Zu übersehen ist der mächtige XXXLutz-Neubau mit dem riesigen roten Stuhl direkt an der B 33 definitiv nicht. Foto: Eich

Rund um Möbelriese ist man gespannt auf Auswirkungen. Noch kein Eröffnungstermin.

Villingen-Schwenningen - Noch ist unklar, wann XXXLutz am Vorderen Eckweg eröffnet wird. Doch sicher ist: Für die Umgebung bedeutet die Ansiedlung des Möbelriesen eine große Veränderung. Aber wie gehen die Nachbarn mit dieser neuen Situation um?

Nein, zu übersehen ist der mächtige Neubau mit dem riesigen roten Stuhl direkt an der B 33 definitiv nicht. Und auch in der direkten Umgebung ist das Thema "XXXLutz" derzeit omnipräsent. Innerhalb von anderthalb Jahren haben zahlreiche Baufirmen und viele Handwerker dafür gesorgt, dass auf der ehemals grünen Wiese nun auf 27 000 Quadratmeter Verkaufsfläche alle möglichen Produkte für die eigenen vier Wände angeboten werden – vom Kleiderschrank bis zur Blumenvase. Die Folge: Täglich werden tausende Kunden aus der gesamten Region den Weg in den Vorderen Eckweg finden.

Aldi wird die Zahl der Mitarbeiter erhöhen

Das weckt in der Umgebung auch Begehrlichkeiten. Kein Wunder also, dass sich die umliegenden Betriebe und Händler auf den neuerlichen Ansturm vorbereiten. Einer hiervon ist der Discounter Aldi . Direkt gelegen an der neuen Stichstraße zum Möbelhaus kann Aldi mit einer deutlich besseren Wahrnehmung rechnen als noch zuvor. "Wir sehen die Ansiedlung des Möbelhauses positiv und rechnen mit einer Erhöhung der Kundenfrequenz", berichtet Unternehmenssprecher Tobias Neuhaus auf Anfrage unserer Zeitung.

Die aktuell anstehende Erweiterung und die geplante Modernisierung würden diesen Trend verstärken, "entsprechend werden wir am Standort in der Milanstraße die Mitarbeiteranzahl erhöhen", führt Neuhaus weiter aus. Die Erweiterung sei bereits im Gange, die grundlegende Modernisierung des dortigen Standortes sei für die Zeit zwischen dem 2. und 7. Oktober geplant.

Hoerco plant gemeinsame Aktionen

Nur wenige Meter weiter sieht auch Rudolf Reim, Geschäftsführer des Elektrofachmarktes Hoerco , durchaus Potenzial dank des neuen Nachbarn. "Bisher waren wir ja ein Solitärsandort, das heißt, der Kunde ist nur wegen uns hier raus gefahren – das ändert sich nun", so Reim. Die erhöhte Kundenfrequenz bringe deshalb natürlich zahlreiche Vorteile. Das liege unter anderem daran, dass sich der Elektro- und der Möbelmarkt aus seiner Sicht gut ergänzen. "Bei uns gibt es für die neuen Einrichtung die passenden Elektroartikel und hierfür eine gezielte Beratung", so der Geschäftsführer. Und: "Vielleicht schaut der Mann eher bei uns nach einem neuen PC, während die Frau im Möbelhaus unterwegs ist." Reim ist darüber hinaus eine gute Nachbarschaft wichtig, um das Synergieeffekte zu nutzen. Er sei deshalb bereits mit den Verantwortlichen im Gespräch, um gemeinsame Aktionen abzusprechen. "Da müssen wir aber natürlich immer schauen, wie es die Kunden annehmen."

Möbel kaufen und sich danach gleich ein neues Auto zulegen? Das klingt zunächst utopisch, dennoch kann das Toyota-Autohaus Bach , ebenfalls direkt am Vorderen Eckweg gelegen, der Neuansiedlung ausschließlich positive Effekte abgewinnen. Und dies zunächst auch abseits vom eigenen Betrieb. "Die Ansiedlung in Villingen ist eine Bereicherung für die Stadt", betont Geschäftsleiter Andreas Beck. Das führt er auf das "umfangreiche Angebot", das es in der Region noch nicht gäbe, zurück, aber ebenfalls auf die Schaffung "etlicher Arbeitsplätze". Und auch für das Autohaus sieht man Auswirkungen. Die erhöhte Frequenz des Publikumsverkehrs sei für den Betrieb sehr positiv – vor allem in Hinblick auf die Steigerung des Bekanntheitsgrades. Beck: "Wir freuen uns auf unseren neuen Nachbarn XXXLutz."

Wie sieht jedoch die Freude bei jenen aus, die ihr Eigenheim vor einigen Jahren nur wenige Meter entfernt gebaut haben? Heiko Stadelmann ist einer der direktesten Nachbarn von XXXLutz, blickt nicht nur von seinem Arbeitsplatz, sondern auch von seinem Wohnzimmer aus direkt auf das mächtige Gebäude. "Wir haben jetzt natürlich direkt vor der Haustüre einen solchen Kasten", erzählt der Unternehmer.

2006 sind er und seine Familie dort hin gezogen, von der Ansiedlung eines solchen Möbelhauses sei damals noch keine Rede gewesen. Doch Stadelmann stellt klar: "Wer in das Gewerbegebiet zieht, kann nicht erwarten, dass er von hier aus immer den Blick auf die Stadt genießen kann."

Bebauungsplan bringt Ärger mit sich

Dennoch hatten sich im Vorfeld der geplanten Ansiedlung mehrere Anwohner zusammengetan, um gegen die Bebauung vorzugehen. Damals sei es aber insbesondere um die Änderung des Bebauungsplans gegangen, wie ein weiterer Nachbar ausführt. Man sei nie gegen XXXLutz gewesen – "wir sind damals nur unter völlig anderen Voraussetzungen hierher gezogen", stellt der Mann klar. Sauer sei man damals deshalb vor allem auf die Stadt gewesen.

Infrastruktur hat sich verbessert

Stadelmann sieht die Sache mittlerweile entspannt, obwohl Dreck und Lärm lange Zeit unangenehm gewesen seien. "Wir können es ja nur positiv sehen, was anderes bleibt uns fast nicht übrig", erzählt er. Die Auswirkungen seien aus seiner Sicht bisher schwer abzuschätzen. Tagsüber verbringe er die Zeit sowieso in dem Betrieb, der ebenfalls auf dem dortigen Grundstück angesiedelt ist, "was XXXLutz sonst noch bringt, müssen wir abwarten."

Gänzlich negativ sieht er die Sache jedoch nicht. Denn: Für den Genussladen seiner Frau Verena, der ebenfalls auf dem dortigen Gelände beheimatet ist, könnte eine erhöhte Frequenz an Fahrzeugen zusätzliche Kunden anlocken. "Wir wollen deshalb die Werbung verstärken."

Doch Stadelmann hat auch noch andere, ganz pragmatische Gründe, warum er der neuen Ansiedlung positive Aspekte abgewinnen kann. "Die Straße wurde endlich gemacht, es gibt einen Gehweg und wir haben nun Straßenlaternen."

Die Spannung in der Umgebung des Möbelriesen wächst also. Denn welche Auswirkungen die Neuansiedlung wirklich hat, scheint erst klar, wenn die ersten Kunden in den Vorderen Eckweg rollen, um im größten Möbelhaus der Region ihre Einkaufstour zu starten. Wann dies sein wird, ist bislang aber noch nicht bekannt.