Die CDU hat einen potenziellen OB-Kandidaten, der schon Bürgermeister einer nordbadischen Gemeinde ist, aus Angst vor einem Skandal abgelehnt (Symbolbild). Foto: © Imillian - stock.adobe.com

CDU lehnt OB-Interessenten aus Angst vor Wahlkampfskandal ab. Kandidat hatte mit Betrug aber nichts zu tun.

Villingen-Schwenningen - Der OB-Wahlkampf ist in vollem Gange. Aber immer wieder wird die Frage aufgeworfen, warum unter den sechs Bewerbern nicht der "Knallerkandidat" ist. Es heißt, die Parteien hätten nicht den Supermann oder die Superfrau gefunden.

Wie geschickt sie bei der Suche vorgegangen sind, wird an einem Beispiel sichtbar. Ein potenzieller Kandidat, Bürgermeister einer Kleinstadt im Nordbadischen, ist nach langem Hin und Her von der CDU-Gruppe, die nach geeigneten Oberbürgermeisterkandidaten suchte, abgewatscht worden, obwohl es offenbar nie einen persönlichen, sondern nur telefonischen Kontakt mit dem Interessenten gegeben hatte. Auf diese Weise kam es erst gar nicht zu einer Kandidatur.

Er habe den Tipp bekommen, meint der betroffene 52-jährige Bürgermeister aus dem Nordbadischen. Eine interessante Sache, die Stadt Villingen-Schwenningen, war seine erste Reaktion, wenngleich er sich bewusst gewesen sei, dass es kein einfacher Wahlkampf werden würde. Die passende Vita für einen Oberbürgermeisterposten in Villingen-Schwenningen kann er vorweisen.

Der zweifache Familienvater hat den gehobenen Verwaltungsdienst absolviert und ist seit mehr als zehn Jahren im Amt des Bürgermeisters. Seine Stadt, die 1971 aus der Vereinigung von neun kleineren Städten und Gemeinden entstand, hat rund 16.000 Einwohner. Sie sei aber in ihrer Struktur mit Villingen-Schwenningen vergleichbar, da spiele die Einwohnerzahl keine Rolle, zeigt sich der abgewiesene Kandidat dem Schwarzwälder Boten gegenüber selbstbewusst.

Das Genick gebrochen hatte dem Nordbadener, der VS als eine sehr reizvolle Stadt bezeichnet und sich auch schon bei Verantwortungsträgern vorgestellt hatte, schließlich der Betrugsskandal des früheren Leiters des Liegenschaftsamtes. Dieser hatte mehr als 28 Jahre lang mit gefälschten Kaufverträgen vorgetäuscht, Grundstücke für die Stadt zu erwerben. Die Einnahmen durch die angeblichen Grundstückskäufe flossen jedoch auf das Konto des Mitarbeiters. Der Stadt entstand durch diesen Betrug über fast drei Jahrzehnte ein Schaden von 1,5 Millionen Euro. Aufgeflogen war der Schwindel bei der Umstellung der Haushaltsführung von der Kameralistik auf die Doppik.

Der Bürgermeister geht offen mit diesem Thema um, das längst abgeschlossen sei. Der Täter sei hinter Schloss und Riegel und büße seine Strafe ab. Dieser Vorfall sei kein Grund, ihn als Kandidaten abzulehnen. Genau dies hat die Wahlgruppe der VS-CDU aber getan. Aus gut unterrichteten Kreisen war zu erfahren, die CDUler hätten das Risiko nicht eingehen wollen, dass dieser Betrugsfall zum Wahlkampfthema werde. Der Trost für den abgewiesenen Kandidaten ist sein Erfolg vor Jahren, als er sich im zweiten Wahlgang gegen noch sechs von neun Bewerbern durchgesetzt habe.

Bei Marco Steffens aus Niedereschach, dem derzeitigen Bürgermeister von Willstätt bei Offenburg, hatten die Christdemokraten auch kein Glück. Steffens bewirbt sich jetzt für den Oberbürgermeister-Posten in Offenburg.

Ganz ohne Wahlkampfskandal geht es in VS derzeit dennoch nicht. Zwischenzeiltich sorgten die Mafia-Vorwürfe gegen CDU-Kandidat Jürgen Roth für Schlagzeilen. Roth ist mittlerweile rehabilitiert. Die Staatsanwaltschaft fand keine Hinweise auf Kontakte des Kandidaten in Mafia-Kreise.