Wie viel kostet’s Häuschen? Aufschluss darüber, welche Preise in VS angemessen sind, gibt der Mietspiegel. Foto: Archiv

Erster qualifizierter Mietspiegel: Die Wahrheit liegt nicht länger nur im Auge des Betrachters.

Villingen-Schwenningen - Was ist was wert? Das ist eine Frage, die besonders Mieter und Vermieter beschäftigen kann. Um die Wahrheit auf dem Miet-Wohnungsmarkt zu objektivieren, hat die Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen den ersten qualifizierten Mietspiegel aufgelegt.

Nach den Mietwerttabellen, die zuletzt 1994 erschienen, liegt der erste "echte" Mietspiegel seit dem 1. November vor. Und er wird laut Heike Heuser von der Statistikstelle im Amt für Stadtentwicklung von den Bürgern nachgefragt wie geschnitten Brot. Ein beratender Arbeitskreis, dem Amtsgericht, Vermessungsamt und das Amt für Stadtentwicklung angehören, haben an ihm mitgearbeitet. Im Alltag dürfte er wohl den Mitgliedern der Interessenverbände viel häufiger begegnen, weshalb auch der Mieterverein sowie die Eigentümerschutz-Gemeinschaft Haus & Grund im Arbeitskreis mitwirkten. Dazu Heike Heuser: "Die Zusammenarbeit war ausgesprochen zielführend und angenehm."

Bernd-Rüdiger Schenkel, der dem Deutschen Mieterbund in der Stadt vorsteht, sieht es als sinnvoll an, wenn sowohl Mieter als auch Vermieter einen Orientierungsrahmen haben. Aber auch die Sozialverbände, das Sozialamt und auch das Landratsamt hätten es stark befürwortet, dass in der Stadt endlich wieder eine Übersicht über die ortsübliche Vergleichsmiete zur Verfügung steht. Dies bestätigt auch Heike Heuser, die darauf verweist, dass insbesondere für Hartz IV Empfänger die Wohnungskosten so präzise wie möglich ermittelt werden müssen.

Vorgenommen hat die Datenerhebung und Auswertung das EMA-Institut für empirische Marktanalysen in Zusammenarbeit mit dem Amt für Statistik in der Stadtverwaltung. Entstanden ist eine 20-seitige DIN-A4-Broschüre, die gut durchgelesen werden will, bevor sich ein Laie den Mietspiegel zunutze machen kann. "Wer die Grundrechenarten beherrscht", so Mieter-Schützer Schenkel, "kommt damit sicherlich gut zurecht".

Wer es sich einfacher machen will, den verweist Heike Heuser auf die Homepage der Stadt: "Wir haben einen Online-Mietspiegel programmieren lassen, der anhand weniger Klicks eine sofortige Information erlaubt."

Einer der Hauptzwecke des Mietspiegels ist es, gezielte Informationen über ortsübliche Vergleichsmieten für verschiedene Wohnungskategorien zu schaffen. Je nachdem, wo eine Wohnung liegt, wie sie an den öffentlichen Nahverkehr angebunden ist, wie sie ausgestattet und beschaffen ist, können Zu- oder Abschläge zur Basismiete vorgenommen werden. Und genau dies ist der Punkt, bei dem Rechtsanwalt Thomas Haller, der "Haus und Grund" in der Stadt vorsitzt, Konfliktpotenzial erkennt: "In meinen Augen ist ein Mietspiegel für unsere Stadt nicht notwendig, unter dem Gesichtspunkt, dass er hilft, den Frieden zwischen Mietern und Vermietern zu wahren", zeigt er sich etwas skeptisch. Als Regulativ will Haller den Mietspiegel auch nicht sehen: "Wir haben hier – außer auf dem Markt der Studentenwohnungen – eigentlich keine Wohnungsknappheit." Worin sich die beiden Verbandsvertreter einig sind, ist: In den vergangenen Jahren sind die Nebenkosten zu einer zweiten Miete herangereift. Dazu Haller: "An denen sind die Vermieter nicht schuld, sie bieten aber den häufigsten Konfliktstoff."