Zweimal ist 2017 ein Säugling in der Babyklappe in VS abgelegt worden. Foto: Eich

Neugeborenes im Franziskusheim abgegeben. Bereits zweiter Fall im Jahr 2017. Aufruf an Mutter.

VS-Schwenningen - Noch kurz vor dem Jahreswechsel und damit zum zweiten Mal im Jahr 2017 wurde am vergangenen Freitag in der Babyklappe des Franziskusheims ein Säugling abgegeben. Es ist das vierte Neugeborene, dessen Leben auf diese Weise gerettet werden konnte.

Es ist erst rund vier Monate her, dass im Franziskusheim von der Babyklappe aus der Alarm ins Schwesternzimmer ging und die Pflegekräfte ein Neugeborenes in der Klappe vorfanden. Am vergangenen Freitag dann ähnliches Prozedere: Gegen 7.40 Uhr am Morgen seien die Pflegekräfte alarmiert worden, berichtet Lothar Schropp, Leiter des Franziskusheims.

Der Säugling, ein Mädchen, sei vor Ort erstversorgt worden. "Parallel dazu wurde die Rettungsleitstelle informiert", sagt Schropp. Gemäß der festgeschriebenen Ordnung sei das Mädchen anschließend in Rücksprache mit der Kinderklinik ins Schwarzwald-Baar-Klinikum transportiert worden. "Die Mitarbeiter übernehmen gerne solch einen Dienst, um ein Leben zu ermöglichen", so der Einrichtungsleiter. Ein derartiger Vorfall nehme mittlerweile das ganze Heim mit.

Vierter Säugling innerhalb von sieben Jahren

Zum vierten Mal innerhalb von sieben Jahren hat somit die von der ProKids-Stiftung initiierte Babyklappe ihren Zweck erfüllt. "Diesmal ist die Besonderheit, dass die beiden letzten Kinder innerhalb eines relativ kurzen Abstands abgegeben wurden", fasst Schropp zusammen, davor hätten einige Jahre dazwischen gelegen.

Aussagen zur Mutter seien schwierig zu treffen. Auch wenn eine Kamera die Babyklappe überwacht, zeige sie nicht, wer das Kind hineingelegt hat. "Das wollen wir ganz bewusst nicht." Der Briefbogen, der stets in der Klappe liegt und auf dem Angaben zum Kind gemacht werden können, sei offenbar nicht mitgenommen worden.

Das Baby ist derzeit noch im Schwarzwald-Baar-Klinikum untergebracht. "Es wird versorgt und es geht ihm gut", weiß der kaufmännische Direktor Robert Rösch. Das Klinikum stehe in engem Kontakt mit der ProKids-Stiftung sowie der Stadt VS, die für die weitere Versorgung des Neugeborenen zuständig ist. "Es bleibt in der Kinderklinik, bis wir eine gute Lösung gefunden haben", fügt Rösch hinzu.

Wenn das Kind "körperlich stabil" ist, könne es über das Jugendamt an die sogenannte Bereitschaftspflegestelle weitergeleitet werden, weiß Gabriella de Felice vom Amt für Jugend, Bildung, Integration und Sport. Das seien Pflegeeltern, die mit entsprechender Qualifikation bei Notfällen einspringen, erklärt de Felice. Bei ihnen bleibe das Kind solange, bis alle rechtlichen Sachen geklärt sind, mitunter die Identität. "Es wird ebenso geprüft, ob das Kind zur Adoption freigegeben wird. Vielleicht meldet sich in der Zwischenzeit aber auch tatsächlich die Mutter."

Auf diese Möglichkeit hofft indes Joachim Spitz, Stiftungsratsvorsitzender der ProKids-Sitftung, der sich am Dienstag einen eigenen Eindruck vom Mädchen auf der Kinderstation – es sei ziemlich klein, aber gut entwickelt – verschafft hatte. Es drohten keine rechtlichen Konsequenzen für die Mutter, betont er. Wenn sie sich doch noch für ihr Kind entscheide, könne sie sich bei den zuständigen Ämtern, dem Franziskusheim oder der Stiftung melden.

Mutmaßungen über die Mutter anzustellen, findet auch Spitz schwierig. Die Wahl, ein Neugeborenes abzugeben, sei bedenklich, "die Mutter muss in einer extremen Situation gewesen sein". Dennoch sagt er: "Ich bin total glücklich." Das Vorgehen der Mutter habe gezeigt, dass er mit der Babyklappe den richtigen Weg in der Region eingeschlagen hat – und sich somit auch gegen viele Kritiker durchgesetzt hat. 2010 hatte Spitz die landesweit erste Babyklappe im ländlichen Raum auf den Weg gebracht. Dass die Möglichkeit zweimal in relativ kurzer Zeit hintereinander in Anspruch genommen wurde, führt er auf den wachsenden Bekanntheitsgrad zurück.

Nun hofft Spitz, dass sich auch die Möglichkeit der Teenie-Mütter-WG im NeckarFair-Wohnprojekt in der Landhausstraße noch mehr im Bewusstsein von betroffenen Mütter verankert – damit auch die Babyklappe erst gar nicht benutzt werden muss.

Die drei Kinder, die seit 2012 in der Babyklappe gefunden wurden, haben mittlerweile in Adoptivfamilien den Start ins Leben begonnen.