Fasziniert vom Brauchtum nehmen die Besucher die verschiedenen Schemen in Augenschein. Foto: Schwarzwälder Bote

Brauchtum: Beim Scheme-Obed im Münsterzentrum werden die Besucher in manches Geheimnis eingeweiht

VS-Villingen (hs). Am Freitagabend strömten Menschen mit Körben, in denen gut verpackt Schemen ruhten, und Narrosäbeln unter dem Arm in das Münsterzentrum. Es war der Scheme-Obed, den die Arbeitsgemeinschaft Villinger Fasnet zum 28. Mal durchführte.

"Wir wollen das Brauchtum und die Kulturgeschichte aufrechterhalten", erklärte Pressesprecher Harald Schmidt. Anlass war unter anderem das 60-jährige Vereinsjubiläum der Rietvögel sowie der Besuch des bekannten Villinger Schnitzers Siegfried Hupfer, der aus dem Riet stammt.

Manfred Hermle moderierte den Abend, der mit einem Rückblick in das Jahr 1843, in dem die Fasnet im Riet ihren Anfang nahm, begann. Damals kritisierte Schemenschnitzer Andreas Görner die "entartete Jugend", während die ersten Figuren mit langen Scheren durch Villingen marschierten.

Wo habe die Polizei ihre Ohren, dass sie das Narrenlaufen nicht bemerke, das schon Wochen vor der Fasnet begonnen habe, ereiferten sich die Bürger. Die Polizei habe mit vielen Schreibfehlern geantwortet, worauf es sofort hieß, dass sie mal die Sonntagsschule besuchen möge.

Den Narren wurde geraten, sich am Sonntag mit so viel Geld auszustatten, dass es bis Mittwoch reiche. 1893 konnte man die ersten Narrokleider mit Rollen kaufen oder mieten, erzählte Karl Hoch den interessierten Zuhörern.

Einer der Schemenmaler ist Siegfried Hupfer, der am Samstag seine Krippenfiguren und Schemen mitgebracht hatte. Den Schulabschluss habe er damals so absolviert, dass Karl Brachat ihm einige Fragen gestellt habe, nach deren Beantwortung er den Schulabschluss hatte, verkündete Hoch. Hupfers Vater habe nie geschnitzt, aber sein Opa habe Krippenfiguren und Tiere geschnitzt, durch den Maler Maus sei Siegfried Hupfer zum Schemenschnitzer geworden und habe 1960 sein erstes Muster entworfen, so Hoch.

Nachdem man die Figuren und Schemen von Hupfer bewundert hatte, trug Frank Ummenhofer die Geschichte der Rietvögel, die ihr 60-jähriges Jubiläum feiern, vor. Der erste Vogel sei der Krages gewesen, dieser Altvogel sei im Elsass geschnitzt worden, erklärte Ummenhofer. Nach der Gründung der Rietvögel 1958 kamen die Hüte aus Tirol und irgendjemand habe gesagt, die Rietvögel sollten ihre benutzten Unterhosen über die Straße hängen: "Das tun wir heute noch", so Ummenhofer. Bis heute würden die Rietvögel auf den Kater aufpassen, denn man habe sich von Anfang gut mit den Katzen verstanden, fuhr er fort.

Humorvoll war die Geschichte vom Häs- und Schememaler Walter Gentner, der im vergangenen Jahr verstorben war. Bevor er selbst sein erstes Häs gemalt hatte, war er mehr als unglücklich mit seinem Häs. Mal verlief ihm die Farbe, mal lief das Häs beim Waschen ein und im Regen färbte auch noch der geliehene Schirm auf den Unglücksraben ab. Nachdem Ummenhofer mit der alten Drehorgel das Rietvogel-Lied begleitete, strömten alle Besucher nach vorne, um die ausgestellten Schemen anzuschauen und ihre eigenen mitgebrachten begutachten zu lassen.