Um die Villinger Scheuer in der Kalkofenstraße rankt sich seit Jahren ein Lärmstreit. Foto: Kübler

Gemeinderäte fordern Informationen über Lärmschutz an Scheuer ein. Suche nach Alternativen.

VS-Villingen - Eine breite Solidaritätswelle erreicht den Folk-Club Vilingen, der sich wegen der Lärmschutzauflagen, die ein Ende der Konzerte um 22 Uhr vorschreiben, zum Januar aus der Scheuer zurückzieht. Einige Gemeinderäte kündigen indes an, sich nochmals mit vereinten Kräften für den Standort in der Kalkofenstraße einzusetzen.

Weit über die Doppelstadt hinaus gebe es Reaktionen und Angebote, dem Kulturverein helfen zu wollen, freut sich Richard Hehn vom Folk-Club. Auch Kommunalpolitiker haben sich eingeschaltet und sichern Unterstützung zu.

So habe Bertold Ummenhofer von den Freien Wählern eine fraktionsübergreifende Initiative angestoßen, nochmals von der Verwaltung die Informationen einzufordern, was sie in Sachen Lärmschutz überhaupt überprüft habe und was machbar sei, erklärt seine Fraktionskollegin Ulrike Heggen. Denn es könne nicht sein, dass ein Anwohner eine solche Kultureinrichtung kaputt machen kann. In einer Stadt wie Villingen-Schwenningen müssten Bands doch bis um 23 Uhr spielen können, zumal es in der Scheuer kein tägliches Programm gebe. "Wir werden die Verwaltung massiv bitten, es darauf ankommen zu lassen und das mit dem Lärmschutz einmal nicht so eng zu sehen", gibt sie die Devise vor.

Ähnlich sieht das auch Frank Bonath von der FDP. In anderen Städten gebe es Konzerte bis weit nach 23 Uhr. Vielleicht sollte die Verwaltung den Konflikt mit dem Anwohner einfach riskieren und es auf eine Klage ankommen lassen. Das könne der Gemeinderat der Verwaltung nicht vorschreiben, sondern nur appellieren, diesen Weg einzuschlagen. Rein rechtlich stelle sich die Situation leider so dar, dass das Einzelinteresse des einen Anwohners das Gemeinschaftsinteresse aushebelt. Die Scheuer so abzudichten, dass kein Lärm nach draußen dringt, sei wohl schwierig. Aber er wolle sich zusammen mit vielen anderen Kollegen dafür stark machen, dass der traditionsreiche Konzertsaal weiterhin zur Verfügung steht. "Wir brauchen solche Orte, wir müssen die Lebendigkeit unterstützen und sie nicht immer nur stutzen", hofft Bonath auf ein vielseitiges und buntes Leben inmitten der Stadt. Zwar entstehe im Zentralbereich das Jugendkulturzentrum, doch das richte sich an eine andere Besucherschicht. Und die Kultur in die Peripherie zu verlegen, widerspreche dem Ziel, die Innenstädte lebendig zu halten, stellt sich Bonath hinter den Folk-Club, der sich in der Innenstadt verwurzelt fühlt und diese Auslagerung ablehnt.

Für die CDU-Fraktionsvorsitzende Renate Breuning ist dies die Lösung des Problems. "Wir erwarten von den Jugendlichen, dass sie zum Klosterhof kommen, dann werden Erwachsene es doch erst recht schaffen", stellt sie fest. So lehne sie es ab, Geld in einen Schallschutz für die Scheuer zu investieren. Könne die Stadt dem Verein mit dem Jugendkulturzentrum doch eine Alternative anbieten, bei der das Thema Lärmschutz kein Problem bereite. Dass die Verwaltung die Richtlinien in der Scheuer umsetzt, dürfe ihr niemand vorwerfen. Wenn sich nur eine Person beschwere, müsse sie einschreiten. Der einzige Vorwurf dürfe sein, dass es die Stadt vor Jahren genehmigt hatte, in der Nachbarschaft den Bau eines Wohnhauses zu genehmigen.

Ob sich am bisherigen Standort noch eine Lösung finden lässt, ist deshalb für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Edgar Schurr fraglich. Mit einer Schallschutzmauer sei es wohl nicht getan. Er bedauere die Entscheidung des Folk-Clubs sehr, zumal es bei dessen Konzerten eher leiser zugehe. Der Verein leiste einen wichtigen Beitrag für das kulturelle Leben. Allerdings halte er es für schwer, in der Stadt einen Ersatz zu finden. Bis Ende des Jahres sei aber zum Glück noch Zeit, sich Gedanken zu machen. Die SPD sei gerne bereit, daran mitzuarbeiten und nach Alternativen zu suchen. Das Wichtigste sei es, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Institution Folk-Club dürfe keinesfalls einschlafen.

Entsetzt zeigte sich auch Cornelia Kunkis-Becker von den Grünen über den Rückzug der Folk-Clubs. Sicher sei, dass ihre Fraktion etwas mit anderen Gemeinderatskollegen unternehme und sich an einem runden Tisch zusammensetze. Derzeit gelte es, die rechtlichen Möglichkeiten auszuloten und nach einer Lösung zu suchen.

Daran arbeitet derweil auch der Folk-Club, der sich auch nach anderen Räumen umschaut. Beim nächsten Treffen komme zudem die ein oder andere Idee zur Sprache, erklärt Hehn. Denn unter den Solidaritätsbekundungen seien auch einige Vorschläge für einen positiven Weg in die Zukunft gewesen.