Die Stadtverwaltung will gegen die Tauben, auch auf Privatgrundstücken, vorgehen. Foto: Kästle Foto: Schwarzwälder-Bote

Polizeiverordnung: Übertriebene Tierliebe eines Mannes in der Turnerstraße veranlasst jetzt doch zum Handeln

Villingen-Schwenningen. Von Tauben geplagte Doppelstädter dürfen hoffen – und haben dies paradoxerweise offenbar einem Mann zu verdanken, der seine Taubenliebe gar zu exzessiv auslebt und die Tiere gleich dutzendweise auf seinem Privatgrundstück füttert (wir berichteten bereits). Dem Ordnungsamt waren bislang, so verdeutlichte es Amtsleiter Ralf Glück in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates, die Hände gebunden. Die städtische Polizeiverordnung gebe den Ordnungshütern bislang keine Handhabe, das Füttern von Tauben auf Privatgrundstücken zu untersagen. "Die müsste man ändern", so Glück.

Und auch ob das Infektionsschutzgesetz eine Angriffsfläche gegen ausufernde Taubenliebe bietet, ist fraglich. Bereits früher habe die Stadt Villingen-Schwenningen das einmal beim Gesundheitsamt prüfen lassen, allerdings wurde damals da ein Infektionsrisiko durch Tauben oder Taubenkot für die hiesige Gegend verneint. Nun will die Verwaltung gleich mehrfach ansetzen: Eine erneute Anfrage an das Gesundheitsamt läuft, so Glück, und auch die städtische Polizeiverordnung wolle man nun entsprechend ändern.

Der Schwenninger Taubenfreund nämlich, der ein ganzes Stadtviertel rund um die Schwenninger Turnerstraße unter seiner Tierliebe leiden lässt, zeigte sich bislang besonders renitent: Die Beschlagnahmung seiner Futtersäcke, saftige Bußgelder, persönliche Ansprachen, nichts zeigte die gewünschte Wirkung. Im Gegenteil.

Tagtäglich dreimal öffnet sich sein Kellerfenster und der Herr wirft Futter für die Tauben in seinen Hof. Im Sturzflug preschen die dann bis zu 100 Tiere dann auf den Hof, picken die Körner auf und erheben sich wieder in die Lüfte – vornehmlich auf Fenstersimsen, Dachrinnen oder -vorsprünge der Nachbarn, wo sie dann auch ihren Kot und ihre Federn lassen. Zurückzuführen ist die Tierliebe des Bürgers vermutlich auf seine Religion: Eine Taube soll laut Koran einst den Propheten Mohammed vor dem Tode bewahrt haben.

Im Gespräch mit unserer Zeitung schilderten die Anlieger bereits, wie sehr sie unter der Situation leiden. Auch bei der Stadt wurden sie vorstellig, doch von dieser Seite war ihnen bislang nicht wirklich geholfen worden.

Nun jedoch gab es deutliche Töne von der Stadtverwaltung und das sogar von oberster Stelle: "Um es deutlich zu sagen: Ich finde das ein völliges Unding", so Oberbürgermeister Rupert Kubon, dass ein Privatmann auf seinem Privatgrundstück Tauben füttert, während es in öffentlichen Bereichen verboten sei, "ich finde das ganz schlimm", so Kubon. Daran, dass ein organisierter Taubenschlag und Gipseier die Lösung sein könnten, glaubt Kubon jedoch nicht. Entsprechend engagiert zeigte sich dann auch Glück: "Wir sind sehr wohl bestrebt dagegen vorzugehen", so Glück, "wir müssen dafür aber die Rechtsgrundlage ändern."