Heimatgeschichte: Nägele Pläne für die Handelsschule / Kunst im Groß-Format

VS-Villingen. Die Entscheidung der Jury fiel im Oktober 1958: Der Villinger Architekt Berthold Nägele hatte den Wettbewerb um die Pläne und die Realisierung der neuen Handelslehranstalten Villingen gewonnen. So konnte man bereits im Juni 1959 mit dem Aushub zwischen den ehemaligen Kaiser-Uhren (heute Finanzamt) und dem ehemaligen Städtischen Krankenhaus an der vorderen Herdstraße beginnen. Der Grundstein dazu wurde im Januar 1960 gelegt.

Bereits am 1. August 1960 waren bei geplanten Kosten für Schule und Turnhalle von drei Millionen Mark im Nebengebäude zwei Wohnungen, eine für den Hausmeister, und zwei Garagen fertig. Die Schule sollte möglichst zu Ostern 1961 starten: mit zwei Lehrküchen und für 650 Schüler, davon 450 kaufmännische Lehrlinge. Mit dabei: ein Dekorationssaal unterm Dach für die Schaufenster-Gestaltung, die angehende Verkäufer im Grundsatz zu üben hatten. Als Nebenlehrer hatte dabei der Berufs-Dekorateur Fahrbach des ehemaligen Kaufhauses Raff seine berufspädagogische Aufgabe.

Die Geschichte der Handelsschule Villingen begann 1901, als man einen kaufmännischen Zweig an der Gewerbeschule einrichtete, worauf bis 1914 in der Zeitfolge 40 Lehrlinge in deren Ausbildungsberufen entlassen wurden: Bank, Groß-und Außenhandel, Einzelhandel, Verwaltung und Verkauf. Eine Zeit, in der Theodor Essig die Schule leitete. Ihm folgte nach 1945 bis 1954 Josef Netzhammer, der zu seiner Amtszeit für Lehrer und Schüler noch 1953 die alte Gewerbeschule an der Bertholdstraße gegenüber der Tonhalle komplett übernehmen konnte. Lothar Schill, der Adam Smith, den "Vater der Volkswirtschaft", über alles liebte und der dessen wirtschaftliche Grundsätze seinen Schülern liebend gern auf Englisch deklamierte, war als Schulleiter ab 1954 viele Jahre Kämpfer für einen Neubau an der Herdstraße, der schließlich 1958 mit der Ausschreibung begonnen wurde. Jene Zeit, in der auch das beeindruckende Wand-Mosaik entstand, das als Kunst am Bau und auf den Entwurf des Künstlers Willi Dorn geschaffen wurde.

Einst für das Ambiente im ersten Obergeschoss gefliest, das nach einem neuerlichen Umbau nun im zweiten OG ein prächtiges Motiv zeigt, das im Wesentlichen die heutige Globalisierung und den Welthandel ideell vorwegnahm, als beide anfangs der 60er-Jahre noch zwei Milliarden Menschen auf der Erde für deren Versorgung direkt und indirekt bewegten und die jüngst für sieben Milliarden nahezu rasend um den Erdball kreist.