Rund um das Gelände liegt Kleidung, leere Verpackungen, Plastikmüll, benutztes Toilettenpapier. Foto: Marc Eich

Platz am Vorderen Stallberg ist voller Müll. Gruppe ist nur wenig auskunftsfreudig.

Villingen-Schwenningen - Als Teerkolonne haben sie sich auch in VS einen zweifelhaften Ruf erarbeitet, selbst die Polizei warnt vor ihren Diensten: Irische Landfahrer haben sich erneut am Vorderen Stallberg in Marbach niedergelassen. Doch wie sieht es vor Ort aus? Ein Besuch im Camp.

Der Weg zu dem Gelände zwischen der B33 und der Straßburgerstraße in Richtung Marbach ist gesäumt von Unrat – links und rechts liegt weit verstreut Müll. Rund um das Gelände der Stadt, das die Gruppe benutzen darf, das gleiche Bild: Kleidung, leere Verpackungen, Plastikmüll, benutztes Toilettenpapier. Ein wünschenswerter Aufenthaltsort für Camper sieht anders aus.

Zwielichtiges Geschäft scheint sich zu lohnen

Die ersten Schritte auf dem staubigen Gelände gleichen einem Eintauchen in eine andere Welt. Zwischen dem Müll spielen fröhlich Kinder, ein Junge düst – ohne Schutzhelm – mit einer Mini-Version eines Quad durch die Gegend. An einer Behausung wäscht eine Mutter ihr Kleinkind in einer großen Wanne mit Wasser aus dem Discounter, vereinzelt sind – trotz der teilweise hochwertigen Gasgrills – provisorische Grillstellen eingerichtet.

Der Besuch auf "ihrem" Gelände wird zunächst gar nicht wahrgenommen. Es ist noch früh am Abend, die meisten Männer sind zu diesem Zeitpunkt wohl noch unterwegs. Mit ihren Transportern gehen sie hausieren, bieten Dienstleistungen an, wollen laut der Werbung auf ihren britischen Fahrzeugen Maschinen verkaufen oder reparieren. Die Polizei warnt aber eindrücklich davor, sich auf die Geschäfte einzulassen – in den seltensten Fällen bleibt es laut Polizei bei den vereinbarten Summen. Eine rechtliche Handhabe gegen diese Masche gibt es aber offenbar nicht.

Doch zu lohnen scheint sich das zwielichtige Geschäft allemal. Neben den geräumigen Wohnwagen stehen unter anderem ein sportlicher Mercedes, ein mächtiger Landrover und der Pick-up mit Allrad-Antrieb. Während die Kleinsten ihr Leben im Freien genießen, füttert eine andere Mutter gerade ihr Kind mit einem Brei. Sie schaut etwas skeptisch, willigt dann aber ein Gespräch ein.

Keine Schule für die Kinder

Aus der Nähe von Dublin stamme sie, erklärt sie auf Englisch, während die Kinder den Besuch mittlerweile neugierig beäugen. Über England und Frankreich sei die, wie sie betont, christliche Gruppe mit 20 Gespannen nach Deutschland gekommen. "Das ist unsere Kultur, wir reisen umher", erklärt sie. Oftmals treibe sie aber auch der Unmut der Menschen vor Ort umher.

Ob sie sich denn hier willkommen fühlen? "Ja, die Deutschen sind sehr nett." Anders wäre das in Frankreich gewesen, "dort hat man uns wie Zigeuner behandelt." Wo es als nächstes hingeht, wisse sie noch nicht, "wir fahren einfach von Ort zu Ort." Lediglich bei einer Frage stockt die Mutter von fünf Kindern – "was machen Sie den ganzen Tag?" Sie lächelt schelmisch und sagt dann: "Kochen und meine Kinder füttern." Dann ist das Gespräch für sie beendet.

Weniger auskunftsfreudig zeigen sich die wenigen Männer, die ganz offensichtlich schon von ihren Touren zurück sind. "Wir haben einen Boss, der beantwortet die Fragen", heißt es an verschiedenen Stellen. Doch jener "Dan" scheint nicht zu existieren – auf der Suche nach ihm wird man von einem Wohnwagen zum nächsten geschickt. Irgendwann lösen die herumtollenden Kinder auf: "Einen Boss? Dan? Den gibt es hier nicht." Sie haben ihre Scheu mittlerweile abgelegt.

Etwa 15 von ihnen – zum Teil mit Feinripp-Unterhemd oder Tutu bekleidet – beantworten bereitwillig die Fragen. Nein, zur Schule gehen sie nicht – und Unterricht haben sie eigentlich auch keinen. Lediglich ein Mal im Jahr geht es wieder zurück nach Irland, "an Weihnachten!"

Bis dahin ist es aber noch lange. Und so werden die Teerkolonnen noch eine Weile die Straßen der Stadt erobern, ehe sie weiter ziehen und sich einen neuen Ort für ihr Camp suchen. Ob sie hier in guter Erinnerung bleiben, dürfte angesichts der Müllmassen, die die Landfahrer regelmäßig hinterlassen – auch schon am Vorderen Stallberg – allerdings fraglich sein.