"Die Sprachkurse sind der Sesam-Öffne-Dich für eine gelungene Integration", sagt Christian Utischill. Foto: Bruna

Jobclub-Vorsitzender sagt’s auf gut Deutsch: Verärgerung über abgewiesene Asylbewerber.

Villingen-Schwenningen - Christian Utischill sagt’s auf gut deutsch: Der Verantwortliche des Jobclubs VS ist verschnupft. Er fordert Informationen über Deutschkurse für Asylbewerber und bekommt sie geraume Zeit nicht. Vor allem will er wissen, warum einige gar "nicht erst Deutsch lernen konnten".

Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten bringt Utischill einige Kopien mit. Unter anderem auch einen Brief, den er vor mehr als einem Monat an eine Mitarbeiterin im Landratsamt geschickt hat, bei dem es grob gesagt um das Thema Deutschkurse für geduldete Asylbewerber in Villingen-Schwenningen und St. Georgen geht.

Seinen Informationen nach sei das Interesse an Kursen so hoch und "beide Kurse überbucht" gewesen, so dass einige Teilnehmer abgewiesen worden seien. "Mehr Informationen hatte ich nicht", vor allem nicht von offizieller Seite, was die Nachfrage nach den Kursen auf A1-respektive A2/B1-Niveau anbelange.

So setzten Utischill und seine derzeit zehn Mitstreiter auf ein Gespräch Anfang März im Landratsamt. Vier Fragen formulierte er knapp und deutlich: So wollte Utischill wissen, wie die weitere Planung sei. Zum zweiten ging es ihm darum, wie kurzfristig mit einem neuen Angebot zu rechnen sei. Dann interessierte ihn brennend, wie groß der Bedarf wirklich sei, "denn wir haben keinerlei Informationen darüber, wie viele Asylbewerber tatsächlich abgewiesen wurden und keine Kurse besuchen konnten". Den Brief beendete er mit einer persönlichen Einschätzung: "Wir glauben, dass es mehr als zehn Personen sind, die Bedarf haben".

Enttäuscht nach Telefonat

Die Enttäuschung nach dem Gespräch sei groß gewesen, "das Thema wurde grade mal so gestreift, Informationen haben wir keine bekommen". Utischill lässt nicht locker, greift zum Telefon und stellt die gleichen Fragen. Denn "die Sprachkurse sind der Sesam-Öffne-Dich für eine gelungene Integration." Zusätzlich möchte er wissen, ob es richtig sei, dass die finanziellen Mittel für weitere Deutschkurse nicht ausreichten. Doch das Telefonat verläuft in seinen Augen erfolglos: "Das war ein Abwimmelgespräch." Mit der Bemerkung, man plane und man werde schon "irgendwann zu einem Ergebnis kommen", will er sich nicht zufrieden geben. "Seit vier Wochen warte ich auf eine Antwort", ärgert er sich. Wie reagiert das Landratsamt auf Utischills Kritik?

"Lediglich" Ergänzung

Die Kreisverwaltung nehme in der Durchführung von Sprachkursen für Flüchtlinge eine nachrangige Funktion wahr, heißt es in einer ausführlichen Mail. "Wir führen Kurse im Rahmen einer freiwilligen Leistung des Landkreises ausschließlich ergänzend zu den regulären Sprachkursangeboten verschiedener vorrangiger Träger durch", äußert sich Pressesprecherin Heike Frank. Zu den regulären Sprachangeboten gehören die Angebote der berufsbezogenen Sprachvermittlung durch Jobcenter und Arbeitsagentur sowie die zahlreichen Integrationskurse des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BaMF), die hier im Landkreis auch in Teilzeitmodellen möglich sind. Zugleich gebe es eine Vielzahl an Angeboten, die über private Träger und die Volkshochschulen im Kreis angeboten werden. Die von Kreisseite geplanten Angebote dienen daher lediglich der Ergänzung, "sollten wir bei einer ausreichend großen Gruppe Geflüchteter einen sprachbezogenen Bedarf feststellen, den die regulären Angebote in vertretbarem Zeitraum nicht decken können". Der Kreis nehme an einem Landesförderprogramm teil, das eine teilweise Refinanzierung ermögliche, so Frank zum Thema Geld.

Kurzfristig geht nicht

Die Sprachkurse erfordern eine vorausschauende Planung und eine gewissenhafte Abstimmung mit den bereits aktiv tätigen Sprachkursträgern, um Doppelstrukturen zu vermeiden und eine Qualität der Angebote zu gewährleisten, erläutert Frank. "Kurzfristige Planungen und spontane Angebote sind daher nicht möglich", so Frank an Utischills Adresse. Vor den Kursen findet ein Einstufungstest statt, um das Sprachniveau zu definieren. Auf der Warteliste stehen sechs Personen für den Grundkurs, die nicht berücksichtigt werden konnten, da "wir hier die 25 Teilnehmer schon erreicht haben".

Arbeit statt Abschiebung

Wie sieht das Engagement des Jobclubs VS aus, den es seit 2017 gibt? Der Club bietet Beratung und Begleitung in allen Fragen des Aufenthaltes und bei der Suche nach Ausbildung- und Arbeitstelle an. Zudem möchte man auch politisch Einfluss nehmen, so dass die Zielsetzung "Arbeit und Ausbildung statt Abschiebung" umgesetzt werden könne. Der Jobclub VS betreut vor allem Gambier. Derzeit werden rund 40 Asylbewerber betreut, insgesamt waren es 70. Etwa 20 davon wurden in Jobs vermittelt. Derzeit streckt der Verein Fühler nach Helfern aus, die Deutschunterricht geben möchten.