Rund 200 Menschen beteiligten sich gestern an der Mai-Kundgebung vor dem DGB-Haus in Schwenningen. Foto: Heinig

Rund 200 Menschen machen sich für faire Löhne stark. OB für Ausweitung der Tarifbindung.

Villingen-Schwenningen (bn). Für "gute Arbeit, faire Löhne und soziale Sicherheit" machten sich gestern vor dem DGB-Haus in Schwenningen rund 200 Menschen stark.

Der neue Kreisverband Schwarzwald-Baar des Deutschen Gewerkschaftsbundes hatte zur Mai-Kundgebung eingeladen. Hauptredner Markus Sonnenschein aus Singen, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung, Genuss und Gaststätten, betrachtete die "meistens weiblichen Gesichter hinter den Niedriglöhnen" am Beispiel eines Einkaufszentrums: "An der Kasse eine Leiharbeiterin, bezahlt unter Einzelhandelstarif, Regale werden nachts von Billigkräften aufgefüllt und geputzt wird von einer Fremdfirma".

Sonnenschein forderte Arbeit, "von der sich anständig leben und für das Alter vorsorgen lässt und die nicht krank macht". Ein Mindestlohn von 8,50 Euro beschere den Haushalten 14,5 Milliarden Euro mehr Einkommen und entlaste die Sozialkassen mit sieben Milliarden Euro. Der Einsatz von Leiharbeitern müsse zudem auf drei Monate beschränkt werden. "Gute Arbeit ist sichere, ist unbefristete Arbeit", so Sonnenschein.

Dagegen sei in seinem Bereich des Hotel- und Gaststättengewerbes der Anteil der Mini-Jobs um 500 Prozent gestiegen, aber "Mini-Job heißt Mini-Einkommen und Mini-Rente". In Vermögenssteuer, Kapitalertragssteuer, einem Spitzensteuersatz über 50 Prozent und "genügend Steuerfahndern" sieht Sonnenschein geeignete Mittel, "damit Arbeit Werte schafft und nicht die Spekulationen an den Finanzmärkten".

In einem knappen Grußwort sprach sich Oberbürgermeister Rupert Kubon für die Ausweitung der von der neuen Landesregierung geplanten Tarifbindung für Länder und Kommunen auch auf Privatunternehmen aus. Wolfgang Hermann, Betriebsseelsorger und Pfarrer aus Stuttgart, forderte Arbeitseinkommen, mit der eine Familie gegründet und angemessen unterhalten werden könne, Mitbestimmung und sozial verträgliche Arbeitszeiten ausschließlich des heiligen Sonntages. Zudem dürfe man die Langzeitarbeitslosen nicht aus dem Blick verlieren. Die "Goldene Zitrone" für den schlechtesten Arbeitgeber in VS wurde vom DGB diesmal dem Zeitarbeitsunternehmen Arcom aus Schwenningen verliehen.