Zwei der fünf Angeklagten wurden gestern aus der Untersuchungshaft zum Gericht geführt. Sie wurden im Juni vergangenen Jahres festgenommen und müssen sich zusammen mit drei weiteren Männern wegen Menschenhandels und Zuhälterei verantworten. Foto: Seeger

Mit Gewalt und Psycho-Terror soll eine Zuhälterbande Frauen zur Prostitution gezwungen haben

 Villingen-Schwenningen - Mit Gewalt und psychischem Druck haben sieben Männer laut Anklage "ein Klima der Angst in der Rotlichtszene" in Villingen-Schwenningen verbreitet. Sie sollen Frauen zur Prostitution gezwungen haben.

Die Einnahmen mussten die Frauen an ihre Zuhälter abführen. Nur ein Taschengeld durften sie behalten, von dem sie noch "Arbeitsmaterial" kaufen mussten. Von ihren Familien und Freunden wurden sie abgeschottet. Private Kontakte zu Männern waren tabu, und das Bordell durften sie nur mit Zustimmung ihres Zuhälters verlassen.

Wer widersprach, wurde geschlagen

Wer widersprach, wurde geschlagen – oftmals demonstrativ vor den Augen der anderen Frauen. Einer der Zuhälter soll eine Prostituierte in einem Waldstück bei Schwenningen mit dem Kopf in einen Tümpel gesteckt haben, bis sie keine Luft mehr bekam – weil sie einem Freier Sekt statt Champagner bestellt hatte.

Seit gestern müssen sich die fünf Männer vor dem Landgericht Konstanz wegen Zuhälterei, Menschenhandels, Körperverletzung und räuberischer Erpressung in 34 Fällen verantworten. Die Angeklagten bilden laut Staatsanwaltschaft das Führungsgremium einer Bande, die aus der Türstehervereinigung "United Tribunes" hervorgegangen ist. 40 Mitglieder gehören dem "Chapter" in VS an, das vom Kopf der Bande gegründet wurde, einem Bosnier, der sich mit einem weiteren Angeklagten ins Ausland abgesetzt hat, um dem Verfahren zu entgehen.

Eine strenge Hierarchie, klare Regeln und Gewalt herrschten in der Gruppe, die sich als eine Familie verstand. Über den Betrieb zweier Bordelle in Villingen und Schwenningen haben die Männer laut Staatsanwaltschaft ihren aufwendigen Lebenswandel finanziert.

Frauen Gewalt angetan

Mehr als 20 Frauen sollen sie zur Prostitution gezwungen haben. Wer aussteigen wollte, wurde unter Druck gesetzt. Um sie gefügig zu machen, soll ein Angeklagter eine Frau in seiner Wohnung in Dauchingen brutal vergewaltigt haben. Eine andere wurde an einen Freier verkauft – "für 40 000 Euro und einen 911er Porsche", führte der Oberstaatsanwalt aus.

Die Arbeitsteilung innerhalb der Bande war klar: Einer kümmerte sich um die Finanzen, einer war zuständig für Gewalt und das Anwerben neuer Frauen, einer für den Fuhrpark – ausgestattet mit hochwertigen Fahrzeugen, die das Kennzeichen "BOKI", den Spitznamen des Anführers, trugen, der stets das letzte Wort hatte. Ein weiterer Angeklagter galt als "Lehrling", der neue Prostituierte anwarb.

In Fußfesseln in Gerichtssaal geführt

Drei der Männer sind derzeit auf freiem Fuß, zwei sitzen noch in Untersuchungshaft. Sie wurden am Donnerstag in Fußfesseln in den Gerichtssaal geführt, in dem eine junge Frau im weißen Catsuit mit auffallendem Dekolleté offenbar schon sehnsüchtig auf sie wartete.

Es wären gestern durchaus mehr illustre Gestalten zu erwarten gewesen. Da die Prozessbeteiligten aber erst am Nachmittag entschieden, wer zu dem Verfahren geladen werden soll, hatte das Gericht alle potenziellen Zeugen gebeten, der Verhandlung zunächst fern zu bleiben.

Am Montag geht der Prozess weiter. Dann soll auch bekannt gegeben werden, ob Rechtsanwalt Siegfried Kauder als Vertreter einer Nebenklägerin zugelassen wird.