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Extrem-Schneefall stimmt Verwaltung nachdenklich. Knackpunkte sind flexibles Personal und Gerätekapazität.

In der Handybranche sind sie gängig, die Stadt Villingen-Schwenningen will künftig in Sachen Winterdienst auf ein Flex-Modell setzen. Soll heißen: Sparmaßnahmen beim Räumdienst sind weiterhin geplant, doch Stark-Ereignisse wie der jüngste heftige Schneefall soll ein flexibles Modell dämpfen.

Villingen-Schwenningen - Der Winterdienst und die angekündigten Sparbemühungen sind wohl das Aufreger-Thema der vergangenen Woche. Bürgermeister Detlev Bührer aber bemühte sich, die Wogen zu glätten und verteilte obendrein in der Sitzung des Technischen Ausschusses am Dienstagabend reichlich Lob an die Technischen Dienste: "Die machen ihre Sache richtig gut!"

Ein ausgefeiltes Konzept, gut geschultes Personal und die passende Ausrüstung hin oder her – solche Schneemassen wie jüngst können eine Winterdienst-Crew schon einmal aufs Glatteis führen.

Da liegen riesige Schneehaufen an den Straßenrändern – mancher Eigenheimer wirft die Schneemassen vom Gehweg aus lauter Angst, seinen heiligen Rasen mit "gesalzenem" Schnee zu vergiften, schon mal in hohem Bogen auf die Fahrbahn und, ach ja, an einen fließenden Verkehr in beide Richtungen ist in vielen Wohngebieten längst nicht mehr zu denken. Das aber, sagte der Bürgermeister klipp und klar, sei mitnichten das Ergebnis von Sparbemühungen oder gar eines unfähigen Teams bei den Technischen Diensten. Dass Detlev Bührer solche Beschuldigungen nach entsprechenden Äußerungen in den vergangenen Tagen satt hat, schwang als Botschaft in seinen Ausführungen am Dienstagabend klar mit.

"Wir können den Schnee nicht wegbeamen!"

Schneemassen wie jetzt seien schlichtweg eine besondere Situation, in der nicht ad hoc ein vollumfänglicher Winterdienst geleistet werden könne, bei dem in der Gesamtstadt früh morgens alle Straßen geräumt seien. Man könne den Schnee nicht "wegbeamen", sondern nur zur Seite schieben. Und auch dort stelle er vor allem Busse und Lastwagen noch vor große Probleme.

Frau Holle schüttelte ihre Betten also zur rechten Zeit, denn: Die Erfahrungen der vergangenen Tage haben die Verwaltungsspitze dazu bewogen, ihren Plan zu überdenken und letztlich einen geänderten Beschlussvorschlag einzureichen. Und der sieht neben der Ausarbeitung eines reduzierten Winterdienstplanes nun auch "flexible Aufstockungsmöglichkeiten" für extreme Wetterlagen vor. Bis April/Mai 2021 soll das Konzept dem Gemeinderat vorgelegt werden.

Bei Dietmar Wildi (CDU) fand dieser Vorschlag Gefallen: "Man kann dem so zustimmen" – und grundsätzlich sei es keine schlechte Idee, die Winterdienst-Thematik einmal grundsätzlich zu überdenken, auch vor dem Hintergrund eines solchen Ausnahmewinters wie heuer. Für Helga Baur (Grüne) ist der so außergewöhnlich allerdings nicht: "Wir haben nicht zum ersten Mal einen Winter wie diesen!" Dass der Vorstoß der Verwaltung eine breite Zustimmung finden dürfte, zeigte sich auch nach Bernd Lohmillers (SPD) Statement – mit dem neuen Beschlussvorschlag gehe er "voll mit". Für die Freien Wähler stellte Fraktionssprecher Andreas Flöß in Aussicht, "das Paket aus der Haushaltsstrukturkommission verabschieden" zu wollen.

"Wenn es nicht so geschneit hätte, hätten wir keinen neuen Beschlussvorschlag", schlussfolgerte Olaf Barth (AfD), der die große Aufregung einzelner über schlecht geräumte Straßen oder Wege nicht nachvollziehen kann und konnte: "Wir verzichten ja nicht auf das Räumen an sich. Wir müssen Einschränkungen hinnehmen, so einfach ist das!"

Knackpunkte: Personal und Gerätekapazität, die so flexibel sind

Ganz so lapidar wollte Oberbürgermeister die Kritik der Bürger aber dann doch nicht vom Tisch gewischt wissen: Der Winterdienst sei seit jeher ein Aufreger-Thema, aber dabei schwingen in seinen Augen auch viele Ängste mit wie etwa die Sorge der Senioren, mit dem Rollator nicht mehr überall hin zu kommen. Genau solchen und ganz anderen Ängsten und Sorgen wolle man begegnen, indem der vorgeschlagene Arbeitskreis das Thema von der Pike auf bearbeite.

Sind Knackpunkte wie die flexible Verfügbarkeit von ausreichend Winterdienstgeräten und -personal geklärt, muss es nach Inkrafttreten des neuen Winterdienstkonzeptes nur noch einmal einen Ausnahmewinter wie diesen geben, um es auch auf die Probe stellen zu können.