Auch einige Bänke des Panoramawegs sind mit Sprühereien verschmiert. Foto: Pohl

Polizei hat Ermittlungen aufgenommen. Taten werden mit Rapper in Verbindung gebracht.

VS-Schwenningen - Ärger herrscht in Schwenningen vielerorts über zuletzt vermehrt auftretende Sprühereien an Hauswänden, Fensterscheiben oder Bänken. Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen, die Taten werden mit einem hiesigen Musiker in Verbindung gebracht.

Was genau "Hebrha" zu bedeuten hat, haben sich viele Schwenniger zuletzt wohl vermehrt gefragt. Überall in der Neckarstadt, aber auch auf Verkehrsschildern außerorts und an einigen Stellen in Villingen "zieren" dieser Schriftzug und weitere Wörter wie "Capital" Hausfassaden, Fenster oder Säulen.

Von Graffitikunst – die ihrerseits bereits häufig Streitpunkt ist – kann keine Rede sein, dementsprechend sauer reagieren Passanten, aber vor allem auch von den Schmierereien betroffene Geschäftsbetreiber. "Es stört sehr. Wir stellen extra keine Kleiderständer mehr zu dem Schriftzug, um nicht noch den Blick darauf zu lenken", sagt eine Angestellte eines Bekleidungsgeschäftes in der Muslen, an deren Außenwand ebenfalls das Wort geschrieben steht. "Ich dachte zuerst, es ist nur bei uns. Aber das steht ja überall."

Der Inhaber eines anderen Geschäftes in der Schwenninger Innenstadt findet für den Urheber der "Kunstwerke" schon deutlichere Worte. "Schade, dass diejenigen offensichtlich keinerlei Respekt mehr haben. Solch massive Ausmaße, das ist wirklich schlimm. Wenn ich denjenigen erwischen würde, würde ich ihn jeden einzelnen Buchstaben wieder wegputzen lassen." Er könne sich zudem gut vorstellen, wer hinter den Sprühereien steckt.

Die Rede ist von einem Musiker aus der Rapperszene, der aus dem Raum Villingen-Schwenningen stammen soll. Tatsächlich liefert der Schriftzug, in der Internet-Suchmaschine Google eingegeben, einige Treffer. Diese führen unter anderem zu Musikvideos des jungen Mannes, welche offensichtlich zu großen Teilen in der Neckarstadt gedreht wurden. Für den Geschäftsbetreiber ist der Sachverhalt klar: "Als cooler Rapper willst du ja durchstarten. Für ihn ist das alles Werbung. Deshalb kann ich mir sehr gut vorstellen, dass er selbst oder seine Anhänger das waren."

Die Polizei wollte am Dienstag gegenüber unserer Zeitung lediglich bestätigen, dass "eine Person unter diesem Namen künstlerisch tätig ist", wie Polizeisprecher Dieter Popp es ausdrückte. Es verstehe sich jedoch von selbst, dass auch in diese Richtung ermittelt werde. Zwar sei erst eine Anzeige wegen der Sprühereien eingegangen, ein spezieller Sachbearbeiter habe inzwischen jedoch etwa 15 Geschädigte ausgemacht, deren Eigentum mit diesem Stigma verziert wurde.

"Nur weil ein Name irgendwo hin geschrieben wurde, beweist das noch lange nicht, dass derjenige das auch war", sagt hierzu Oxana Brunner, Pressesprecherin der Stadt. Auch Eigentum der Stadt ist von den Sachbeschädigungen nicht verschont geblieben. "Uns sind im Moment vor allem Schriftzüge auf den Bänken des Panoramaweges bekannt", sagt Brunner. Auch die Granitsteine, auf denen die Bänke stehen, seien beschmiert worden, berichtet die Pressesprecherin.

Noch habe die Zeit gefehlt, in der gesamten Doppelstadt in dieser Sache eine Bestandsaufnahme zu machen. Doch auch Farbe an Straßenlaternen, Stromkästen oder Mülleimern, die sich ebenfalls im Besitz der Stadt befinden, seien beispielsweise Mitarbeitern des Reinigungsdienstes aufgefallen.

"Die Sache ist natürlich super ärgerlich", sagt Brunner. "Die Bänke am Panoramaweg sind teilweise gestiftet worden, und dass sie nun so versaut sind, macht den Frust vor allem bei den Stiftern nicht gerade kleiner", so Brunner weiter. An Wiederherstellungs- oder Reinigungskosten käme hierbei sicherlich Einiges auf die Stadt zu. Bei der Suche nach den Verursachern zeigt sich Brunner skeptisch. "Die Stadt steht bei solchen Vorfällen stets mit der Polizei in Kontakt und natürlich wäre es wünschenswert, wenn der Verursacher zur Rechenschaft gezogen wird. Es zeigt sich aber leider, dass oft niemand haftbar gemacht werden kann und die Stadt für die Kosten aufkommen muss."

Das schätzt Popp anders ein. "An sich sind die Erfolgsaussichten in solchen Fällen nicht schlecht. Es dauert für gewöhnlich nur sehr lange", so der Sprecher. Deshalb seien Zeugenhinweise von großer Bedeutung. "Auch in dieser Sache haben wir bereits gute Hinweise bekommen." Wichtig sei zudem, dass Geschädigte stets Anzeige erstatten. "Das hilft, schnell ein Gesamtbild zu bekommen, den Weg der Unbekannten nachzuvollziehen und so die Ermittlungen besser zu lenken", sagt Popp.

Wird der Täter gefasst, könne er straf- und zivilrechtlich belangt werden. "Bei der Reinigung einer Hausfassade kommt man schnell mal in den vierstelligen Eurobereich. Bei 15 Geschädigten kann das also auch mal in die Hunderttausende gehen", sagt Popp.