Das Team der Diakonie Schwenningen um Leiter Reinhold Hummel (vorne, von links), Kirsten Grönitz, Barbara Effinger sowie (hinten, von links) Susanne Schmidt, Evelyn Preuß und Ursula Bihl, hat seinen Jahresbericht für 2018 vorgestellt. Aufgrund einer Umstrukturierung wird es wohl der letzte in dieser Form gewesen sein. Foto: Pohl Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Diakonie Schwenningen stellt Jahresbericht vor / Institution steht vor einem Umbruch ab 2020

Die diakonische Arbeit in Schwenningen ist nach wie vor essenziell, wenngleich sich die Themenschwerpunkte in den vergangenen Jahren verschoben haben. Der jüngste Bericht der Diakonie zeigt, dass Beratung noch immer wichtig ist.

VS-Schwenningen. Beratungsstellenleiter Reinhold Hummel präsentierte gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen am Montagvormittag den Jahresbericht für 2018. Es sollte der letzte sein, den die Diakonie Schwenningen in dieser Form vorstellen wird. Hummel selbst plant, Ende Mai kommenden Jahres in den Ruhestand zu gehen, zudem steht eine erhebliche Umstrukturierung bevor. Die Beratungsstelle wird zum 1. Januar 2020 von der Kirchengemeinde abgegeben und unter einem neugegründeten Dachverband im Landkreis weitergeführt.

Personell nimmt die Umstrukturierung nur bedingt Einfluss auf die Beratungsstelle in Schwenningen. Lediglich für den ausscheidenden Reinhold Hummel wird es keinen Nachfolger in leitender Position geben. Die Zukunft von Evelyn Preuß, die das Projekt Flüchtlingshilfe koordiniert, liegt derzeit auch noch in der Schwebe, was allerdings mit Fördermitteln für die Stelle zusammenhängt und nicht mit dem zukünftigen Träger. "Ich bin aber zuversichtlich, dass die Stelle erhalten bleibt", erklärt Hummel. Auch Evelyn Preuß kann sich aufgrund der Anerkennung, welche die Flüchtlingshilfe bekomme, nicht vorstellen, dass das Projekt beendet wird.

Nicht vom Trägerwechsel betroffen ist der Diakonieladen. Er wird unter dem Dach der Kirchengemeinde von mehr als 50 Ehrenamtlichen fortgeführt. Das Geschäft in der Jakob-Kienzle-Straße, das seit 23 Jahren besteht, wird nach Angaben von Barbara Effinger sehr gut besucht und spricht ganz unterschiedliche Zielgruppen an.

Nach wie vor wichtig

Das alles ist ein Stück weit aber noch Zukunftsmusik. Vergangenheit, dafür aber mit Erfahrungen und vor allem Zahlen belegbar, ist das Jahr 2018. Sozialpädagogin Ursula Bihl stellte den Bericht über die Sozial- und Lebensberatung vor. In 342 Fällen wurden mit 349 Personen 892 Beratungsgespräche geführt. Im Vorjahr waren es rund 90 mehr, was allerdings nicht an einem geringeren Bedarf liege, sondern daran, dass schlicht nicht so viele Termine vereinbart werden konnten. "Die Statistiken spiegeln grundsätzlich das wider, was wir geleistet haben", erklärt Hummel. Diese Zahlen hätten aber nichts mit dem tatsächlichen Bedarf zu tun.

Geändert habe sich vor allem eines, und das sogar bereichsübergreifend: Der Schwerpunkt vieler Gespräche liege auf Existenzsicherung. "Die Wohnsituation hat sich verschlechtert und so kommen viele Menschen zu uns, weil ihnen eine Stromsperre droht, sie Mietrückstände haben oder eben keine bezahlbare Wohnung finden", erläutert Ursula Bihl. Während früher oft Paare Hilfe in Beziehungs- oder Trennungsgeschichten gebraucht hätten, sei eine psychologische Beratung heute seltener gefragt.

Dieses Thema beschäftigt nicht nur Bihl bei ihrer Lebensberatung, sondern auch ihre Kollegin Kirsten Grönitz bei der Schwangerschaftsberatung. "Auch hier geht es vielmals um Existenzsicherung. Es kommen schwangere Frauen aus EU-Ländern, die nicht krankenversichert sind", erklärt Grönitz. Diese könnten die Kosten für Vorsorgeuntersuchungen nicht bezahlen. Und letztlich, ergänzt Hummel, gehe es auch bei der Schuldnerberatung um Existenzen.

Integrationsarbeit läuft

Helfen könne die Diakonie nicht in allen Fällen, so der Leiter der Beratungsstelle in Schwenningen. Insbesondere dann nicht, wenn Menschen kurzfristig oder mit der Erwartung kommen, dass ihre Probleme nach dem Beratungsgespräch erledigt seien. Doch das Team um Reinhold Hummel nimmt sich den unterschiedlichen Fällen an und versucht zu helfen oder zumindest zu vermitteln.

Einen sehr wesentlichen Teil der diakonischen Arbeit nimmt seit 2015 die Flüchtlingsarbeit ein. Koordiniert von Evelyn Preuß, sind seither zahlreiche Ehrenamtliche tätig, die sich in den unterschiedlichsten Projekten um Geflüchtete kümmern – ob Hilfe bei bürokratischen Vorgängen, der Wohnungssuche oder anderen Aspekten, die zur Integration dienen. Dabei betont Preuß, dass stets nach Bedarf gehandelt werde und die Ideen für neue Projekte meist aus den Reihen der Betroffenen kämen. "Wir sind nah an diesen Personen dran und bekommen mit, was sie benötigen", sagt Evelyn Preuß.