Das Gebäude des ehemaligen Gartenbaubetriebs Blumen Fischer ist halb abgerissen, im Hintergrund stehen noch die Gewächshäuser, deren Dächer teilweise auch schon abgebaut wurden. Noch ist unklar, wie lange die Abrissarbeiten stillgelegt sind. Foto: Riesterer Foto: Schwarzwälder Bote

Fäßlesgrund: Anwohner sprechen in Gemeinderatsitzung vor / Spekulationen über Vertragssituation

Vertreter der Interessengemeinschaft "Am Fäßlesgrund" haben ihre Sorgen in der Gemeinderatsitzung am Mittwoch vorgetragen – und erste Antworten von der Verwaltung bekommen. Es bleiben aber noch viele Fragen offen.

VS-Schwenningen. Ein geplantes Wohnprojekt am Fäßlesgrund sorgt seit geraumer Zeit für Aufregung bei zahlreichen Anwohnern (wir berichteten). Nicht nur die Ausmaße der Wohnanlage, die auf rund 8000 Quadratmeter Fläche mit vier mehrgeschossigen Wohnblocks entstehen soll, bereiten den Anliegern Sorgen. Hinzu kommt der durch den Abriss der alten Gebäude freigesetzte Asbest.

Viele Fragen offen

In der Gemeinderatsitzung am Mittwoch sprachen Vertreter der Interessengemeinschaft, die sich aus betroffenen Bürgern zusammensetzt, vor. Dabei beschäftigte sie mehrere Fragen: "Geht irgendeine Gefahr von dem halb abgerissenen Gebäude aus?" Beispielsweise dadurch, dass der Asbeststaub durch den Wind in der umliegenden Nachbarschaft verteilt werden könnte. Ebenfalls wollten sie wissen, welche Altlasten auf dem Gelände noch zu erwarten seien? Schließlich war das Areal bis Anfang der 1960er-Jahre eine Lehmgrube, in der Müll entsorgt wurde.

Darauf bekamen sie von Bürgermeister Detlev Bührer auch direkt eine Antwort: "Eine Gefahr durch Asbest ist dann gegeben, wenn die Abbrucharbeiten nicht ordnungsgemäß umgesetzt wurden." Aufgrund der nicht vollständig abgerissenen Gebäude sei die Sorge berechtigt. Deshalb habe das Baurechtsamt die Arbeiten auch gestoppt. "Es wurden Gutachter auf das Gelände geschickt und Bodenproben werden auch genommen." Bührer betonte, dass weder er, noch Oberbürgermeister Jürgen Roth von diesen Maßnahmen Kenntnis hatte. "Die haben einfach angefangen abzureißen!"

Und nicht nur die Gebäude, sondern wie berichtet auch zahlreiche Bäume auf und – wie die Vertreter der Initiative betonen – neben dem früheren Gärtnereigelände. Pläne, die unserer Redaktion vorliegen, zeigen, dass eine etwa 1700 Quadratmeter große Fläche gerodet wurde, die nicht zum ehemaligen Fischer-Gelände gehört. Wie Anwohner wissen, gehört der besagte Streifen einer Erbengemeinschaft. Und auch entlang der Straße "Am Fäßlesgrund" ist ein Grundstück betroffen, das Peter Renz gehört. "Im Grundbuch steht diese Fläche als ›ausschließlich gärtnerisch nutzbar‹", erklärt der Eigentümer. Betroffen ist auch eine zur Straße in Richtung Wirtshaus Wildpark grenzende Fläche, die städtisches Eigentum sein soll. Hier sollten laut Bauentwurf später die Tiefgaragenzufahrten gebaut werden.

Rücktritt vom Kauf?

Im Kreis der Anwohner ist nach der Gemeinderatsitzung berichtet worden, dass dem Bauunternehmen vonseiten des Auftraggebers versichert worden sei, dass alle notwendigen Genehmigungen für den Abriss und die Baumfällarbeiten vorlägen. Diese gibt es, wie Detlev Bührer in der Sitzung berichtet, allerdings nicht. Noch brisanter machen andere Aussagen den Fall. So will ein Anwohner darüber informiert sein, dass es für den Kauf des Areal bislang lediglich einen Vorvertrag gebe. Deshalb befürchten die Anwohner jetzt, dass der Investor aufgrund der Bodenbeschaffenheit und dem Verfahren, das gegen ihn eingeleitet werden soll, "einen Rückzieher macht" und das Gelände vorerst im jetzigen Zustand bleibt.

Der weitere Verlauf ist tatsächlich auf noch unbestimmte Zeit offen. Allerdings konnte Bührer die Anwohner insofern beruhigen, dass sie keine Sorge vor einem plötzlichen Bau vor ihrer Haustüre haben müssen. "Wenn tatsächlich ein Bauantrag gestellt wird (was bislang nicht geschah), bedarf es an dieser Stelle eines Bebauungsplanverfahrens." Das bedeute automatisch, dass die Anliegen, Bedenken und Einwände der Nachbarn angehört werden. Am Freitag wollen sich Bührer und OB Roth die bisher eingereichten Pläne der Bauvoranfrage des Investors anschauen und "dann entscheiden, wie weiter vorgegangen wird", gab Bührer abschließend einen Ausblick.

Eine Immobilienfirma, die in Schwenningen bereits mehrere Bauprojekte geplant und auch umgesetzt hat, hat laut Informationen der Stadtverwaltung bislang zwar ihre Ideen, aber noch keinen Bauantrag für die am Fäßlesgrund geplante Wohnanlage eingereicht. Diese soll laut unserer Redaktion vorliegenden Plänen vier Gebäude mit bis zu vier Etagen, Tiefgaragen und insgesamt 90 Wohnungen umfassen. Das Grundstück dafür liegt zwischen der Straße "Am Fäßlesgrund", dem Wirtshaus Wildpark und grenzt im nördlichen Bereich an das Gelände der Waldorfschule in der Schluchseestraße.