Die Bürger konnten sich bereits über die Pläne zu einer zentralen Verwaltung in VS informieren. Foto: Kienzler

Bürger streben Begehren an. Ummenhofer lehnt einen 46-Millionen-Euro-Neubau ab.

Villingen-Schwenningen - Der Villinger Bertold Ummenhofer will keine zentrale Verwaltung, die Schwenningerin Annette Müller auch keinen Rathausneubau auf der grünen Wiese. Vor der Klausurtagung des Gemeinderats am Freitag und der möglichen Entscheidung im Juli wächst der Widerstand der Bürger.

Dass Bürger Initiative ergreifen und das ihnen zustehende Recht eines Begehrens anstreben, ist nicht mehr ausgeschlossen. Und dies greift die Fraktion der Freien Wähler (FW) auf und stellte gestern einen Antrag an den Oberbürgermeister, das Thema der zentralen Verwaltung in Verbindung mit einem möglichen Bürgerentscheid auf die Tagesordnung der übernächsten Sitzung zu setzen, um im Gemeinderat ausführlich diskutieren zu können. Alle zehn Stadträte der FW haben den Antrag unterzeichnet. Im Übrigen würde das Begehren von den Bürgern ausgehen, der Entscheid käme aus den Reihen des Stadtparlaments.

Das Interesse der Bürger an diesem Thema sei sehr groß, erklärte gestern Ernst Reiser. So solle der Gemeinderat klären, wie das Gremium zu einem Bürgerentscheid über den Neubau einer zentralen Verwaltung steht. Indes erwartet er nicht, dass es im Rat eine vorgeschriebene Zweidrittelmehrheit für eine Befragung der Bürger geben wird.

Bürgerinitiative gegen Neubauprojekt

Damit rechnet auch Bertold Ummenhofer nicht. Daher will der Rietheimer, früherer Feuerwehrchef von VS, der ein Versicherungsbüro in Villingen betreibt, eine Bürgerinitiative gegen das Neubauprojekt gründen. Ziel ist, ein Bürgerbegehen zu erreichen. Einige Mitstreiter und ein kleines Team für Villingen hat er bereits gefunden.

Doch 5000 Unterschriften müsste Ummenhofer zusammenbringen. Ist das für ihn realistisch? "Ohne Schwenningen läuft es nicht", betonte er. Einen Mitstreiter hat er gefunden, doch benötigt er eine aktive Mannschaft, die mehrmals an einen Stand steht und in der Stadt Unterschriften sammelt.

Ummenhofer lehnt einen 46-Millionen-Euro-Neubau ab. Stattdessen sollte die Stadt ihre bisherigen Gebäude für die von der Verwaltung errechneten rund 20 Millionen Euro sanieren. Dies könnte über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren geschehen. Die Stadt sollte ihr Eigentum behalten. Überdies erwartet er durch einen Neubau ein Ausbluten der Innenstädte.

Genau dies befürchtet auch Annette Müller aus Schwenningen, Vorsitzende des Vereins Pro VS. Sie persönlich vermisst eine klare Konzeption, wie es mit der Schwenninger Innenstadt weitergeht. "Da ist es jetzt schon tot", meint sie, und mit der zentralen Verwaltung würden rund 150 Arbeitsplätze wegfallen. Pro VS lehnt den Standort ab, denn dem Verein gehe es um eine Stärkung der Innenstädte. Da werde über den Handel auf der grünen Wiese gemeckert und dann wolle der Gemeinderat genau dahin ein neues Gebäude bauen, ärgert sich Annette Müller.