Wie soll sich VS entwicklen? Klare Vorstellungen haben Anita Sperle-Fleig, Hermann Krafft und Thomas Schalk. Foto: Huber Foto: Schwarzwälder Bote

Nachhaltigkeit: Klare Vorstellungen von BUND und NABU zu der künftigen Ausrichtung der Stadt

Wie soll sich VS weiter entwickeln? Nachhaltig natürlich. Und dies bedeutet für BUND und Nabu vor allem, "nicht auf Teufel komm raus" weiterhin Flächen zu verbrauchen. Sei es für Photovoltaikanlagen oder neue Baugebiete.

V illingen-Schwenningen. Vor Anita Sperle-Fleig, Hermann Krafft (beide BUND-Regionalverband) und Thomas Schalk (Nabu-Kreisverband) liegen zwei Seiten mit einer Fülle von Anregungen und Forderungen, um eine nachhaltige Entwicklung im Oberzentrum zu fördern. Schnell kommt Krafft zum Punkt: VS habe den Klimanotstand ausgerufen. "Doch was folgt daraus", fragt nicht nur er bei einem Pressegespräch zu den Konsequenzen aus der Klimanotstands-Erklärung.

Was die nicht unumstrittene Umwandlung von landwirtschaftlichen Flächen zu Freiflächenanlagen anbelangt, hat Krafft eine klare Position: Weitaus sinnvoller wäre es, den Blick auf die Dächer von Hallen oder Schulen zu richten und zudem Flächen in Industrie- und Gewerbegebieten statt Agrarflächen zu fokussieren: Das ginge dann gänzlich ohne Nebenwirkungen, ist sich das BUND-Vorstands-Mitglied sicher. Wie viel Potenzial in solchen kommunalen oder Industrie-Flächen steckt, auch darüber haben sich BUND-Regionalverband und NABU-Kreisverband den Kopf zerbrochen: etwa 20 Hektar. Zudem sollte auch die Installation von Photovoltaikanlagen auf privaten Häusern gefördert werden. Wer von Nachhaltigkeit in VS spreche, komme an einem weiteren Ausbau regenerativer Energien nicht vorbei. Bis 2030, so Krafft zu dem ambitionierten Ziel der Stadtwerke VS, soll die Doppelstadt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist werden, derzeit liege der Anteil bei rund 50 Prozent. Klar ist für die Umwelt- und Naturschützer auch, dass mit einer Ausrichtung auf eine nachhaltige Entwicklung auch Änderungen verbunden sind: "Ohne Zumutungen geht das eben nicht." Wenn es um veränderte Perspektiven geht, sind Schalk, Krafft und Sperle-Fleig auch schnell bei der Ausweisung neuer Baugebiete. "Wir sollten uns mehr auf vorhandene Gebiete in VS konzentrieren, statt ständig neue auszuweisen", üben die Drei harsche Kritik. Auch dem weiter ungebremsten Bau von Einfamilienhäusern sei ein Riegel vorzuschieben. "Davon haben wir noch viele im Bestand", spielt Krafft darauf an, dass vor allem ältere Menschen teils alleine in solchen Häusern wohnen. Um hier einen Wechsel zu ermöglichen, sollte man verstärkt an den Bau von Seniorenwohnungen denken, Stichwort Generationenwohnen. Klare Ansage auch zur Dauer-Brache Altes Tonhallen-Areal: "Muss da wirklich um jeden Preis gebaut werden oder sollten wir nicht künftigen Generationen noch freie Flächen zur Verfügung stellen?"

Sorge um alte Bäume

Wer den Klimanotstand ausruft, der kommt am städtischen Baumbestand nicht vorbei, so das Credo von NABU-Kreisverbands-Vorstandsmitglied Thomas Schalk. Klimanotstand ausrufen und gleichzeitig die Baumschutzsatzung kippen, dass passe nicht so recht zusammen. Generell beobachtet Schalk, dass der alte Baumbestand auf der Strecke bleibe und im Zuge von Baumaßnahmen "teils platt gemacht" werde. "Ich würde mir hier einen pfleglichen Umgang mit den Bäumen wünschen." Nachpflanzungen, kritisiert er, seien häufig "reine Makulatur". Parallel dazu fordert nicht nur Schalk die Ausweisung von mehr Grünflächen, weniger "Rasen- und dafür mehr Wiesenflächen" und zudem ein Pestizid-Verbot in VS. Was Krafft, Sperle-Fleig und Schalk durchaus positiv werten: Der lahm gelegte Beirat für Stadt-und Umweltentwicklung soll wieder belebt werden.