Selbstverteidigung ist bei beiden Geschlechtern gefragt. "Auf der Straße kann man sich nicht noch warm machen".
Villingen-Schwenningen - Immer wieder kommt es in Villingen-Schwenningen zu Situationen, in denen vor allem junge Mädchen oder Frauen angegriffen werden. Um sich in gefährlichen Situationen schützen zu können, gibt es Selbstverteidigungskurse. Das Prinzip der Selbstverteidigung besteht darin, Angriffe abzuwehren.
Der Polizeisportverein Villingen-Schwenningen bietet diese Art von Kursen an. Einige davon sind auf Frauen und Mädchen spezialisiert, es gibt aber auch Kurse, die gemischt oder speziell für Senioren ausgelegt sind. Sebastien Weitbruch und Michael Waller leiten diese Kurse. Sie bringen den Teilnehmern Griffe und Techniken aus der asiatischen Kampfsportart Bujukai bei. "Die Mischung aus Judo, Karate und anderen Kampfsportarten ist gut beim Bujukai", meint Weitbruch. So enthalte Bujukai Techniken, wie man andere zu Fall bringt oder sich mithilfe von Gegenständen verteidigt.
Bei der Selbstverteidigung komme es vor allem darauf an, "keine einfache Beute zu sein", wie er es formuliert. Das heißt, den Teilnehmern wird neben den Verteidigungstechniken beigebracht, sich selbstbewusst zu verhalten und die richtige Körpersprache anzuwenden. Dem potentiellen Rüpel soll klargemacht werden, dass die angegriffene Person nicht die klassische Opferrolle spielt, sondern dass es sich bei ihr durchaus um eine sich effektiv wehrende Person handelt.
Den größten Teil trage dazu das Selbstbewusstsein bei, welches man schon nach einem Training mitnehme, aber: "Das ist wie bei einer Versicherung: Man fühlt sich sicher, aber wirklich schützen kann sie nicht", erklärt Weitbruch. Deshalb reiche eine Trainingseinheit nicht aus, um die Kunst der Selbstverteidigung zu erlernen. "Es ist eine Sache der Übung", findet auch Waller. In den dreistündigen Workshops werden den Teilnehmern bis zu zehn Techniken gezeigt, wie sie Angreifer zu Boden bringen und daran hindern können, ihnen zu folgen. "Oft wollen die Leute auch bestimmte Techniken erlernen, beispielsweise, wie man sein Handy aus den Händen des Täters wieder zurückbekommt."
Wichtig sei dabei vor allem, dass es sich um Techniken handelt, bei denen man keine große Kraft aufbringen müsse. "Das ist hier kein Wettkampfniveau, man kann sich auf der Straße ja nicht noch schnell warm machen, bevor man sich verteidigt", scherzt Weitbruch. Außerdem seien vor allem Frauen ihren Angreifern körperlich unterlegen.
"Es gibt einfache Griffe, die dem Täter Schmerzen bereiten, ihn aber nicht schlimm verletzen, wie zum Beispiel das Verdrehen eines Armes oder das Abzielen auf bestimmte Nerven." Somit könnte der Peiniger idealerweise bereits nach kurzer Zeit und ohne größere körperliche und materialistische Schäden in die Flucht geschlagen werden. Weitbruch und Waller wollen ihren Teilnehmern auch ein Gefühl dafür vermitteln, in welchen Situationen man sich wie verteidigen sollte. "Oft weiß man nicht, ab wann man reagieren soll", erklärt Weitbruch. "Und es sollte der Situation angepasst sein."
In den vergangenen Monaten haben die beiden Trainer eine ansteigende Zahl an Neuanmeldungen zu ihren Kursen verzeichnet. "Das geht von zwölfjährigen Mädchen bis hin zu 70-jährigen Senioren, wir haben auch Mütter mit ihren Töchtern hier", stellt Waller fest. "Die haben einfach Angst, wenn sie beispielsweise am frühen Morgen alleine durch eine Unterführung laufen müssen." Doch nicht nur Mädchen und junge Frauen, auch immer mehr Männer wollen sich schützen: "Manche Frauen bringen auch ihren Partner mit."
Weitere Informationen: www.bujukai-villingen.de