Manfred Kiewald, Psychotherapeut, Astrid Sterzel, Geschäftsführerin Refugio, Jane Heinichen, Rektorin Goldenbühl-Schule und ­Veronika Herz, Sozialpädagogin Refugio, sind für seelisch verletzte Kinder und Jugendliche da. Foto: Schimkat Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Forum von Refugio beleuchtet alle Seiten: Kindergarten, Schule und häusliches Umfeld

Refugio Villingen-Schwenningen erbringt seit 20 Jahren Psychotherapie und soziale Betreuung für seelisch erkrankte Menschen mit Fluchtschicksal. 20 Prozent der Patienten sind Kinder und Jugendliche, deren Zahl sich verdoppelt hat.

Villingen-Schwenningen. In einem Pressegespräch wiesen Astrid Sterzel, Geschäftsführerin von Refugio, Jane Heinichen, Rektorin der Goldenbühl-Schule, Veronika Herz, Sozialpädagogin von Refugio und Manfred Kiewald, Psychotherapeut von Refugio, auf das Forum am Freitag, 4. Mai, in der Seniorenresidenz am Kaiserring, Kaisersaal, hin. In diesem Forum, das um 15 Uhr beginnt, werden Erfahrungsberichte aus dem Kindergarten, der Schule und aus dem häuslichen Umfeld zu hören sein. Es wird über die Perspektive, die Psychiatrie und Psychotherapie referiert werden. Gegen 17 Uhr werden alle Referentinnen des Forums auf dem Podium darüber diskutieren, welche Hilfe notwendig ist.

Erfahrung mit Flucht

Menschen, die zu Refugio kommen, haben Erfahrung mit Flucht und mit vielen Problemen, erklärt Astrid Sterzel. Die Länder wechseln, aber die Themen sind gleich, fährt sie fort. "Die jüngsten Menschen, die zu uns kommen, sind fünf Jahre alt, das geht nach oben bis über 60 Jahre, aber im Alter von 20 bis 30 ballt sich der Bedarf", so Astrid Sterzel. Viele junge Menschen würden unbegleitet kommen, entweder weil ihre Familie getötet wurde oder sie sie an der Grenze verloren haben.

Zu diesem Forum seien alle Personen, ob sie selbst Hilfe brauchen, helfen wollen oder Informationen benötigen, eingeladen, das Forum sei kostenlos, betont sie. "Die Reihenfolge der Referate entsprechen der Reihenfolge, wie das Thema Verletzungen seinen Lauf nimmt", erklärt Astrid Sterzel. Kinder seien Opfer, die sich oft selbst ausgrenzen und isolieren, aber genau dieses Verhalten habe seine Gründe, seien es seelische oder körperliche Verletzung, Flucht oder traumatische Kriegssituationen, erklärt Jane Heinichen. Schon im Kindergarten würden ausgebildete Erzieherinnen genau auf das Verhalten der Kinder schauen, fährt sie fort.

Die nächste Station sei die Schule, wo genau beobachtet werde, welche Besonderheiten und Kompetenzen die Kinder haben. Die Schule erhalte erste Hinweise auf die Stärken und auch Schwächen der Kinder. "Wir beobachten sehr viel und versuchen abzuklären, was die Ursache ist", betont die Rektorin. Das sei der erste Schritt, danach folge die Stärkenorientierung mit anschließendem präventiven Arbeiten. Gerade hier spiele die Ganztagsschule eine sehr starke Rolle mit Angeboten, wie Kinder sich erfahren können. Da greife die Schulsozialarbeit, Refugio mit Psychotherapie und auch die Jugendhilfe.

"Wir lernen auch Kinder kennen, die gut gefördert und erzogen waren, bis der Bruch kam, das ist auch auf unsere Gesellschaft zu übertragen", betont Manfred Kiewald.

"Auch in Deutschland haben wir viel Verwahrlosung, Vernachlässigung und Verlustängste aufgrund von zerstörten Familien", ergänzt Astrid Sterzel. Das Fazit des Pressegesprächs lautet: "Es wäre schön, wenn wir lernen, zuzuhören." Gerade dafür sei auch das Forum ideal, um zuzuhören und Wege zu finden, betroffenen Kindern und Jugendlichen zu helfen oder zu erfahren, wo Hilfe gefunden werden kann.