Rollenspiel der Dekane bei Narrenmesse voller schelmischer Untertöne.
VS-Villingen - "So schwungvoll wurde Gott noch nie im Münster begrüßt", freute sich Dekan Josef Fischer, und tatsächlich war es eine Stunde voller Lebendigkeit, Witz und dennoch Tiefgang: der ökumenische Festgottesdienst für Narren zum Start in den Sonntag.
Hexen und Glonkis, Stachis und Narros, verkleidete Gottesdienstbesucher und mittendrin die lautstarken "Eckepfätzer" aus Freiburg, die gemeinsam das Motto "VaSnet vereint" lebten. Voller Esprit griffen der katholische Dekan Josef Fischer und sein Kollege Wolfgang Rüther-Ebel von der evangelischen Kirche dieses Leitbild auf und brachten selbst ein Stück Fasnet in die Kirche: in der als Rollenspiel und in Versform inszenierten Predigt, in dem Fischer als weiser Theophilos vom Himmel gefallen und zufällig in Villingen gelandet ist, sich von Ebel nicht nur das merkwürdige Verhalten der Menschen an der Fasnet erklären lässt, sondern auch das Geschehen in der Stadt beobachtet und selbst manch Ratschlag für das Zusammenleben hat. Immer wenn es im Himmel richtig Stress gebe, sei eine Runde Schlichtungsspiel angesagt, und das Spiel heiße "VS". Bis da oben habe sich herumgesprochen, dass es zwischen Villingen und Schwenningen heftig kracht. Entsetzt von dem Verhalten, habe Jesus ein Machtwort gesprochen: "Mir reicht es jetzt mit dem Theater ihr Schwäne und Adler", fordere er die Menschen auf, vereint in VS an einem Strang zu ziehen.
Jesus sei derjenige, der diese Einheit schaffe, die ein wunderbares Gefühl sei, betonte Rüter-Ebel, und eben auch die Fasnet sei ein Spiel, das nur gelingen könne, wenn alle gemeinsam "verrückt" sind. Diese Gemeinsamkeit war jedenfalls im Gottesdienst spürbar, in dem Menschen aus den Zähringer- und den Partnerstädten, Einheimische und Gäste zusammen feierten und als Zeichen der Freundschaft mit den Besuchern aus Pontarlier auch zwei Liedstrophen auf Französisch sangen. Und gerade die Verbundenheit unter den Zähringerstädten stand im Mittelpunkt der Fürbitten, die Hoffnung, dass dieser friedliche Zusammenschluss über die Jahrhunderte hinweg auch als Beispiel für das Zusammenleben der Völker in der Zukunft dient. Wie das funktionieren kann, dafür hatte Dekan Fischer bereits in der Predigt deutliche Worte gefunden: Die Antwort auf die Devise "America first" des neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump laute: "First hat vor Gott der Mensch zu sein." So mischte sich auch der ein oder andere ernste Ton unter die närrischen Worte, die bei den Besuchern ankamen. Wann passiert es schon mal, dass es für eine Predigt lauten Beifall gibt?
Den gab es auch für die "Eckepfätzer", die das Münster mit zwei Stücken fast zum Beben brachten. Begeistert gingen alle mit und fielen klatschend in den Rhythmus ein. Und kaum ein Halten gab es, als Münsterkantor Roman Laub den Narromarsch auf der Orgel anstimmte und Narros ihre Rollen schüttelten.
Noch ganz von diesen Eindrücken hingerissen, standen die Menschen auf dem Münsterplatz zusammen und setzten die Aufforderung Fischers, den Tag zu genießen und fröhlich bis zum Ende zu feiern, gleich in die Tat um: bei Quarkbällchen und Punsch von den Ministranten und den schwungvollen Klängen der Guggenmusiker, die im Sonnenschein spielten.