Zwei der fünf Angeklagten wurden gestern aus der Untersuchungshaft zum Gericht geführt. Sie wurden im Juni vergangenen Jahres festgenommen und müssen sich zusammen mit drei weiteren Männern wegen Menschenhandels und Zuhälterei verantworten. Foto: Seeger

Im Rotlicht-Prozess wegen Zuhälterei räumten die Angeklagten die vorgeworfenen Taten ein.

Villingen-Schwenningen - Im Rotlicht-Prozess, in dem sich fünf Angeklagte wegen schweren Menschenhandels und Zuhälterei vor dem Landgericht Konstanz verantworten müssen, räumten die Angeklagten gestern die vorgeworfenen Taten ein.

Vier gaben sich gleich pauschal geständig. Der Fünfte war zwar bereit, in der Öffentlichkeit weiter gehende Fragen zu beantworten, das angekündigte Geständnis blieb aber zunächst aus. Auch die erhofften Angaben zur Bandenstruktur, zur Rolle der Türsteher-Vereinigung "United Tribunes" und zu Beobachtungen, die die Anklage bestätigen könnten, blieb er schuldig. Letzlich stritt er ab, jemals eine Frau zur Prostitution gezwungen oder geschlagen zu haben.

Seine Freundin habe die Idee gehabt, ihm angesichts drückender Schulden durch Prostitution unter die Arme zu greifen und beider Lebensunterhalt damit zu verdienen. Dem "Chef" habe er nichts abgeben müssen: "Ich gebe dem doch nichts von dem Geld, das meine Frau hart erarbeitet hat", meinte er. Mit einer zweiten Prostituierten habe er nur eine Affäre gehabt. Die Einnahmen habe er ihr nicht weggenommen, und geschlagen habe er sie auch nicht.

Nachdem in einer ersten internen Besprechung zur Erlangung milderer Strafen Geständnisse angekündigt worden waren, wies der Vertreter der Staatsanwaltschaft darauf hin, dass die Aussagen nicht als Geständnis zu werten seien. Zudem seien einige Angaben durch abgehörte Telefonate zu widerlegen. Ein Verteidiger protestierte und sprach von einem Ermittlungsfehler.

Konkrete Bedrohungen

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit erklärten sich zwei Angeklagte dann zur Beantwortung weiterer Fragen bereit. Grund für die Nichtöffentlichkeit seien konkrete Bedrohungen, denen sie als Ex-Mitglieder der Vereinigung "United Tribunes" ausgesetzt seien, erklärte das Gericht. Es erhoffte sich von ihnen nähere Angaben zur Struktur der Zuhälterbande, zur Identität des Polizisten, der sie vor einer Razzia gewarnt haben soll, und zur Türstehervereinigung, die als "Privatarmee" des untergetauchten Bandenchefs bezeichnet wurde.

Nach der öffentlichen Verhandlung einigten sich die Prozessbeteiligten dann doch noch: Alle Angeklagten legten Geständnisse gegen mildere Strafen ab. Der Prozess wird am Freitag mit den Plädoyers fortgesetzt. Ein Urteil wird am Montag erwartet.