Bei Veranstaltungen wie beir Katerbefreiung sind mittlerweile umfassende Sicherheitskonzepte notwendig. Archiv-Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Sicherheit: Verantwortlichkeiten in der Organisation der fünften Jahreszeit unterschiedlich geregelt

Sicherheitsauflagen bei den Fasnachtsumzügen, Not-Aus-Knöpfe an den Umzugswagen sowie die genau Prüfungen und Abnahme der Gefährte. Verantwortliche, wie Roland Wehrle, befürchten, dass die vielen Vorschriften die Straßenfasnet auf lange Sicht sterben lässt.

Villingen-Schwenningen. Die Veranstalter sind Organisator und rechtlich haftbar, wenn ein Schadensersatzfall eintritt. Jedoch schon in den beiden großen Stadtteilen Villingen und Schwenningen gibt es verschiedene Veranstalter. In Villingen ist es die Zuggesellschaft mit dem Oberbürgermeister kraft Amtes als Vorsitzender.

In Schwenningen ist der Veranstalter die Narrenzunft Schwenningen. Die Kosten für Leistungen der TDVS – dazu gehören Absperrungen, Stadtreinigung sowie zusätzlicher Winterdienst, die Kosten für Sanitätsdienste, Versicherungen, THW und einiges mehr – werden in Villingen von der Stadt getragen und aus dem Budget des Amts für Kultur bezahlt. Die Narrenzunft Schwenningen bekommt eine Rechnung, beispielsweise für Stadtreinigung oder auch für Schneeräumen, sollte überraschend vor dem Umzug Schnee geräumt werden müssen, was natürlich die Kosten nach oben treibe, so der neue Zunftmeister Lutz Melzer. Doch habe man bezüglich der Kosten immer wieder Lösungen gefunden.

Die Zuggesellschaft ist in Villingen verantwortlich für den Kinderumzug, die Montagsumzüge und den Großen Umzug am Dienstag. Sie hat eine übersichtliche Anzahl an Mitgliedern. Dies sind die Vereine: Fleck-Fleck, Glonki-Gilde, Gockel-Gilde Zollhaus, Heringsdörfler, die Hexenzunft Villingen, Historische Narrozunft 1584, Katzenmusikverein Miau 1872, Meckergilde, Rietvögel, Schanzelzunft, Schindel-Hansel-Zunft, Südstadt-Clowns, Brigachblätzle, Fazenedle, Schalmeien sowie Warenbachhexen. Von diesen Zünften sind auch Vertreter im Vorstand. Vorsitzender ist jeweils der amtierende Oberbürgermeister, darüber hinaus sitzt im Gremium der Zunftmeister der Historischen Narrozunft, der Generalfeldmarschall der Katzenmusik, der Glonkivatter, der Zunftmeister der Hexen und ein Vertreter der so genannten "Kleinen Vereine".

Die veranstaltenden Narrenzünfte sind dazu angehalten, jeweils ein Sicherheitskonzept aufzustellen – für Villingen-Schwenningen ist die Grundlage das Sicherheitskonzept aus dem vergangenen Jahr. Für dieses Jahr gibt es als Neuerung die Installation der Notknöpfe, die ab diesem Jahr verpflichtend an den Umzugsfahrzeugen eingebaut werden müssen. Begutachtet und geprüft wird das laut Stadtverwaltung von einem Mitarbeiter aus dem Verkehrssachgebiet.

Wagen wird begutachtet

Lutz Melzer beschreibt: Mit der Einladung zum Fastnachtsumzug erhalten die Zünfte ein Informationsblatt, wie ein Wagen ausgestattet sein muss. Vor dem Umzug gibt es eine Begutachtung durch einen Mitarbeiter des Verkehrssachgebiets. Entspricht ein Wagen nicht den Vorschriften, bleibe er stehen.

In diesem Jahr seien es in Schwenningen mehr Wagen als im vergangenen, jedoch gibt es so gut wie keine Motivwagen. Die Gründe dafür seien unterschiedlich. Es sei schwieriger geworden von Landwirten Anhänger und Traktor inklusive Fahrer zu bekommen, auch seien die Wagenbauer rar gesät. Melzer sieht keine Ungleichbehandlung durch die Stadt, man wolle die Fastnacht auch weiterhin selbst organisieren. "Mit der Situation, dass wir Veranstalter sind, sind wir zufrieden."

Bei der kürzlich stattgefundenen Hauptversammlung der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) waren aufwendige Sicherheitskonzepte, behördliche Auflagen und steigende Kosten ebenfalls ein Thema, sie machen den Mitgliedszünften zu schaffen. VSAN-Präsident Roland Wehrle forderte vor den über 600 Zunftvertretern, die Landesregierung auf, für das immaterielle Kulturerbe Schwäbisch-Alemannische Fastnacht aktiv zu werden, sonst sieht er die Zukunft von Narrensprüngen und Landschaftstreffen bedroht. Mittlerweile deutete Innenminister Thomas Strobl Gesprächsbereitschaft an. "Ich bin dafür, dass sich alle Beteiligten zusammensetzen, um das Thema gemeinsam zu besprechen" sagte der Minister am Mittwoch.

Wenn es mit den behördlichen Auflagen und den damit entstehenden Kosten für die Zünfte so weitergeht, sieht Roland Wehrle die Fortführung und Durchführung fastnächtlicher Bräuche mittelfristig bedroht. So musste die Stadt Markdorf beispielsweise zusammen mit der Narrenzunft im vergangenen Jahr rund 70 000 Euro in die Hand nehmen, um ein aufwendiges Sicherheitskonzept erstellen zu lassen. Allein der Feuerwehrdienst während eines zweitägigen Landschaftstreffen kann für eine Gastgeberzunft mit bis zu 6000 Euro zu Buche schlagen, informierte Wehrle die Zünfte.