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Keine Musik, keine Bühnen, kein Programm und lieblos verteilte Stände: "Ein Armutszeugnis für Villingen."

Villingen-Schwenningen - Stimmungsvoll, ein bisschen heimelig und voller Lichterglanz, so muss ein Weihnachtsmarkt sein. Aber trifft das auch auf die Weihnachtsmärkte in Villingen und Schwenningen zu?

Stille Nacht auf den Weihnachtsmärkten – schon die Ankündigung der veranstaltenden SMA Südwest Messe- und Ausstellungs-GmbH, dass die Weihnachtsmärkte nicht beschallt werden sollen und auf das Aufstellen der Bühnen verzichtet werde, ließ in manchem böse Vorahnungen keimen: "Das kann nichts werden." Und dann spielte auch das Wetter so gar nicht mit. War’s das mit der festlichen Stimmung?

Nicht ganz: Wer den Villinger Weihnachtsmarkt beispielsweise tagsüber besuchte, dem dürfte die Stille gar nicht aufgefallen sein. Der Grund dafür war allerdings kein cleverer Schachzug der Veranstalter, sondern die einfache Tatsache, dass tagsüber die Kinderkarussells unermüdlich ihre Runden gedreht haben und dazu Musik aus den Lautsprechern dudelte. Spät abends hingegen bekamen die Besucher des Villinger Weihnachtsmarktes die merkwürdige Stille tatsächlich zu spüren: "Da fehlt einfach die Musik!" Ein Fazit, das an einem Dienstagabend beispielsweise gleich mehrere zogen, die über den Weihnachtsmarkt bummelten und nicht zu jenen zählten, die bei Wurst und Glühwein so sehr in angeregte Gespräche vertieft waren, dass weihnachtliche Melodien verzichtbar gewesen wären.

Sortiment wird kritisch bewertet

Keine Musik, keine Bühnen, kein Programm – dieses Fazit holten auch die SPD-Stadträte als großes Manko bei ihrer Recherche zu den beiden Weihnachtsmärkten ein.

Eher an der Infrastruktur rütteln würden hingegen andere: Die Stände seien in Villingen so lieblos verteilt gewesen, die Platzierung der Kinderkarussells an den Endpunkten im Rücken des Münsters statt mittendrin im Geschehen wurde bemängelt – gerade auch wegen ihrer musikalischen Unterhaltung. Und dann war da auch wieder dieser Gittermasten, an dem die Herrnhuter Sterne baumelten, der aber abgesehen davon vor allem eines war: ein unschönes, gar störendes Detail auf dem sonst so schmucken Münsterplatz.

Das Sortiment bewerteten kritische Besucher in Villingen tendenziell eher negativ: Kaum Kunsthandwerk, sogar manche Stände mit Krämermarktsortiment wie beispielsweise Billigkleidung statt ausgesuchter Ware und eine eher kleine Vielfalt auf der Speisekarte.

"Dieser Markt war ein Armutszeugnis für Villingen", resümierte eine Villinger Geschäftsfrau im Gespräch mit unserer Zeitung und beschied, dass den Zähringerstädtern der Weihnachtsmarkt einfach nicht gelingen mag: Ganz früher in Art eines Krämermarktes in den Einkaufsstraßen hätten Flair und ein ansprechender Rahmen gefehlt; in abgespeckter Form auf dem Münsterplatz sei er schlichtweg zu klein gewesen; in den Händen des Weihnachtsmarktvereins habe die Veranstaltung vor allem mit dem Kauf der Hütten hoffnungsvolle Züge angenommen, der nun durch die professionelle Herangehensweise der Messegesellschaft erhoffte und mit 30 000 Euro Zuschuss auch gar nicht so günstige Auftrieb für den Villinger Markt sei – bislang jedenfalls – ausgeblieben.

Auch auf dem Schwenninger Weihnachtsmarkt ist die fehlende Musik das dominierende Thema: "Ich find’s wirklich schade, Musik gehört einfach zu einem Weihnachtsmarkt dazu", so Erik Tröster, und Holzschnitzer Samuel Kammerer sagt kurz und knapp: "Da wurde am falschen Ende gespart."

Trotzdem: Aus dem Rahmen stechen in diesem Jahr einige neue Stände, wie die Hütte mit Herrnhuter Sternen, die die Kunsthandwerk-Sparte bedienen und zum adventlichen Flair beitragen. Und das verbreitet sich bereits ab dem späten Vormittag, wenn sich die merklich hohe Besucheranzahl durch die Muslen schlängelt. "Mir gefällt’s besser als in Villingen. Der Markt ist einfach gemütlicher – schon weil die Stände enger zusammenstehen", meint eine Besucherin.