In Stuttgart und Villingen-Schwenningen stoßen Ermittler im Milieu verstärkt auf perfide Zuhälterei.
Villingen-Schwenningen - Der Prozess gegen den Betreiber von Europas größtem Puff in Stuttgart, United Tribuns, die weiterhin im Zuhältermilieu tätig sein sollen und dreister Voodoo-Zauber – das Rotlichtmilieu in VS steht im Zwielicht.
Mit Spannung erwartet wird der zweite Prozesstag in der Verhandlung gegen den Stuttgarter Rotlichtkönig Jürgen R., der mit dem "Paradise" in Stuttgart angeblich Europas größtes Bordell betreibt. Ein Fall, der mit Villingen-Schwenningen viel mehr gemein hat als die bloße Vermutung, dass die United Tribuns in ihn involviert sein sollen: Es geht auch hier laut Anklage um Menschenhandel, den Zwang zur Prostitution, Aufseherinnen und Frauen, die in der Art von Leibeigenen missbraucht werden. Selbst die Maschen sind die gleichen wie in VS: "Loverboys", die Frauen erst die große Liebe vorgaukeln, sie dann aber ins Bordell und zur Prostitution zwingen – beaufsichtigt von Aufseherinnen, die dafür sorgen, dass die Frauen bei der Stange bleiben und nicht flüchten. Beide Handlanger, die Loverboys und die Aufseherinnen, werden auch in Stuttgart den "United Tribunes" zugerechnet.
Doch während der Villinger Rotlichtkönig und United-Tribuns-Chef Boki vor der Justiz nach Bosnien floh und dort ein feudales Leben führt, in das er übers Internet immer wieder Einblicke gewährt, ging der Stuttgarter Jürgen R. den Ermittlern im Herbst ins Netz und postwendend hinter Gitter. Bis zu zehn Jahre Haft drohen, vorgeworfen werden ihm Beihilfe zum Menschenhandel und Millionenbetrug.
Um Geld, viel Geld, ging es auch bei der Bewachung der Asylbewerber in den Flüchtlingsheimen der Region. Dass selbst hier die United Tribuns aktiv waren, wurde spätestens beim Prozess vor dem Landgericht um den Wurf einer Handgranate auf das Gelände einer Flüchtlingsunterkunft in der Dattenbergstraße bekannt. Der mutmaßliche Big-Boss der am stärksten involvierten Security-Firma, Sergej D., hat laut Aktenlage auch als Türsteher in Bokis Bordell gearbeitet. Der Club, den die meisten der im Handgranatenprozess Angeklagten als ihre gesellschaftliche Heimat angaben und der dort als Sportclub unter dem Titel "Stolz und Ehre" bezeichnet worden war, sind die United Tribuns. Bokis Jungs. Noch heute prangt der Schriftzug "Stolz & Ehre" auf ihren T-Shirts.
Als Bewacher an den Flüchtlingsheimen
Haben sie als ehemalige Securitys an den Flüchtlingsheimen auch ihre Finger im Spiel, wenn es um die Flüchtlingsfrauen geht, die nun offenbar immer häufiger im Rotlichtmilieu landen? Oder wie kamen diese dorthin?
Der Verein "Frauen helfen Frauen" bekomme immer häufiger Kenntnis davon, dass minderjährige oder knapp volljährige Schwarzafrikanerinnen mit einer besonders perfiden Masche dazu gezwungen werden, sich zu verkaufen. "Das sind Frauen, die meist weder lesen noch schreiben können", schildert Birgitta Schäfer vom regionalen Verein im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Eine so genannte "Madame" nehme sich der jungen, sehr gläubigen Frauen an, zwinge sie dann aber zur Prostitution. Ihr Druckmittel: Voodoo-Zauber. "Sie erzählen den Frauen, dass sie ihre Familie in der Heimat über Voodoo-Zauber umbringen, wenn sie nicht tun, was sie von ihnen verlangen", sagt Schäfer – eine "Madame" wurde jüngst vor dem Amtsgericht in Villingen von Richter Christian Bäumler verurteilt.
Sowohl in Stuttgart, als auch in Villingen-Schwenningen stoßen die Ermittler im Milieu verstärkt auf die perfide Zuhälterei mit dem Voodoo-Zauber, mit der junge Schwarzwafrikanerinnen in Bordellen ausgebeutet werden. Vielfach kamen sie als Flüchtlinge nach Deutschland, häufig ohne Papiere. Gefundene Opfer für jene, die diese Lage nun schamlos ausnutzen.