Genau nachgerechnet wurden die Prüfungsaufgaben vor dem gestrigen Nachschreibetermin im Fach Mathematik. Foto: SB-Archiv

27 Abiturienten nehmen bei Nachschreibetermin wegen unlösbarer Aufgabe einen neuen Anlauf.

Villingen-Schwenningen - Man stelle sich vor, es ist Mathe-Abitur, und eine der Aufgaben ist nicht lösbar. Zwei Ziffern waren vertauscht worden, und nichts ging mehr, Elisabeth Weber, Leiterin des Villinger Wirtschaftsgymnasiums, hat so etwas in ihrer beruflichen Laufbahn bisher nicht erlebt. 120 junge Männer und Frauen, die vor gut einem Monat in der schriftlichen Prüfung saßen, auch nicht. Drei von ihnen hatten die unlösbare Aufgabe gewählt.

26 von ihnen nutzten gestern die Chance, die damals erzielte Note zu verbessern. Ein Kandidat war zum ersten Abitermin krank und damit ein regulärer Nachschreiber. "Die Prüfer bewerteten den Lösungsweg; für die falsche Zahlenangabe gab es einen halben Punkt Abzug", erklärt Elisabeth Weber die Auswertung nach der ersten Mathe-Runde. Um die Chancengleichheit wieder herzustellen, bekamen zum Nachschreibtermin alle Abiturienten Gelegenheit, die schriftliche Prüfung zu wiederholen.

Das Mathe-Abi nochmal schreiben? Was dem einen als schulischer Albtraum erscheinen mag, kommt anderen durchaus gelegen. "Wir hatten viel Zeit, uns in den Osterferien auf die neue Matheprüfung vorzubereiten", sagt Tasdemir Arzu. Für sie hat sich das Nachschreiben offenbar gelohnt, denn sie schöpfte den Zeitrahmen der Prüfung bei weitem nicht aus. Von 8 bis 12.30 Uhr konnten die Abiturienten über den Aufgaben brüten.

"Ich hoffe, es hat etwas gebracht", meint Viktoria Rot dagegen leicht skeptisch. Und ihre Mitschülerin Nilofar Dastar ist, wie auch andere aus der Prüfungsgruppe, der Ansicht, dass "Analysis dieses Mal viel einfacher war".

Mit einer Vorlaufzeit von mehr als einem Jahr werden die Aufgaben für das schriftliche Abitur von Fachlehrern erstellt. "Sie kommen dann in einen Topf, aus dem eine Kommission eine Auswahl für das nächste Abitursjahr trifft", erklärt Elisabeth Weber das übliche Vorgehen. Eine andere Gruppe von Fachlehrern überprüft, ob die Rechenbeispiele lösbar sind.

Bei dieser Sorgfalt ist schon verwunderlich, wie eine Aufgabe durchrutschen konnte, die niemand bewältigen konnte. Elisabeth Weber hat eine einleuchtende Erklärung. "Wir vermuten, dass beim Abschreiben ein Fehler aufgetreten ist." Den konnte in der Kürze der Zeit niemand mehr korrigieren. Die gestern gestellten Aufgaben hielten offenbar allen Nachprüfungen stand; bis Mittag waren bei der Schulleitung noch keine Reklamationen eingegangen.