Es gibt genügend Gründe, warum die Neunutzung der ehemaligen Wohnungen französischer Streitkräfte in Villingen ein ganz besonderes Projekt ist. Foto: Marc Eich

Wohnprojekt mit Weitblick. Zuerst Studentenappartements, dann Mietwohnungen. Mit Video

Villingen-Schwenningen - Drei Partner, ein gemeinsames Ziel: Die ehemaligen Soldatenwohnungen in Villingen werden derzeit zu modernen Wohnblöcken hergerichtet. Dort sollen zunächst Studenten einziehen, ehe sie der Bevölkerung zur Verfügung stehen.

Es gibt genügend Gründe, warum die Neunutzung der ehemaligen Wohnungen französischer Streitkräfte in Villingen ein ganz besonderes Projekt ist. Zum einen sind sich die Beteiligten einig, dass es sich um eines der größten Sanierungsprojekte handelt, "die VS je gesehen hat", zum anderen weil drei – eigentlich konkurrierende – Gesellschaften das Vorhaben gemeinsam stemmen.

Die Vorbereitungen

Als Projektbeteiligte, die als neu gegründete Firma "Bündnis für faires Wohnen" auftreten, haben die Baugenossenschaft Villingen, die Wohnungsbaugesellschaft und das Familienheim sich eines zum Ziel gesetzt: Guten, bezahlbaren Wohnraum in Villingen anzubieten, der dauerhaft im Besitz des Bündnisses ist. Mit Hilfe der städtischen Erwerbsgesellschaft konnte man sich hierbei das Erstzugriffsrecht sichern und die Wohnungen im französischen Quartier zwischen Dattenberg- und Pictoriusstraße sowie Kirnacher Straße sichern. "Das ging nur gemeinsam, auch aus finanziellen Gründen", so Familienheim-Geschäftsführer Sebastian Merkle. Denn insgesamt werden 35 Millionen Euro investiert.

Der Deal, der innerhalb kürzester Zeit von verschiedensten Instanzen abgesegnet wurde, war jedoch an einen Kompromiss gekoppelt: Die Wohnungen werden dem Bündnis nur überlassen, wenn zunächst Studenten der Polizeihochschule dort unterkommen können.

Denn aufgrund des Ausbaus der Hochschule werden dringend Wohnungen benötigt – und zwar für 500 Studenten.

Der Umbau

Die rund 130 Wohnungen (Baujahr zwischen 1953 und 1957) werden deshalb umgebaut und grundlegend saniert – so entstehen 12 000 Quadratmeter an neuwertiger Wohnfläche. Begonnen wurde hierbei mit drei Wohnblöcken in der Kirnacher Straße sowie Mehrfamilienhäusern in der Pictoriusstraße. Die großen Blöcke werden dabei quasi in einen Rohbau verwandelt. "Der Zeitdruck ist enorm, deshalb haben wir uns für die Modernisierung entschieden", berichtet Sebastian Bausch von der Baugenossenschaft Villingen.

In diesem Zuge wird das Dach abgetragen und in Holzständerbauweise ein weiteres Geschoss aufgesetzt. Die Häuser entsprechen anschließend dem KfW 55-Standard. Sie erhalten zudem Aufzüge. Beim Umbau wird derweil mit Zwischenwänden gearbeitet, die für die Nachnutzung wieder herausgenommen werden können, um die Studentenappartements in familienfreundliche Wohnungen zu verwandeln.

Die Nutzung

Für die erste Nutzung als Studentenwohnungen werden zunächst die Häuser in der Pictoriusstraße benötigt. Hier kommen ab März 2019 dann 92 Studenten unter. Im nächsten Zug werden in den Wohnblöcken in der Kirnacher Straße ab 1. September 2019 weitere 163 Studenten wohnen – bis zur Fertigstellung des gesamten Quartiers am 1. September 2021 sollen dort schließlich insgesamt 500 Studenten Platz finden.

Erst in etwa sieben Jahren, so die Schätzungen, würden die Gebäude als bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung stehen. "Die Wohnungen können innerhalb kürzester Zeit umgewandelt werden", berichtet Rainer Müldner, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft. Dies sei auch dringend notwendig, sind sich die Partner einig.

Denn: Die Stadt wachse schneller als vermutet und es würde nicht nur Wohnraum im "hochpreisigen Segment" benötigt. Müldner: "Ziel ist es, einen ausgewogenen Wohnungsmarkt zu haben." Mit dem Großprojekt wurde ein wichtiger Schritt getan – auch wenn den Familien erst in einigen Jahren die Wohnungen zur Verfügung stehen werden.