Der Narrenrat der Schwenninger Narrenzunft sowie die zahlreichen übrigen Besucher der Fasnetsmesse singen und bewegen sich eifrig mit. Foto: Kratt

Messe mit Narren verbreitet würdevolle Stimmung in St. Franziskus-Kirche. Predigt mit Lokalkolorit. Mit Video

VS-Schwenningen - Würdevoll einstimmen auf den großen Umzugstag ließen sich zahlreiche Fasnetsfreunde am Sonntagmorgen bei der traditionellen Messe mit Narren in der St. Franziskus-Kirche. Mehrere Höhepunkte waren geboten.

Schwenninger Narrenmarsch und Schunkellied gehören an den hohen Tagen zum guten Ton in Schwenningen – so auch bei der Messe mit Narren. Doch nicht nur durch die Klänge des Musikvereins Harmonie, in die die Gäste eifrig mit einstimmten, lassen sie jedesmal zu einem absoluten Höhepunkt im Fasnetsgeschehen werden.

Die Freude und Verbundenheit mit Jesus Christus, sie sollten bei diesem besonderen Gottesdienst im Mittelpunkt stehen, meinte Pfarrer Andreas Schulz von der katholischen Seelsorgeeinheit Neckar-Baar. Passend dazu wurden die närrischen Besucher beim Kirchenlied "Erfreue dich, Himmel" aufgefordert, mit Händen und Füßen ihrer Fröhlichkeit Ausdruck zu verleihen – alle machten mit.

Zufrieden zeigte sich der Pfarrer über die wiederholt gute Besucherresonanz, auch aus den Außengemeinden – "ich freue mich, dass die Villinger auch Fasnet feiern", meinte er und sorgte damit für das erste Schmunzeln unter den Gästen.

Als Überraschung hielt nicht Schulz, sondern Diakon Christian Feuerstein die Predigt aus dem Markus-Evangelium – natürlich, passend zur Fasnet, gereimt: "Krankheit hin, Krankheit her, Krankheit macht das Leben schwer. Schwenningen, Oho, Narri-Narro", ließ Feuerstein die Gäste als roten Faden stets wiederholen und spielte auf den Predigttext über einen Aussätzigen an.

Denn es gebe derzeit genug "Krankheiten": "Guckscht Du in die Welt, in jede Bucht, begegnet Dir überall Herrschersucht", hieß es da. Der Diakon erzählte vom "Trampeltier Trump", dessen Hilfe bei Bedürftigen ausbleibt, oder von den diversen Versuchen, in der Bundesrepublik eine Regierung zu bilden: "In Deutschland herrscht seit September der Frust, zum Regieren hat keiner Lust."

Dann nahm er – mit der Narrenkappe in blau-weiß, den Farben der Stadt, der Narrenzunft sowie der Schwenninger Wild Wings, auf dem Kopf – die Kommunalpolitik aufs Korn: Mitunter erzählte er von der "Doppelstadtkrankheit" zwischen Villingen und Schwenningen, die trotz des gemeinsamen Jubiläums im vergangenen Jahr stets präsent sei: "Schwenningen ist eine schöne Stadt, weil’s dort schöne Schwennninger hat." Gleichzeitig höre er aber immer: "Villingen wär’ eine schöne Stadt, wenn es dort keine Villinger hat." Spätestens jetzt hatte Feuerstein die Besucher auf seiner Seite.

Kirchenasyl für OB Kubon

"Ungeduld ist in der Tat eine Krankheit vom Gemeinderat", fuhr er fort und spielte auf den Druck an, dem Rupert Kubon derzeit bei seiner möglichen dritten Oberbürgermeister-Kandidatur ausgesetzt ist. Er bot Kubon an, deswegen in die Kirche zu kommen: "Do kaasch’ überlege und dabei das Kirchenasyl genieße."

Natürlich durfte auch das im vergangenen Sommer heiß diskutierte Thema rund um die coliformen Bakterien im Wasser nicht fehlen: "Aufklärung bringen Wasserproben. Die Schwenninger Kirchen kannst du fast loben. Doch im Villinger Münster ist das Wasser unter alle Kanone."

Glückwünsche zum 90-jährigen Bestehen der Narrenzunft richtete Feuerstein in Richtung Narrenrat – mit der Bitte, das Abstauben am Dreikönigstag künftig nicht bereits um 10.14 Uhr, sondern um 12 Uhr, nach dem Gottesdienst, auszurichten: "Wir beide, Diakon und Pfarrer, wären auch gern dabei, bei der Schwenninger Narretei."

Es erfülle ihn, an diesem Morgen lauter frohe Menschen zu sehen, meinte der Diakon schließlich und gab den Besuchern als Quintessenz mit auf den Weg: "Das Lachen ist der beste Samen, möge er aufgehen – Amen."