Sie überzeugen bei einem Benefizkonzert in der St. Ursula-Kapelle in Villingen (von links): Matthias Eschbach, Berthold Graf, Gundula Bolanz, Milos Stankovic, Elisabeth Vöhringer, Johannes Michel, Joachim Westendorf, Florence Awotula und Komponist Friedemann Kawohl. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Vertonung eines Liedes der Villinger Klarissen / Benefizkonzert des Barockensembles in Ursula-Kapelle

Das Benefizkonzert des Villinger Barockensembles wartete mit Überraschungen auf. Stühle mussten in der St. Ursula-Kapelle gestellt werden, die Programme reichten nicht aus, gut war die Akustik und die Zuhörer erlebten eine Welturaufführung.

 

VS-Villingen. Neben Telemann standen seine Freunde Händel und Johann Sebastian Bach sowie Patensohn Carl Philipp Emanuel Bach auf der Agenda. Die Besonderheit: Friedemann Kawohls "Das Turteltäublein", eine Vertonung eines Liedes der Villinger Klarissen.

Anregung für die Komposition gaben der Aufführungsort und ein Trio des Bach-Sohns. Der Text ist eine hingebungsvolle Meditation, eine mystische Hochzeit einer jungen Nonne mit Jesus Christus, gehalten in einer reizvoll-erotischen mittelalterlichen Sprache. Anregender Sechsachteltakt der Viola und ruhig dahinfließende Dreiviertelbewegung von Bassblockflöte und Sopran ergaben Rhythmusschichtungen. Flatternde Taube, gewisse Dramatik, Jubel und schlichter Ausklang des "himmlischen Tanzes" kamen wirkungsvoll herüber.

Florence Awotula (Mezzosopran), Gundula Bolanz (Bassblockflöte) und Milos Stankovic (Bratsche) sorgten für eine stimmige Wiedergabe. Bei "Gottes unbeflecktes Lämmlein" wäre Zurückhaltung der Instrumente wünschenswert gewesen.

Mit samtig-weichen Traversflöten-Klängen der e-Fantasia von Telemann eröffnete Berthold Graf das Programm, ergänzt durch die nach Hirtenmusik und Vogelstimmen klingenden Fantasie Nummer 1, interpretiert durch Blockflöte (G. Bolanz). Die Mezzosopranistin Florence Awotula kann eine erfreuliche Entwicklung mit voluminösem Klang und ein breitem Intervallspektrum vorweisen. Gut trainiert kam die Stimme bei "Die Hungrigen füllt er mit Gütern" aus Bachs Magnificat herüber, und Anmut wurde bei Händels "Süßer Blumen Ambraflocken" und "Singe Seele, Gott zum Preise" verströmt. Eine sensitive Wiedergabe erfuhr das Trio F-Dur von Carl Philipp Emanuel Bach für Bassblockflöte, Viola und Basso Continuo.

Telemanns viersätziges e-Moll-Concerto vereinte schließlich alle Instrumentalisten. Kräftigen Ton vermittelte Gundula Bolanz mit ihrer Blockflöte und reizvoll erklang die Traversflöte von Berthold Graf. Kunstvoll bediente Johannes Michel seine Barockvioline, und Kollege Joachim Westendorf ließ umsichtig-sicheren Umgang mit seiner barocken Geige spüren.

Einen Zauber warmer Empfindungen verströmte die Viola des Milos Stankovic, und satt war der Klang des Cellos der Elisabeth Vöhringer. Als sicherer Begleiter erwies sich wieder Matthias Eschbach an einem zart klingenden Cembalo. Einem festlichen Largo folgte ein bewegtes Allegro mit enormen Tempo und dynamischem Auf und Ab. Feinen Klang bot das Basso continuo beim zweiten Largo und italienisch-leidenschaftlich sowie duftig leicht gelang das rasante Presto.

Zum 26. Male gestaltete das Barockensemble ein Benefizkonzert zugunsten des Caritas-Verbandes, welcher die Projekte "Die Brücke" und "Hand in Hand" trägt. Wie Elke Schwarz betonte, hilft das Wirken der Gemeindepsychiatrie psychisch erkrankten Menschen, die in ihrem ganzen Dasein beeinträchtigt sind. Mit Erleben von Gemeinschaft, Stärkung und positiven zwischenmenschlichen Erfahrungen wird Mut, Zuversicht und Hoffnung erfahren. Spendengelder sind ferner nötig, um Kinder psychisch erkrankter Eltern zu unterstützen. Hilfe bringt daneben selbst gefertigter Schmuck.