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Doch manchem missfällt: einerseits gleißend hell, auf der anderen Seite stockfinster

Die LED-Beleuchtung ist in Villingen-Schwenningen angekommen. Die Baden-Württemberg-Stadt erstrahlt in neuem Licht. Doch nicht jedem gefällt’s. Die neue Straßenbeleuchtung wird von vielen Bürgern kritisiert.

Villingen-Schwenningen. Das Oberzentrum ist ein echter Vorreiter: Läuft alles nach Plan, wird VS die erste Stadt ihrer Größe in Deutschland sein, deren 13 400 Straßenleuchten innerhalb von zwei Jahren flächendeckend auf LED-Technik umgestellt sein werden. Spätestens im Frühsommer, nach aktuellen Prognosen aber sogar deutlich früher, soll das der Fall sein. Nach und nach werden deshalb jetzt die energiesparenden Straßenleuchten im Oberzentrum eingeführt. Der Unterschied ist groß. Während die bisher eingesetzten NAV-Leuchten, die auf Natrium basierten, dunkelgelb leuchteten, strahlen die neuen Lampen weißlich.

In der Schwenninger Kinzigstraße fand die Umrüstung im Laufe dieser Woche statt. Doch nicht jedem gefällt’s. Die einen finden sie zu hell, die anderen zu weiß. Und für wieder andere ist die Beleuchtung viel weniger eine Geschmacks-, als vielmehr eine Sicherheitsfrage, denn: "Auf der rechten Seite ist es komplett dunkel. (...) An anderen Stellen ist es taghell und blendet", schildert beispielsweise die Schwenningerin Birgit Bopp die Situation.

Geteiltes Echo bei den Villingen-Schwenningern

Ihre Veröffentlichung im Internet in der Facebookgruppe Stadtgeflüster VS findet ein großes Echo. Mit ihrer Meinung ist sie offenbar nicht alleine. "Find die Beleuchtung auch ganz schrecklich. Eine Seite stockdunkel", schreibt eine andere Userin, ein Villinger aus dem Ruhesteinweg findet es "taghell... fürchterlich", selten wird dieneue Beleuchtung so positiv kommentiert wie von einer jungen Weilersbachin: "Bei uns im Ort waren die erst paar Tage an, dann mal aus, jetzt leuchten sie und ich finde es super schön hell. Manches braucht einfach ein bisschen Geduld."

An die Lichtfarbe mit 4000 Kelvin, an Fußgängerüberwegen gar 5000 Kelvin muss sich offenbar mancher tatsächlich erst gewöhnen. Obgleich viel Vorarbeit geleistet wurde: So wurden die Bürger der Doppelstadt zur Akzeptanz der LED-Beleuchtung von der Hochschule Furtwangen sogar befragt, erklärt Daniela Dietrich von den Stadtwerken Villingen-Schwenningen (SVS). Das Ergebnis: Die LED-Beleuchtung wurde bei den Bürgern deutlich positiv wahrgenommen. 65 Prozent der Befragten hielten damals die Helligkeit für optimal, 71 Prozent von ihnen gefiel die Lichtfarbe "gut" oder sogar "sehr gut".

Trotzdem: Der Eindruck, dass die neue Straßenbeleuchtung die eine Straßenseite sehr hell ausleuchtet, während die andere im Dunkeln liegt, hält sich hartnäckig. Laut Mitarbeitern der Stadtwerke ein eher subjektiver Eindruck. Der könnte vielleicht auch daher rühren, kein Streulicht in den Nachthimmel abgestrahlt wird. so entstehen keine schädlichen Lichtimmissionen für nachtaktive Tiere – aber durch die zielgerichtete Lichtlenkung erscheint der Kontrast zum Umfeld eventuell auch größer zu sein als bislang.

"Das LED-Licht erscheint dem Betrachter aufgrund seiner Lichtfarbe und der zielgerichteten Lichtlenkung auf die Straßen und Gehwege in den meisten Fällen heller", gibt Daniela Dietrich zu. Die Ausleuchtung der Straßen aber entspreche den Regelwerken.

Wenn die Bürger das Licht aber je nach Tageszeit unterschiedlich hell oder dunkel wahrnehmen, dann täuscht dieser Eindruck aber trotzdem nicht. Tatsächlich werde die Leuchtstärke der Lampen in Anlieger und Wohnstraßen je nach Verkehrsfrequenz in der Dunkelheit automatisch von 100 auf bis zu 30 Prozent abgesenkt. Das erklärt nicht nur das völlig unerschiedliche Empfinden der neuen Beleuchtung durch die Villingen-Schwenninger – manche dachten auch, die LED-Lampen müssten sich erst "aufladen", ehe sie richtig strahlen. Zudem hilft die neue Technik, Strom zu sparen und den CO2-Ausstoß zu minieren.

Insgesamt soll die neue Beleuchtung ein großartiges Sparmodell sein. Statt wie bisher eine Million Euro jährlich, müsste Villingen-Schwenningen dann nur noch 300 000 Euro für die Stromkosten aufwenden. Das Einsparpotenzial liegt laut Stadtwerken bei 2,9 Millionen Kilowattstunden Strom und 2,5 Millionen Tonnen des Treibhausgases CO2 jährlich. Doch zunächst einmal musste Villingen-Schwenningen tief in die Tasche greifen. 3,6 Millionen Euro kostet die Umstellung, inklusive einer Förderung des des Bundesumweltministeriums.

95 Prozent sind jetzt schon geschafft

95 Prozent der Straßenbeleuchtung in Villingen-Schwenningen sind aktuell schon umgestellt. Die fehlenden fünf Prozent werden wir in den kommenden sechs Wochen umrüsten.

Gespannt sein darf man auf den Sommer, denn: Laut Umweltministerium ziehen die LED-Leuchten bis zu 83 Prozent weniger Insekten an als die bisherigen. Das soll auch dem Artenschutz dienlich sein. Zugvögel, Fledermäuse und Insekten soll das 4000 Kelvin warme Licht nicht irritieren.

Auch bei den Menschen in Villingen-Schwenningen sei die Resonanz auf die LED-Umstellung, so Dietrich, "bis auf wenige Rückfragen positiv". Für Anwohner mit einem konkreten Anliegen seien zufriedenstellende Lösungen gefunden worden – und wer nach einer Gewöhnungszeit von ein paar Tagen noch Optimierungsbedarf habe, dürfe sich gerne bei der Stadtverwaltung oder der SVS melden.