Standort in der Niederwiesenstraße muss aufgegeben werden. Maurizio ist kulinarische Institution.
VS-Villingen - Maurizio und sein Pizzawagen sind in der Villinger Niederwiesenstraße längst eine kulinarische Institution. Doch eine Großbaustelle stellen den Pizzabäcker vor eine ungewisse Zukunft.
Es ist kurz nach 11 Uhr. Maurizio hat seinen Pizzawagen gerade erst aufgesperrt, die ersten Bleche mit Pizza gerichtet und die ersten Salatteller garniert, da braust schon die erste Kundin mit einem roten Kleinwagen herbei. Fünf Minuten später kommt ein junger Italiener dazu. "Ciao, Maurizio" – Maurizio Postiglione winkt, lächelt und lässt schon den Kaffee aus der Maschine, von dem er weiß, dass sein Gast ihn gleich bestellen wird. Der Pizzabäcker kennt seine Kunden, und seine Stammkunden kommen gerne hierher, auch wenn man hier im Freien steht und der Komfort an der Durchgangsstraße nicht mit dem einer Pizzeria zwischen vier Wänden mithalten kann. Muss er aber auch nicht, das dolce vita kommt auch so auf.
Seit sieben Jahren steht Maurizio schon von Montag bis Freitag ab 11 Uhr morgens mit seinem Pizzamobil in der Niederwiesenstraße, nur wochenends und an Feier- und Brückentagen bleibt sein Pizzaofen kalt.
Doch vor der Baustellenzeit, die vor ihm liegt, graut ihm bereits ein wenig. Im Oktober solle der zweite Baustellenabschnitt angegangen werden, dann wird es auch für Maurizio ernst. "Ich muss zumachen, das geht gar nicht anders, das gibt Staub ohne Ende", sagt er und gestikuliert so vielsagend, als wolle er den imaginären Staub schon einmal aufwirbeln. Nein, Lebensmittel und Baustaub vertragen sich nun wirklich nicht gut miteinander.
Doch was passiert dann mit dem Pizzamobil? Maurizio zuckt die Schultern. "Ich weiß es nicht" – und auch die Stadtverwaltung, wo Maurizio und die Inhaberin des Pizzawagens bereits im Nachgang einer Info-Veranstaltung für die Anlieger vorstellig wurden, ist ratlos. "Wir wollten eine Alternative", schildert der Pizzabäcker, den es vor sieben Jahren aus Friedrichshafen, wo er als Sozialarbeiter an Schulen tätig war, nach Villingen-Schwenningen verschlagen hat. Jetzt steht er schon wieder vor vielen Fragezeichen.
Am Mittwochabend im Gemeinderat informierte Oberbürgermeister Rupert Kubon das Gremium über die laufenden Gespräche und darüber, dass ein Alternativstandort bislang nicht gefunden wurde. "Es gibt Besprechungen mit der Stadtverwaltung", sagt Maurizio, "aber eine konkrete Lösung gibt es noch nicht."
Flugs reicht er während des Gesprächs die Bestellungen über die Theke. Es wird Mittag, die hungrige Kundschaft trudelt langsam ein, holt sich ihre Pizza-Stücke und lässt sie entweder in Pizzaschachteln packen oder setzt sich mit den reich belegten Teigfladen an einen der Tische in der Sitzgruppe, die längst zur Pizzeria auf vier Rädern an der Niederwiesenstraße dazugehört.
"Vielleicht", wiegelt Maurizio nachdenklich ab, "mache ich auch besser zu..." Bis solch ein Geschäft anlaufe, dauere es auf jeden Fall zwei bis drei Monate. "Am Anfang stehst Du da und wartest, bis die Leute wissen, dass Du da bist." Ob sich dieses Warten in der Überbrückungszeit bis zum Ende der Baustelle rentiert? "Außerdem habe ich dann laufend Mehrkosten, ich müsste eine zweite Miete bezahlen", erklärt der Pizzabäcker.
Doch die Hoffnung, dass seine rollende Pizzeria doch noch ein neues Domizil auf (Baustellen-)Zeit findet, hat er noch nicht ganz aufgegeben. Erst an diesem Morgen klingelte sein Telefon, nachdem der Schwarzwälder Bote über die Suche nach einem geeigneten Standort berichtet hatte. Am anderen Ende ein freundlicher Herr, der ihm einen Platz "in irgendeinem Industriegebiet" anbieten wollte. "Ich weiß nicht, ob das was ist, das müssen wir erst einmal anschauen", sagt der freundliche Pizzabäcker, ehe er die nächste Margherita in den Ofen schiebt.