Am Winzerglühweinstand Müller bewirtet Christian Berger die Studenten auf dem Schwenninger Weihnachtsmarkt. Foto: Kratt

Gewohnte (Ess-)Stände in gewohnter Umgebung. Fehlende Musik immer noch als Manko.

VS-Schwenningen - Seit fast einer Woche lockt der Weihnachtsmarkt in die Muslen. Sind die Händler bisher zufrieden mit ihrem Umsatz? Wie finden die Besucher den Markt im Gegensatz zum Villinger? Und was ist verbesserungswürdig? Der Schwarzwälder Bote hat sich umgehört.

Man kennt es nicht anders aus Schwenningen: Zumindest an trockenen Tagen ist der Platz zwischen C&A und City-Rondell zu Weihnachtsmarktzeiten gut gefüllt, verbringen Berufstätige und Studenten ihre Mittagspause bei Langosch, Wildburger oder Glühwein.

Dieser schmeckt auch den Studenten von der DHBW, die gerade ihre Prüfung hinter sich gebracht haben. Zum ersten Mal erleben sie den Schwenninger Weihnachtsmarkt, sind nach eigenen Aussagen vom kulinarischen Angebot überzeugt. "Das Ambiente ist aber in Villingen schöner", finden sie.

Doch daran stören sich sichtlich nur wenige Menschen, wie Besucher Olaf Meininger aus Erfahrung sagt. "Schwenningen ist ein Durchgangsweihnachtsmarkt. Er hat keinen besonderen Charme, aber es gibt ein großes Essensangebot und es ist immer etwas los." Ähnlicher Meinung sind auch Klaus Sauer und Günter Kahs. "Wir kennen es nicht anders aus Schwenningen, aber es ist in Ordnung."

Schmuckstand profitiert vom fehlenden Handwerk

Doch auch einige Händler, die seit mehreren Jahren nach Schwenningen kommen, bemerken einen Wandel. "Die Kunsthandwerksstände gehen zurück", beobachtet Nicole Krause vom Schmuckstand. Mit ihr sind es rund vier Händler, die sich mit ihrem Angebot vom Übrigen abheben. Doch sie selber profitiere davon, freut sich Krause auch über ihren zentralen Standort vis-à-vis zur Bühne. "Ich kann mich über die Besucherresonanz nicht beschweren, bei mir funktioniert’s."

Als mittelmäßig empfindet Hamdi Damar vom Stand mit tunesischen Olivenholzwaren derweil seine bisherige Bilanz. "Es könnte wirklich besser laufen", sagt er. Er wisse nicht genau, woran es liegt. "Ich habe aber den Eindruck, dass die Menschen eher zum Glühweintrinken hier herkommen."

Ein anderer Händler, der nicht genannt werden möchte, zieht das Resüme aus persönlichem Empfinden und Gesprächen mit Besuchern: "Es gibt zu viele Essens- und zu wenig Kunstgewerbestände. Und außerdem fehlt immer noch die Musik." Dennoch: Das Bemühen der Messegesellschaft, etwas zu tun, seien mittlerweile auf jeden Fall gegeben, betont er.

Wunsch nach längerer Öffnung am Wochenende

Ähnlich äußert sich Christian Berger vom Winzerglühweinstand Müller, der seit mehreren Jahren sowohl nach Villingen als auch nach Schwenningen kommt. Er sieht das Problem vielmehr im geänderten Kaufverhalten der Bürger. So müsse überlegt werden, wie man die Menschen wieder zum Kauf von Kunsthandwerk bewegen kann. Mit seinem Glühweinverkauf zeigt er sich grundsätzlich zufrieden. In Villingen sei eher zu Stoßzeiten etwas los, in Schwenningen sei man den ganzen Tag "mitten im Leben".

Die Zusammenarbeit mit der Messegesellschaft laufe gut. Was Bergers Meinung nach änderungswürdig ist, das seien die Öffnungszeiten am Wochenende. Die sollten freitags und samstags bis 22 Uhr verlängert werden. Und natürlich fehlt, wie in den vergangen drei Jahren, die Musik. "Sie gehört einfach auf einen richtigen Weihnachtsmarkt", ist Christian Berger überzeugt.

Kommentar: Der richtige Ton

Von Mareike Kratt

Alle Jahre wieder dieselbe Kritik am Weihnachtsmarkt in VS: zu viele Essensstände, zu wenig Kunstgewerbe. Wo keine Musik läuft, ist auch keine Weihnachtsstimmung, lautet ebenso der Tenor von vielen Besuchern und Marktbeschickern. Doch der Schwenninger Budenzauber zeigt auch: Nicht nur die Stände geben den Ton an und sorgen für das entsprechende Ambiente, auch die Besucher selber. Es scheint fast so, dass in den Muslen der Bedarf nach Kunstgewerbe derzeit gar nicht richtig vorhanden ist. Vielen reicht das umfangreiche kulinarische Angebot, andere Stände werden erst gar nicht angesteuert. Die Messegesellschaft hat als Betreiber signalisiert, offen für neue Wege zu sein. Wenn diese tatsächlich so laut gefordert werden, dann liegt es auch an den Händlern und Bürgern, sie zusammen zu gehen und ein passendes Konzept zu erarbeiten.