Hatten viel Spaß, die Pleiten und Pannen mancher Zeitgenossen zusammenzutragen und in der Narrozeitung zu Papier zu bringen (von links): die närrischen Redakteure Cecilia Rottler, Bettina Langenbacher, Clemens Wursthorn, Matthias Reiner und Alfons Fritzer. Foto: Eich Foto: Schwarzwälder Bote

Narrozeitung: Neue Ausgabe enthält "Strähl-Wautscher" / Redaktion hat von vielen Missgeschicken erfahren

Dass die Historische Narrozunft immer auf der Höhe der Zeit ist, beweist die neue Ausgabe der Narrozeitung: Schon 1584 "oder kurz danach" trugen die Hästräger mit der Scheme vor dem Gesicht dem Datenschutz Rechnung, stellt die Redaktion fest.

VS-Villingen. Um auf der sicheren Seite zu sein, haben die acht Zeitungsmacher einigen Narros und einem Wuescht auf dem Titelbild dennoch einen dicken Balken über der Augenpartie verpasst.

Nicht ganz so ernst nehmen sie es jedoch mit den personenbezogenen Daten bei den Missgeschicken und Anekdoten, die sie übers Jahr zugespielt bekamen. Begeistert sind alle von den vielen Bildern, die eintrudelten. Nicht nur, weil sie das Blatt lebendiger machen, sondern auch, weil sie manchmal mehr erzählen als viele Worte, betont Bettina Langenbacher. Auch eine komplette Fotogeschichte ist entstanden, über die sie sich mit ihren Kollegen köstlich amüsiert: eine Begegnung zwischen Museumsleiterin Anita Auer und Zunftmeister Anselm Säger, bei der die beiden miteinander anbandeln, um mal eine Frau in den Rat zu holen. Und manche Aufnahme zeugt von misslichen Lagen und lustigen Situationen, ob die Villinger Zünftler das Schwenninger Moos erkunden, Senftütchen hinter Brillen feststecken oder es einen Knopf mit voller Wucht vom engen Gehrock sprengt.

Eine besondere Freude bereitet den närrischen Redakteuren aber auch ein Bild von einer Bronzeskulptur aus Koblenz, die ihrem Mitstreiter Peter Kerber ähnlich sieht, zudem mit einer Polizeiuniform auch dessen früheren Beruf teilt. Sie ziehen sich selbst und die Mitglieder der Zunft ebenso durch den Kakao wie Vertreter anderer Fasnetvereine aus Villingen, auch Katzenmusiker oder Rietvögel verfolgen Pech und Pannen.

Ausgeschmückt ist die ein oder andere Episode schon, gibt der erste Narrenredakteur Clemens Wursthorn zu. Zusammen mit Alfons Fritzer, Gerhard Hahn, Peter Kerber, Bettina Langenbacher, Matthias Reiner, Cecilia Rottler und Tom Sebold ist er das ganze Jahr über auf der Suche nach guten Geschichten. Oberste Devise sei es, dass nichts bösartig ist und der Kern der Wahrheit entspricht. So habe das Team viele Begebenheiten, die anonym eingegangen seien, nicht verwenden können, weil sich der Wahrheitsgehalt nicht habe überprüfen lassen. Doch es ist genug zusammengekommen, um wieder zehn Seiten zu füllen. Seit Oktober haben sich die Zeitungsmacher jede Woche getroffen, um die Ereignisse witzig auszuformulieren. Da kommen die Leser auf jeden Fall auf ihre Kosten, wenn von vergessenen Koffern, Problemen mit den Eiern beim Frühstücksbüfett oder einer ausufernden Prosecco-Party zu erfahren ist. Ein Favorit der Redaktion ist ein Meisterstück mit der Goaßel, als beim Einpfitzen in einer Wohnung das Licht und ein riesiger Flachbildschirm ausgingen, erzählt Cecilia Rottler. Oder auch der Zwischenfall von Oberbürgermeister Rupert Kubon und dem umgebrachten Lehrer.

Die Lektüre lohnt sich also. Und eine gute Strählvorlage für die Fasnet sei die Zeitung allemal, stellt Wursthorn fest. Wenn nur nicht der Datenschutz wäre, sehen sich die Schreiberlinge gleich mit den nächsten Problemen durch die neue Verordnung konfrontiert. Denn öffentlich ein Geheimnis aus dem persönlichen Lebensbereich auszuplaudern, könne harte Strafen nach sich ziehen. Doch auch da ist die Narrozunft up to date: Die Zeitung enthält einen "Strähl-Wautscher", den sich jeder umhängen kann, wenn er an der Fasnet in Villingen auf die Gass geht, um Narros und Morbili zu zeigen, dass sie von der Schweigepflicht entbunden sind.

Die 92. Auflage der Narrozeitung verkauft das Redaktionsteam am Samstag, 12. Januar, ab 10 Uhr an einem Stand auf dem Latschariplatz. Die Zeitung kostet 2,50 Euro, Glühwein und Schnaps gibt es obendrauf. Falls es am Samstag zu sehr schneien sollte, verschiebt sich die Aktion um eine Woche. Zudem ist die Zeitung bei den üblichen Verkaufsstellen erhältlich.