Am Samstag kam das Hochwasser. Da die Familie ihren Pkw und Wohnwagen mit einem Seil gesichert hatte, wurden Fahrzeug und Anhänger nicht wie viele andere von den Wassermassen weggeschwemmt. Das Wasser verursachte allerdings einen Totalschaden. Foto: Hoyer

Naturkatastrophe überrascht Familie Hoyer aus Pfaffenweiler. Wohnwagen und Auto geflutet.

Villingen-Schwenningen - Um 16 Uhr bauten die ersten Camper blitzartig ihre Zelte ab, doch da war es fast schon zu spät. Eine Dreiviertelstunde später stand der gesamte Campingplatz an der Kirnitzsch unter Wasser, mittendrin der Wohnwagen der Familie Hoyer aus Pfaffenweiler.

»Viele haben noch versucht zu flüchten«, berichtet Michael Hoyer. Doch die Einfahrt habe so tief unter Wasser gestanden, dass nur noch wenige durchkamen. Dann war der Weg abgeschnitten. »Wir haben gerettet, was noch zu retten war«, erzählt der Pfaffenweiler, der in der sächsischen Schweiz eigentlich einen erholsamen Wanderurlaub genießen wollte.
Am Montag hatte die Familie den Stellplatz im Kirnitzschtal bei Bad Schandau an der Elbe bezogen. »Dienstag hatten wir Regen«, erinnert sich Hoyer, »Mittwoch und Donnerstag waren schön, und am Freitag hat es wieder geregnet – aber im normalen Maß.« Der Niederschlag setzte sich am Samstag fort, wurde zum Nachmittag aber immer stärker. »Ab 15 Uhr haben wir beobachtet, wie die Kirnitzsch ansteigt«, ein »Flüsschen«, beschreibt Michael Hoyer, »vergleichbar mit der Brigach«.

Wie er erfuhr, war in Polen ein Staudamm gebrochen. Das Wasser wurde über Tschechien ins Kirnitzschtal geschwemmt und habe den Wasserpegel von 0,4 Metern Normalwert auf 3,07 Meter Höhe getrieben.

Wohnwagen an Mauer festgebunden

Mit Hilfe der Feuerwehr befestigte die Familie den Wohnwagen und das Auto mit Seilen an einer Mauer und brachte noch ein paar Habseligkeiten in Sicherheit. Danach konnten Michael Hoyer und seine Frau nur noch zusehen, wie Auto und Wohnanhänger immer weiter im Wasser versanken. »Hätten wir sie nicht angebunden«, ist Hoyer überzeugt, »wären sie weggeschwemmt worden.« Andere, ungesicherte Fahrzeuge seien bis zu 200 Meter abgetrieben, erzählt Hoyer.

Im Wohnmobil der Schwiegereltern, die wenige Stunden vor der Flut eingetroffen waren und am Hang geparkt hatten, wartete die Familie ab. »Man konnte ja nichts tun«, berichtet Michael Hoyer, »die Flut hätte uns umgerissen.« Schaulustige hätten ihr Mitleid bekundet, die Betroffenen waren hilflos oder verzweifelt – »aber ärgern half ja auch nichts«.

»Totalschaden«

Die Feuerwehr, die während eines Einsatzes »günstigerweise« selbst im Tal gestrandet war, überwachte in der Nacht das Gelände, da sie zunächst Hangrutschungen befürchtete. »Am nächsten Morgen war das Wasser abgelaufen und der ganze Platz voller Schlamm«, malt Hoyer das Bild aus. Das Tal blieb bis zum Abend gesperrt, da die Rettungskräfte zunächst die Bäume und weggeschwemmten Fahrzeuge von den Straßen räumen mussten.

Hoyers Wohnwagen und Pkw standen noch an der Mauer – von innen und außen mit Schlamm übersät. »Totalschaden«, fasst Hoyer zusammen. Er rief einen Abschleppdienst an, der sich nun für die Familie Hoyer und »Hunderte« weitere Betroffene um die Entsorgung beziehungsweise Restverwertung der Fahrzeuge kümmern wird. Die Versicherung tritt zumindest für den Schaden am Auto ein, der Wohnwagen aber ist nicht versichert. »Wenn man aus dem Schwarzwald kommt und kein Dauercamper an der Elbe ist, rechnet man ja nicht gerade mit Hochwasser«, sagt Michael Hoyer und lacht.

Er ist froh, dass es beim materiellen Schaden geblieben ist und kein Mensch ernsthaft gefährdet war. Campen würde er jederzeit wieder, wenn es ihn auch nicht unbedingt wieder ins Kirnitzschtal zieht.

Er habe gelernt, dass man der Natur nichts entgegensetzen kann, und gleichzeitig erfahren, wie wertvoll die Hilfsbereitschaft der Menschen untereinander ist, wenn sie in eine Notlage geraten. Und noch ein Gedanke tröstet ihn: »Man hätte nichts anders machen können.«