäude zu Buche. Die Bundesanstalt gewährt jedoch satte Rabatte – wenn die Flächen zukünftig für ein "am Gemeinwohl orientiertes Vorhaben" genutzt wird.

Die Stadt hofft dabei für den Kauf des Grundstücks auf Verbilligungen in Höhe von 2,6 Millionen Euro. Hinzu kommt ein weiterer Abzug von rund drei Millionen Euro für den sozialen Wohnungsbau, welcher dann aber wieder an den dortigen Bauträger weiterzureichen ist. Demnach würde die Stadt noch knapp 500 000 Euro an die BImA bezahlen.

Bereits zum September soll der Gemeinderat den Kauf der Fläche beschließen, um die Fördermittel vollständig ausschöpfen zu können. Insgesamt, so schätzt die Stadt, beläuft sich die Investitionssumme für die Verwaltungsneuordnung auf etwa 34 Millionen Euro.