Roy Lilienthal, Geschäftsführer der GSW – Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau (links) und Francesco Caruso, Oberbauleiter von Weisenburger Bau, erörtern Schritte beim Innenausbau. Foto: Riesterer

Bauvorhaben: Wie ist der Projektstand an der alten Ziegelei? Die Verantwortlichen gewähren einen exklusiven Blick hinter die Kulissen

VS-Schwenningen - 156 Wohnungen – darunter 103 als sozialer Wohnungsbau – entstehen in sieben Häusern auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei zwischen der Wasen- und der Villinger Straße. Wie das Projekt vorankommt und was an Unvorhergesehenem aufkam, erzählen die Bauherren bei einer Führung.

Dass Züge durch Schwenningen fahren, ist nichts Neues. Diese jedoch sind nicht am Bahnhof, sondern auf dem Gelände der alten Ziegelei unterwegs und rein metaphorisch gemeint, wie Francesco Caruso von der Firma Weisenburger Bau aus Rastatt augenzwinkernd erklärt. Der Architekt steht dabei am Dienstag auf einer Dachterrasse von einem der sieben Wohngebäude, die das Unternehmen im Auftrag der GSW – Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau zwischen der Wasen- und Villinger Straße errichtet.

"Die Fertigstellung einer Wohnung ab dem Rohbau ist in etwa 30 Arbeitsschritten durchgetaktet", sagt er. Diese Schritte dauern jeweils zirka einen Tag und wiederholen sich hintereinander Gebäude für Gebäude, Stockwerk für Stockwerk. "Die Gewerke rauschen also wie ein Zug durch die Häuser", erklärt der Fachmann seinen Vergleich. Diese Vorgehensweise spiegle sich an den Häusern wider. "Hier, in Gebäude fünf, sind wir am weitesten – innen sind die Elektrik und Fliesen verlegt, die Außenwände verputzt. Ein Haus weiter wird die Dämmung angebracht, wieder eins weiter die Fenster eingebaut und ganz hinten", zeigt er auf das Gebäude, das am nächsten zur benachbarten Firma Baum Immobilien steht, "sind wir noch im Rohbau."

Dies habe den Vorteil, dass die einzelnen Gewerke optimal aufeinander abgestimmt arbeiten können, "außerdem ist der Fortschritt dann früher mit sichtbaren Ergebnissen und somit Erfolgserlebnissen für die Arbeiter verbunden", erklärt Caruso. Für jedes Gewerk – unter anderem Elektro, Maler, Begrünung, Fenster oder Türen – werde eine eigene Firma eingesetzt. Mehr als 30 Unternehmen sind an dem Großprojekt beteiligt. "Die Arbeit ist dabei so getaktet, dass auch kleinere, lokale Firmen ihren Part bewerkstelligen können", betont Caruso.

Fünf quadratische sogenannte Punkthäuser, die sich lediglich in ihrer Stockwerkzahl unterscheiden, und zwei längliche Gebäude entlang der Villinger Straße werden auf diese Weise seit August 2018 gebaut. "Zwei- bis hin zu Fünfzimmerwohnungen werden über alle Häuser verteilt", gibt Roy Lilienthal, Geschäftsführer der GSW, einen Ausblick. Auch der geförderte soziale Wohnungsbau, der den Großteil der Wohneinheiten ausmachen wird, wird in allen sieben Gebäuden integriert.

Eine jeweilige Zufahrt haben zudem alle Gebäude zu einer zentralen Planstraße, die von der Wasenstraße aus in das Gelände führt und in einem Wendehammer oder der – ebenfalls gemeinsamen – Tiefgarage endet. Oberhalb der Tiefgarage soll ein zentraler, begrünter Innenhof inklusive eines Spielplatzes angelegt werden. Dieser dient derzeit noch als Zwischenlager für Baumaterial.

Weiter geht die Tour durch eben jene Tiefgarage, die, ohne Bodenbelag und aufgrund unzähliger zusätzlicher Stahlstützen noch wie ein unheimlicher Baustellenwald anmutet. Das einzig klar Sichtbare, was die einzelnen Gebäude künftig unterscheiden wird, sei ihre Farbe, sagt Caruso. Zum einen, ergänzt Lilienthal, nehme das den Eindruck von Eintönigkeit aus dem Komplex. "Und man kann seinem Besuch besser beschreiben, wo man zu finden ist", sagt er augenzwinkernd.

Dass trotz Optimierung der Prozesse nicht immer alles glatt läuft, erklären die Planer an zwei Beispielen. "Beim Abbruch ist ein etwa 2500-Kubikmeter-Bunker aufgetaucht, der in keinem Plan verzeichnet war", sagt Caruso und lacht. Zudem sei seit vergangenem Winter witterungs- und temperaturbedingt eine Verzögerung von sechs bis acht Wochen zu den festgelegten 22 Monaten Bauzeit hinzugekommen. "Das Ziel ist jetzt, das nicht mehr zu überschreiten und im Sommer/Herbst 2020 fertig zu sein." Danach werden Züge in der Neckarstadt wohl wieder nur am Bahnhof anzutreffen sein.

Was bisher geschah - ein Rückblick

 Um 1830: Die Anfänge der Ziegelei: Georg Schlenker baut seinen Betrieb auf – das Hauptgebäude wird etwa im Jahr 1912 errichtet.

Ende der 1960er-Jahre: Die Nutzung des Geländes als städtischer zentraler Bauhof wird vorangetrieben. Zum Jahresende 2014 wird der Betrieb eingestellt.

Dezember 2015: Der Gemeinderat beschließt den Bebauungsplan "Alte Ziegelei" als Satzung – Ziel des Planverfahrens ist die Nachnutzung der etwa zwei Hektar großen Fläche zwischen der Wasen- und der Villinger Straße. Das Projekt wird geteilt in (teils sozialen) Wohnungsbau und gewerbliche Nutzung (Verbrauchermarkt und Büroräume).   Ab Juli 2017: Die Gebäude der Ziegelei/des Bauhofs werden entkernt. Der Abrissbeginn schließt sich dem im Verlauf des Sommers nahtlos an.

November 2017: Die GSW – Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau mit Sitz in Sigmaringen – übernimmt den Projektteil des Wohnungsbaus von der Firmengruppe Krause, die das gesamte Projekt ursprünglich umsetzen sollte.   2018/2019: Die Bauprojekta GmbH (Geislingen-Binsdorf) übernimmt den Projektteil "Verbrauchermarkt".

August 2018: Die Firma Weisenburger beginnt im Auftrag der GSW mit dem Bau der Wohngebäude.

 Juli 2019: Der Technische Ausschuss beschließt eine Änderung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans: Weiterhin ist die Ansiedlung eines Verbrauchermarktes (1520 Quadratmeter Verkaufsfläche) mit 84 oberirdischen Stellplätzen vorgesehen. Lediglich in den jetzt drei Obergeschossen tritt statt Büronutzung studentisches Wohnen (163 Wohneinheiten) auf. Der Stellplatznachweis von 114 Plätzen wird durch 81 Tiefgaragenstellplätze und weitere 33 Außenstellplätze gewährleistet.