Maria Noce (CDU) ist eines der neuen Gesichter im Gemeinderat Villingen-Schwenningen. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Maria Noce zieht in den Gemeinderat und den Kreistag ein

Von Birgit Heinig

 

VS-Schwenningen. "Schwester Maria" hat es geschafft: Im zweiten Anlauf wurde Maria Noce in den Gemeinderat gewählt und erhielt auch einen Sitz im Kreistag. In der kommenden Woche feiert die Christdemokratin das fünfjährige Bestehen ihres Hospizes "Via Luce" mit einer erstmaligen Palliativfachwoche. Der von ihr initiierte Runde Tisch zum Thema "Pflege am Boden" wird inzwischen auch in Stuttgart gehört. Aus einst vier Patienten sind inzwischen über 200 geworden, denen sie in ihren Einrichtungen im Schwenninger Virchowweg in Würde alt zu werden hilft.

Maria Noce ist erfolgreich mit dem, was sie tut. 1968 wurde sie im Süden Italiens geboren, mit 15 lernte sie ihren heutigen Mann kennen und bekam ihre erste Tochter. In Deutschland und zunächst im Allgäu bei ihrem Vater, der dort als Gastronom tätig war, lernte sie arbeiten und die deutsche Sprache.

Drei Jahre später folgte sie ihrem Mann, der in Schwenningen Arbeit gefunden hatte. "Da hat unsere Zukunft angefangen", blickt die Mutter von inzwischen drei Töchtern zurück.

In der Caféteria eines Schwenninger Alten- und Pflegeheims fiel Maria Noce auf, weil sie beim Eindecken des Speisesaales immer herzerfrischend sang.

Nicht nur deshalb schlossen die alten Menschen die junge Italienerin in ihre Herzen. "Nein, ich kann kein Leiden sehen", wehrte sie den Versuch der damaligen Heimleiterin zunächst ab, sie aufgrund ihrer außergewöhnlichen Empathie zur Altenpflegerin ausbilden zu lassen.

Doch es kam anders. Maria Noce schloss mit einem Notendurchschnitt von 1,2 ab. Damals sei ihr schon klar gewesen, dass sie sich dem bürokratischen Druck und der Fließbandpflege, Auswüchse eines bundesdeutschen Versorgungskonzeptes und Pflegeleitbildes, auf Dauer nicht würde ergeben wollen. Nach zwei Jahren gründete sie deshalb ihren eigenen kleinen ambulanten Pflegedienst. Dafür verkaufte sie sogar ihr Auto.

Aus den damals vier Patienten sind inzwischen über 200 geworden. Im Virchowweg in Schwenningen kamen eine Tagespflege, ein Pflegeheim und zuletzt ein Hospiz für sieben Gäste zustande. Die "Grande Dame" der CDU in VS, Lotte Sütterlin, wurde auf Maria Noce aufmerksam und gewann sie für die Kommunalpolitik. 2009 kandidierte sie zum ersten Mal und erhielt auf Anhieb mehr als 6000 Stimmen.

"Das ›C‹ im Parteinamen und die Wertigkeiten, die sich mit meinen decken, gaben den Ausschlag für diese Partei", begründet die bekennende evangelische Christin ihr Parteibuch. Am meisten liegen ihr die Bürger am Herzen. Im Gemeinderat wolle sie "die Kunst zuzuhören und dann erst zu handeln" zelebrieren und "die Brücke zwischen Bevölkerung und der Kommune schlagen".

Zehn Jahre lang hat Maria Noce für ihren Traum gekämpft, älter werdenden Menschen bis zu ihrem Tod und darüber hinaus ihre Würde zu erhalten. Das hat sie geschafft. Mit der Initiative "Pflege am Boden", die die Verhältnisse in der Pflege generell anprangert, um Bürokratieabbau und eine neue Definition von "Pflege" kämpft, hat sie ein neues Ziel anvisiert. "Wenn wir so weitermachen, haben wir in ein paar Jahren niemanden mehr, der pflegt", befürchtet sie – und wird gehört.

Die 46-jährige Großmutter eines kleinen Buben ist zur Geschäftsfrau geworden, die aber noch immer am liebsten am Bett eines pflegebedürftigen Menschen sitzt und das macht, was sie besonders gut kann: zuhören, trösten und Wünsche erfüllen.

Ihr Arbeitspensum, zu dem jetzt noch Sitzungszeiten kommen, könne sie nur erledigen, weil alle ihre Mitarbeiter ihre Vision mittragen und ihr damit den Rücken stärken, sagt "Schwester Maria".

Ihre Freizeit gehört der Familie und der Musik. Sie liebt Tiere und die Natur und hat gerade eine neue Leidenschaft kennengelernt: das Tennisspielen.