Die Farbe auf den Dosen wird mit einem Föhn getrocknet. Bald können die selbst gemachten Wecker bestaunt werden. Fotos: Riesterer Foto: Schwarzwälder Bote

Ferienprogramm: Mitarbeiterinnen des Uhrenindustriemuseums vermitteln Heimatgeschichte und Spaß am Basteln

Auch im Uhrenindustriemuseum ist Kinderferienprogramm. Und dort gilt es, die schwierige Aufgabe zu erfüllen: Wie kann Kindern Heimatgeschichte vermittelt werden?

VS-Schwenningen. Warum steht bei Opa und Oma eigentlich eine große Standuhr im Wohnzimmer oder ein Wecker auf dem Nachttisch, wenn es doch Smartphones gibt? Was ist der Unterschied zwischen einer Armband- und einer Stoppuhr? Und was hat das alles mit Schwenningen zu tun? Diese Fragen versuchen die Mitarbeiterinnen des Uhrenindustriemuseums ihren jungen Teilnehmern beim Kinderferienprogramm zu beantworten.

Acht Kinder zwischen acht und zwölf Jahren sitzen am vergangenen Freitag im Uhrenindustriemuseum in der Bürkstraße. Sie sind sehr konzentriert – immerhin soll der Wecker, den sie gerade basteln, auch besonders schön werden. So werden die halben Wurstdosen, die als Rohlinge dienen, an der einen Seite des Tisches noch mit Farbe bemalt, während dieselbe auf der anderen Seite bereits mit einem Föhn getrocknet wird.

"Wir sind jetzt seit etwa sechs, sieben Jahren beim Ferienprogramm dabei", schätzt Silvia Ginosa, die das Programm mit ihren Kolleginnen Heike Weinzel und Ute Höller betreut. In den ersten Jahren habe das Team Schilderuhren mit den Kindern gebastelt. "Vergangenes Jahr wollten wir aber was neues ausprobieren und unser Leiter Michael Hütt meinte, man könne doch was Technisches machen. Dann habe ich in einem Prospekt einen Wecker gesehen, der wie eine Wurstdose ausgesehen hat. So kam ich auf die Idee", erinnert sich Ginosa und lacht.

Als Anregung sind auf einer Pinnwand einige Motive wie etwa ein Marienkäfer zu sehen. Was die Kinder aus den innen mit einem Wecker-Uhrwerk ausgestatteten Dosen letztlich machen, ist aber ihrer Kreativität überlassen. "Der Ideenreichtum der Kinder überrascht einen da auch noch nach Jahren", sagt Ginosa. "Es ist uns sehr wichtig, dass die Bastelwelt nicht untergeht, auch, weil viele Kinder das zuhause fast nicht mehr machen. Deshalb versuchen wir immer auch zu Ostern oder Weihnachten, solche Aktionen umzusetzen."

Doch nicht nur die eigene Kreativität steht an diesem Tag für die Kinder auf dem Plan. Immerhin ist man in einem Museum – ein Ort für die Geschichte. Deshalb wurden die Kinder vorab zu einer Rundtour eingeladen. "Die Fabrikarbeiter hatten zu Zeiten der Uhrenindustrie keine Handys. Aber so wie ihr aufstehen müsst, um in den Kindergarten zu gehen, mussten die ja damals auch zur Arbeit. Um rechtzeitig wach zu werden, dafür gab es spezielle Uhren." Der so geschilderte Unterschied zwischen Uhr und Wecker mache dabei stets den Anfang, erklärt Ginosa – Anfang August hatten 15 Kinder bereits bei diesem Programmpunkt mitgemacht.

Weitere Aspekte sind beispielsweise die Pünktlichkeit (Beim Abstempeln hieß rot zu spät und schwarz pünktlich), oder anhand von eindeutigen Wertunterschieden zwischen einzelnen Ausstellungsmodellen die Erkenntnis, dass es wohl auch damals schon arme und reiche Leute gegeben haben muss. Dies wird alles verbunden mit dem Wirken von Johannes Bürk. Bei der Nachtwächteruhr erzählt Ginosa, dass es damals noch keine Security gegeben hat, bei der Bahnhofsuhr erfahren die Kinder, dass es ohne diesen Herrn Bürk den Bahnhof in Schwenningen gar nicht gäbe.

Und zuletzt erkennen die Kinder, dass es auch heute noch Uhren gibt, mit der die Tageszeit gar nicht gemessen wird – etwa bei der Schach- oder der Stoppuhr. Auffällig sei, dass die Kinder bei der Führung nicht einfach abwarteten, bis es endlich ans Basteln gehen kann. "Sie sind unglaublich neugierig unter hinterfragen alles", sagt Ginosa und erzählt eine Anekdote: "Früher hatte ich meinen Nach- und nicht Vornamen auf meinem Namenszettel. Da hat mich ein Kind auch gefragt, woher ich das alles wissen kann. Da musste ich eben erklären, dass ich das alles weiß, weil ich eine Schwenningerin bin – der Nachname kommt halt von meinem italienischen Mann", erinnert sie sich und lächelt.