Die Geschwindigkeitsmessungen zu später Stunde überführen zahlreiche Verkehrssünder. (Symbolfoto) Foto: Büttner

Geschwindigkeitsmessungen in Neckar- und Spittelstraße. Passanten reagieren aggressiv. Mit Kommentar

VS-Schwenningen - Das Bürgeramt von Villingen-Schwenningen hat jüngst in den 30er-Zonen der Neckar- und Spittelstraße am späten Abend Geschwindigkeitsmessungen vorgenommen. Während sich die Anwohner endlich erhört fühlen, reagieren Passanten wütend.

Seit Mitte vergangenen Jahres herrscht sowohl in der Spittel- als auch in der Neckarstraße vor den jeweiligen Altenheimen Tempo 30. Mehrfach hatten sich Anwohner jedoch darüber beschwert, dass viele Verkehrsteilnehmer die Geschwindigkeitsvorgabe insbesondere ab Einbruch der Dämmerung ignorieren – offenbar im Vertrauen, dass nachts sowieso nicht geblitzt werde.

Dieses Vertrauen dürften einige Verkehrsteilnehmer nun verloren haben. Denn das Bürgeramt der Stadt Villingen-Schwenningen hat in den vergangenen Tagen sieben abendliche Kontrollen vorgenommen, wie Oxana Brunner von der städtischen Pressestelle mitteilt. Thomas Steurer, Anwohner der Spittelstraße, fühlt sich endlich erhört. Er hatte bereits mehrfach die Beobachtung gemacht, dass in der Dunkelheit schneller gefahren wird. "Meine Einschätzungen wurden mehr als bestätigt. Ich habe mal eine Stunde, von 17.15 bis 18.15 Uhr, mitgeschrieben, und es wurde 58 Mal geblitzt", berichtet er.

Mehr als zehn Prozent zu schnell unterwegs

Die Zahl der Verstöße ist allerdings noch deutlich höher, wie Oxana Brunner mitteilt. Bei der Messung in der Spittelstraße am vergangenen Donnerstag wurden 211 Verstöße erfasst. Damit waren in der Zeit von 16.47 bis 23 Uhr etwas mehr als zehn Prozent aller Verkehrsteilnehmer in diesem Bereich zu schnell unterwegs. In der Neckarstraße löste das Radargerät ebenfalls nicht selten aus. Mit 95 Geschwindigkeitsüberschreitungen zwischen 17.36 und 23.03 Uhr fuhren rund 4,2 Prozent zu schnell.

Doch nicht alle Bürger sind über die städtische Maßnahme so erfreut wie Anwohner Thomas Steurer. Insbesondere in der Neckarstraße sah sich das Messpersonal immer wieder wütenden Passanten gegenüber. "Die Messung musste aufgrund von störenden und aggressiven Passanten mehrfach unterbrochen werden. Die Stimmung gegenüber dem Messpersonal wurde mit zunehmender Dauer immer aggressiver. Dies ist auch bei anderen Nachtmessungen festzustellen", schildert die Pressesprecherin.

Diese durchaus unschöne Tatsache beeinflusse das Vorgehen allerdings nicht. "Den Ausschlag für die nächtlichen Messungen gaben sowohl eigene Erkenntnisse des Bürgeramts, als auch Hinweise aus der Bevölkerung, denen selbstverständlich nachgegangen wird", begründet Oxana Brunner die Entscheidung. Zielrichtung sei hierbei die Einhaltung der Verkehrssicherheit sowie der Schutz vor nächtlichen Lärmbelästigungen. Aufgrund dieser Verantwortung seien nächtliche Messungen definitiv ein Mittel, um gegen die genannten Probleme und Risiken vorzugehen. Einen beeinträchtigenden Kostenfaktor, weil die städtischen Mitarbeiter länger oder später arbeiten müssten, gibt es laut Brunner nicht. Die Maßnahme sei als dauerhaftes Mittel machbar.

Kommentar: Einfach traurig!

Von Michael Pohl

Wir Menschen sind glücklicherweise verschieden. Der eine ist emotionaler, der andere weniger. Das ist gut so und soll auch so sein. Dennoch ist es mittlerweile äußerst bedauerlich, welche Auswirkungen unsere Emotionen auf das Miteinander haben. Wenn städtische Mitarbeiter allein aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit attackiert oder Anfeindungen ausgesetzt werden, ist das traurig. Geschwindigkeitsmessungen sind – egal zu welcher Tageszeit – nicht nur legitim, sondern beim Betrachten der jüngsten Zahlen ganz offensichtlich auch notwendig. Keine Frage, 15 Euro für sechs oder sieben Stundenkilometer zu viel tun weh. Aber auch das rechtfertigt in keiner Weise, dass Betroffene oder Passanten die nächtlichen Kontrollen und das ausführende Personal angehen. Es gibt Vorschriften, an die es sich zu halten gilt. Wenn dagegen verstoßen wird, gibt es nur einen Schuldigen!