Im Chorraum des Franziskaners in Villingen lauschten rund 50 Interessierte der Geschichte des Bollenhutes. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Volkskundlerin referiert über Gutacher Tracht

Schwarzwald-Baar-Kreis (bn). Weltweit ist das Bollenhutmädchen das Symbol für den Schwarzwald, für ganz Deutschland, ja sogar Europa. Die Volkskundlerin Brigitte Heck ging diesem Phänomen im Rahmen der Ausstellung "Moden. Schwarzwälder und andere Hüte" im Franziskanermuseum in Villingen auf den Grund. Die Ausstellung ist noch bis zum 15. August zu sehen.

 

Im Chorraum des Franziskaners verfolgten rund 50 Interessierte die Geschichte der Gutacher Tracht und wie es kam, dass sie die Vielzahl der Kleiderformen im 18., 19. und 20. Jahrhundert bis heute derart überlagert. Künstler waren die ersten, die Trachten in Bildern festhielten. Die erste Fotografie zweier Trachtenmädchen aus St. Georgen stammt von 1866. Die Erzherzogin Luise von Baden hatte ein Faible besonders für die Tracht mit dem roten und schwarzen Bollenhut, kleidete sich um 1860 selbst damit und war die erste Multiplikatorin.

Das "Prachtstück des guten Geschmacks", wie es der französische Journalist Lallemand ausdrückte, hatte seinen Durchbruch 1881 beim historischen Festzug in Karlsruhe in Anwesenheit des europäischen Hochadels. Der Maler Johann Baptist Tuttiné erhielt den Auftrag, den Zug in einem Gemäldezyklus festzuhalten. Mit der optischen Betonung der Vielzahl regionaler Kulturen in einer damals neu geschaffenen politischen Einheit durch die verschiedenen Trachten, kommt dieser Festumzug einer Zäsur in der Entwicklung der Tracht gleich: Sie wurde zum politischen Instrument.

Im dritten Bild, das nach dem frühen Tode Tuttinés der Maler Heinrich Issel schuf, stehen Bollenhutmädchen im Mittelpunkt. Die künstlerische Fokussierung der Gutacher Tracht war vollzogen. 40 Jahre zuvor wurde durch die Novelle "Die Frau Professorin" des Schriftstellers Berthold Auerbach das "Schwarzwaldmädel" geboren und sollte auf der Theaterbühne, als Operette und als Kinofilm in mehreren Inszenierungen – zuletzt 1950 mit Rudolf Prack und Sonja Ziemann – Weltkarriere machen. Die Illustration des Auerbach-Werkes und die Herstellung einer "Prachtausgabe" führte 1885, also nach Erscheinen der Gemälde von Tuttiné und Issel, zur Gründung der Gutacher Künstlerkolonie. Besonders der Maler Wilhelm Hasemann verfestigte mit seinen Gemälden das Bild der Schwarzwaldtracht mit Bollenhut.