Ein Lebend-Schach-Turnier fand auf dem Münsterplatz statt. Fotos: Stadtarchiv Villingen-Schwenningen Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Zwei Partien mit Alexander Aljechin und Efin Bogoljubow / Besonderes Turnier auf Münsterplatz

Derzeit kämpfen beim Kandidatenturnier in Berlin einige der weltbesten Schachspieler um die Chance, im Herbst gegen Weltmeister Magnus Carlsen antreten zu dürfen. Das königliche Spiel hat auch in Villingen eine große Geschichte.

VS-Villingen. 1934 fanden zwei Partien des Weltmeisterschaftskampfes zwischen Alexander Aljechin und Efin Bogoljubow hier statt. Der Weltmeisterschaftskampf fand in mehreren süddeutschen Städten statt, organisiert wurde er vom damaligen Vorsitzenden des badischen Schachverbandes.

Gestartet wurde die Weltmeisterschaft am 1. April 1934 in Baden-Baden mit drei Partien. Aljechin war mit einem Sieg und zwei Remisen in Führung gegangen. Am 11. und 12. April spielten die beiden die vierte Runde des Wettkampfes. Aljechin gewann, da Bogoljubow mit der halbslawischen Verteidigung keinen Erfolg hatte. Die Gewinnkombination aus dieser Partie in Villingen findet sich noch heute in vielen Taktik-Lehrbüchern.

Am 13. April gab es ein Remis, dieses Mal kam ein angenommenes Damengambit aufs Brett. Bevor die Spieler weiter nach Freiburg reisten, um die nächsten Partien zu spielen, fand auf dem Münsterplatz ein Lebend-Schachspiel statt. Dabei trugen die weißen Figuren Villinger Trachten, während schwarz in Schwarzwälder Trachten spielte. Die Türme zum Beispiel waren Stadtsoldaten mit Gewehr, als Springer fungierten Vertreter der frühereren städtischen Reiterei, als Läufer dienten Mitglieder der Miliz, und Bauern waren Villinger Frauen mit kleiner Haube.

Insgesamt gewann Aljechin deutlich und wurde Weltmeister. Für Bogoljubow waren die Partien in Villingen gewissermaßen Heimspiele. In der Nähe von Kiew geboren, war er 1914 während eines großen internationalen Turnieres in Mannheim festgesetzt und zusammen mit anderen Weltklassespielern in Triberg interniert worden. Nach Kriegssende blieb Bogoljubow im Schwarzwald, heiratete eine Deutsche und nahm 1927 die deutsche Staatsbürgerschaft an. Der früh verstorbene Großmeister ist auch in Triberg beerdigt. Neben der Weltmeisterschaft spielte Bogoljubow in Villingen auch Simultanturniere.

Überliefert ist sein Schriftverkehr mit dem damaligen Vorsitzenden des Villinger Schachclubs Eugen Faust in der Scheffelstraße, in dem er die Bedingungen für ein Turnier am 4. Januar 1936 formulierte. "Meine Bedingungen: eine Reichsmark pro Partie, 50 Pfennig für Zuschauer. Arbeitslose zahlen die Hälfte. Der Schachklub ist verpflichtet Reklame zu machen."

Gleichzeitig bewarb Bogoljubow das Wettkampfbuch vom WM-Kampf, eine wichtige Einnahmequelle für ihn, der ganz vom Schach eine Familie ernähren musste.

Einen ähnlich starken Spieler hat es in der Region nie wieder gegeben, in der zurückgerechneten Weltrangliste nach heutigen Maßstäben war Bogoljubow 1927 sogar für einige Wochen die Nummer eins.

Wie das Simultanturnier in Villingen ausging ist leider nicht überliefert.