Mike Lübke (rechts) und Hennig Schlüter verstehen "Erlebnis Hockey - Erlebnis Stadion" nicht als Fanseite, sondern als Initiative. Foto: privat

Admin von Facebook-Seite im Interview. "Begriff der Ultras nicht zeitgemäß".

Villingen-Schwenningen - Auf Social Media-Plattformen gibt es diverse Fangruppen sowie Seiten rund um die Schwenninger Wild Wings. Eine davon ist "Erlebnis Hockey - Erlebnis Stadion". Hinter ihr stecken Markus Niethammer, Hennig Schlüter und Mike Lübke. Sie verstehen "Erlebnis Hockey - Erlebnis Stadion" allerdings nicht als Fanseite, sondern als Initiative. Im Interview mit dem Schwarzwälder Boten spricht Hausarzt Mike Lübke über die Fanszene, den Ton im Netz und über die Gruppe der sogenannten Ultras.

Was für Lager gibt es?

Zum einen gibt es die eingefleischten Fans, die seit Jahren bestehenden Fanclubs. Das sind die, die sich auf die Spiele vorbereiten. Sie erstellen Plakate, sie machen ganz ausgefeilte Choreos. Ihnen schließen sich die verschiedensten Fans an: Zuschauer, die regelmäßig kommen, Zuschauer, die gelegentlich kommen: Das sind die, die sich gerne mitreißen lassen. Und dann gibt es viele Gäste: Das sind die Leute, die wir überzeugen müssen, dass Eishockey ein super Sport ist.

Wie sieht es mit Ultras aus?

Ich möchte nicht von Ultras sprechen. Dieser Begriff ist nicht mehr zeitgemäß. Nicht alle Hardcore-Fans sind Ultras. Und auf keinen Falls sind alle Ultras irgendwelche bietrinkenden Krawallmacher. Für mich sind die, die da in der Kurve stehen, unsere treuen Fans, die mit mehr oder weniger straffer Organisation das Rückrad unserer Fangemeinde bilden.

Wie blicken Sie auf andere Fanseiten/Fangruppen?

Die Initiatoren dieser Seiten sind Leute, die dem Schwenninger Eishockey sehr, sehr verbunden sind. Unter den Mitgliedern der großen Fangruppen auf Facebook sind aber zu viele Leute, die ihre Meinung nicht mit Anstand präsentieren. Gerade in Bezug auf die geschlossenen Gruppen bin ich der Meinung, dass sich dort immer mehr Feiglinge tummeln. Sie haben das Gefühl, was sie dort sagen, bleibt hinter verschlossener Tür. Ich wage zu bezweifeln, dass die Kommentatoren sich trauen, sich in einem Face-to-Face-Gespräch genauso auszudrücken. Man darf auch mal "Scheiße" sagen. Aber man muss "Scheiße" sachlich sagen. Man muss Abstand nehmen von persönlichen Beleidigungen. Das hat nichts mit "Fan-Sein" zu tun. Und das wird diesen Fanseiten nicht gerecht.

Was bezwecken Sie mit ihrer Facebookseite?

Wir möchten Eishockey als Sportart voranbringen. Es geht darum, dass Eishockey in der Öffentlichkeit den Stellenwert bekommt, den es verdient hat. Es ist ein spannender und interessanter Sport mit sehr vielen Fans in Deutschland. Und das muss in die Köpfe der Leute rein: Eishockey macht Spaß.

Warum braucht es eine Fankultur im Netz?

Die Zeit des schwäbischen Underdogs ist vorbei. Wir müssen uns positionieren - gerade was Social Media angeht. Wir haben 14 DEL-Clubs in Deutschland mit Fans. Und da müssen wir uns nicht verstecken, nur weil wir ein kleines Budget haben und aus dem Schwarzwald kommen. Wir gehören als Fans mit dazu. Und wenn wir das als Fans schon nicht leben, wie sollen es da die Spieler auf das Eis bringen?

Was sollte sich in der Fanszene ändern?

Wir müssen ein Bewusstsein für die Gemeinschaft entwickeln. Da meine ich vor allem die Gelegenheitsfans: Sie müssen die Stimmung weitertragen. Dazu müssen die Fans im Stadion aber eine Gemeinschaft sein, jeder muss sich willkommen fühlen.

Wie war die Stimmung in der vergangenen Saison?

Letzte Saison hatte man den Eindruck: Die Stimmung kocht. Da hatten wir viele hitzige Momente im Stadion. Das eine oder andere Mal sind Fäuste geflogen. Jetzt zu Saisonbeginn hatten wir eine unglaubliche Euphorie. Alle stehen Schulter an Schulter. Dann kam die Bewährungsprobe und wir haben uns einen Fehlstart in die Saison geleistet...

Ihr Ausblick?

Natürlich haben wir schwere Zeiten hinter uns. Aber die Fans im Schwenninger Stadion - sie sind etwas ganz besonderes. Diese Fans haben noch immer das Potential, den Gegnern das Fürchten zu lehren. Nicht nur die Spieler auf dem Eis können das machen, sondern eben auch die Fans.

Zur Person

Mike Lübke ist in Oberndorf a. N. geboren. Er geht seit rund 20 Jahren aufs Eishockey. Seit 2010 lebt der 40-Jährige mit seiner Familie in Villingen-Schwenningen. Er ist Hausarzt und leitet eine Praxis auf Rinelen.