Mit Hilfe einer Seilbahn, flugs installiert von der Baufirma "Doppelgeier", gelangte der Stadtschlüssel vom Rathausbalkon hinab zu den Narren. Fotos: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Schlüsselübergabe: Rupert Kubon weicht mit einem shakespear’schen Zitat aus / Machtübernahme der Narren

"Mir wenn iisern Schlüssel hau, iisern Schlüssel wemmer hau" – aus vielen Hundert Kehlen drang vor dem Rathaus der Ruf nach dem Schlüssel für die Machtübernahme der Narren. Die klappte schließlich trotz audiotechnischer Schwierigkeiten.

VS-Villingen. Angeführt von der Stadt- und Bürgerwehrmusik marschierten die Ratsherren auf den Münsterplatz und bauten sich vor dem Rathaus auf. In vorderster Front: Zunftmeister Anselm Säger und sein Vize Alexander Brüderle, die sich, wohl um drohender zu wirken, auf Holzkästen gestellt hatten.

Mit einem "Wir wissen, was wir wollen" forderten sie von Oberbürgermeister Rupert Kubon den Schlüssel und die Antwort auf die aktuelle Frage "Machsches, oder machsches nit?" Kubon wich mit einem shakespear’schen Zitat aus – "Wahl oder Nichtwahl – das ist hier die Frage" – und verlegte sich auf das Rezitieren von "Hamlet", was ihm Buh-Rufe der Menge und den Hinweis von Bürgermeister Detlev Bührer "Selten hat jemand mit so vielen Worten so wenig gesagt" einbrachte.

Die beiden Obernarros ließen nicht locker, forderten gemeinsam mit der Menge den Schlüssel und triumphierten: "Hörsch des? Das ist Bürgerbeteiligung". Die jüngste Planungswerkstatt an der Hochschule sei dagegen wohl eher ein Betriebsausflug der Stadt gewesen. Als Unwort des Jahres machten Säger und Brüderle das Wort "Machbarkeitsstudie" aus. Auch Kubon wartete mit persönlichen Unwörtern aus: Städtische Galerie, Polizeireform, Parken im Neckarviertel. Bürgermeister Detlev Bührer fügte "Baustellenplanung" hinzu. "Aus einem Bald, sollte man schnell ein Jetzt machen, bevor ein Nie daraus wird", schulmeisterte diesbezüglich Brüderle. Mittels einer von der Baufirma "Doppelgeier" flugs installierten Seilbahn gelangte schließlich der große Goldene Schlüssel aus dem ersten Stock des Rathauses hinunter zum Volk.