Die Asylbewerberunterkunft in der Sturmbühlstraße bietet Platz für 160 Personen. Foto: Kratt

57 Personen leben in Unterkunft in Sturmbühlstraße. Diskussion über Seebrücke.

Villingen-Schwenningen - Die Zuweisungsquote der Flüchtlinge in den Landkreis wächst seit diesem Jahr wieder. Die Mitglieder des Arbeitskreises Asyl sind sich einig: Besonders in Schwenningen ist man gut aufgestellt für eine gute Willkommenskultur.

"Es ist einfach beeindruckend, über welche lange Zeit dieser große Kreis schon besteht", richtete Eberhard Weckenmann vom Landratsamt bei der jüngsten Sitzung seinen Dank an die Mitglieder des Arbeitskreises Asyl. Ohne Ehrenamtliche funktioniere die Flüchtlingsarbeit einfach nicht, und in Schwenningen seien die Flüchtlinge gut aufgehoben, betonte er.

Seit Herbst vergangenen Jahres habe sich die Situation im Schwarzwald-Baar-Kreis wieder verändert, da die Erstaufnahmeinrichtung in Donaueschingen auf Standby gesetzt wurde und es nun wieder mehr Zuweisungen der Flüchtlinge gebe. Rund 35 bis 40 Personen seien seither neu gekommen, durch gute Beziehungen des Landratsamts nach Karlsruhe, von wo aus die geflüchteten Menschen auf die Landkreise verteilt werden, habe man die Vereinbarung getroffen, dass der Schwarzwald-Baar-Kreis sich die Menschen "aussuchen" dürfe.

Derzeit leben 57 Personen in der Schwenninger Unterkunft in der Sturmbühlstraße, davon 13 Familien - und diese sind bewusst gewählt. "Es soll sich in der Unterkunft wieder Leben entwickeln, so wie früher", meint Weckenmann mit Blick auf die Hochzeiten der Flüchtlingswelle vor rund vier Jahren. Aus Nigeria, dem Libanon, Syrien, der Türkei oder aus Venezuela kommen die Schwenninger Flüchtlinge, davon sind 32 Moslems und 25 Christen. "Das ist eine schöne Ausgewogenheit, die hoffentlich so lang wie möglich von uns gesteuert werden kann", kommentiert der Landratsamts-Mitarbeiter. Er gehe davon aus, dass der Kreis 15 bis 20 Flüchtlinge monatlich zugewiesen bekommt, sodass es am Ende des Jahres 200 Personen seien.

320 Plätze im Kreis

320 Plätze stehen mittlerweile im Kreis zur Verfügung. Im Vergleich: In den Hochzeiten seien es mehr als 2000 gewesen. In der "Zentrale", der Sturmbühlstraße, sind es 160 Plätze, in St. Georgen finden 70, in Donaueschingen 50 sowie in Hüfingen 40 Personen Platz, gibt Weckenmann eine Übersicht. Damit sei man zumindest in diesem Jahr, möglicherweise auch für 2021, auf der sicheren Seite.

Wichtig sei, dass die Menschen auf den gesamten Kreis verteilt würden und der Fokus nicht nur auf Villingen-Schwenningen liege. "Damit ist es später leichter, eine Anschlussunterbringung außerhalb der Doppelstadt zu finden." Bei entsprechender Hilfe könne die Integration auch auf dem Land funktionieren, betont Weckenmann.

Parallel zu den steigenden Flüchtlingszahlen müsse nun auch das Personal wieder aufgebaut werden, allen voran in der Sturmbühlstraße. Derzeit gebe es mit Jürgen Kohlermann einen Heimleiter und mit Benjamin Siegel einen Sozialarbeiter, die aber nicht die ganze Zeit vor Ort seien. Der Markt sei schwierig und das Landratsamt in Gesprächen mit dem DRK.

Evelyn Preuß, Ehrenamtskoordinatorin bei der Diakonie, berichtet derweil von den aktuellen Arbeitsgruppen, die beim AK Asyl zusammenlaufen: vom internationalen Frauentreff etwa, der seit 2017 erfolgreich besteht und durch den bereits viele Kontakte und Kooperationen entstanden sind, oder von der Nähstube, die mittlerweile in Räumlichkeiten in der ehemaligen Hirschbergschule gezogen ist. Auch erwähnt sie die Arbeit der Patengruppe, die ab Februar monatlich Supervision erhält sowie den Deutschkurs für Mütter mit kleinen Kindern, der zweimal wöchentlich im Muslenzentrum stattfindet.

Initiative für sichere und menschenwürdige Migrationspolitik

Zu Besuch ist auch Simon Höge, Flüchtlingsbeauftragter der Stadt VS im Amt für Jugend, Bildung, Integration und Sport (JuBIS). Er stellt das Bündnis Sicherer Hafen, dem die Stadt nach knapper Abstimmung im Gemeinderat im vergangene Herbst beigetreten ist, vor. Die Stadt habe sich somit mit den Zielen der sogenannten Initiative Seebrücke solidarisch erklärt, das heißt mit den Menschen auf der Flucht und den Zielen der Initiative für eine sichere und menschenwürdige Migrationspolitik. "Wir begrüßen es, wenn künftig mehr Initiative der Stadt erfolgt als nur der bloße Beitritt", betont Reinhold Hummel, Leiter der Beratungsstelle der Diakonie. Denn, so macht es Höge deutlich, die Kommune habe durch den Beitritt mitunter die Möglichkeit, zusätzliche Aufnahmeplätze zur offiziellen Verteilungsquote für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen und zu finanzieren.

Reinhold Hummel, Beratungsstellen-Leiter der Diakonie und Mitfunktionär des Arbeitskreises Asyl, geht zum 1. Mai in den Ruhestand. Eine Nachfolgerin für seine Stelle ist nach eigenen Angaben mittlerweile gefunden. Die Moderation der Sitzungen des Arbeitskreises Asyl werde er auf Bitten der Mitverantwortlichen möglicherweise erst einmal weiterführen. Hummel wird am Donnerstag, 23. April, 16 Uhr, im Muslenzentrum sowie am Sonntag, 26. April, in einem Gottesdienst offiziell verabschiedet.