Die Stadt will sich einen "Super-Blitzer" anschaffen. Foto: Thissen

Stadt will mit "Super-Blitzer" Geschwindigkeitssünder ins Visier nehmen. Thema Radarkontrollen polarisiert.

Villingen-Schwenningen - Mit einer neuen Art von mobilem Radargerät will die Stadt ab diesem Jahr die Geschwindigkeitssünder ins Visier nehmen. Ohnehin ist es der städtische Trend, sich von den stationären Blitzern zu verabschieden – denn die Mehrzahl sind mittlerweile Attrappen.

Manche sehen in den Kontrollen Wegelagerei und Abzocke – andere halten sie unter dem Gesichtspunkt der Verkehrssicherheit für notwendig. Eines ist jedenfalls sicher: Das Thema Radarkontrollen polarisiert.

Neuer "Super-Blitzer"

Nun will die Stadt hinsichtlich mobiler Messanlagen aufrüsten. Im Blick habe man den so genannten Enforcement Trailer – zu deutsch etwa: Vollstreckungsanhänger. Es handelt sich dabei tatsächlich um einen Anhänger, der jedoch besonders bestückt ist und sicherlich nicht der Liebling hiesiger Verkehrssünder werden wird. Denn der völlig autonome Geschwindigkeitsmesser kann alle Fahrzeuge über mehrere Spuren hinweg gleichzeitig erfassen. In Düsseldorf habe er deshalb beispielsweise als "Super-Blitzer" seinem Namen alle Ehre gemacht.

"Für den Betrieb des Trailers sind außerdem kein Personaleinsatz und damit keine Personalkosten erforderlich", erklärt Oxana Brunner, Pressesprecherin der Stadt. Die Stadt ließ sich von noch weiteren Eigenschaften überzeugen. Denn der Enforcement Trailer kann über mehrere Tage am Stück, rund um die Uhr und flexibel eingesetzt werden. "Dies entspricht am ehesten dem immer wieder vorgebrachten Anliegen von Bürgern und der Politik, an bestimmten Stellen stationäre Messanlagen einzusetzen", betont Brunner in diesem Zusammenhang. Dies betreffe insbesondere 30er-Zone vor Schulen, Kindergärten und Altenheimen sowie die Verkehrsüberwachung im Stadtbezirk Mühlhausen.

Bevor sich die Stadt den mit 130.000 Euro veranschlagten Anhänger anschafft, soll dieser von der Verwaltung erst angemietet werden. Voraussetzung ist allerdings, dass der Haushaltsplan vom Regierungspräsidium genehmigt wird. Brunner: "Dann möchten wir die Anlage testen, anschließend wird 2020 über eine Anschaffung beraten."

Mehrzahl sind Attrappen

Dass die Stadtv erwaltung bei der Ve rkehrsüberwachung neue Wege geht, ist einem einfachen Umstand geschuldet: Die Mehrzahl der stationären Blitzer in der Doppelstadt sind mittlerweile nur noch Attrappen. Wie die Stadtverwaltung erklärt, würden von den zehn Kontrollpunkten nur noch an dreien die Anlage funktionieren. Darunter natürlich die erst jüngst in Betrieb genommene Messanlage in der Trossinger Straße in Weigheim. Deshalb ist auch klar: Die Zahl der Blitzer ist in den vergangenen Jahren nicht gestiegen, sondern sogar gesunken, weil einige Anlagen außer Betrieb genommen wurden.

Doch warum? "Die Geräte und deren Technik ist veraltet", so Brunner. Teilweise würde dort noch die so genannte Nassfilmtechnik verwendet. Zudem seien Wartung und Betrieb der alten Systeme teuer und in absehbarer Zeit aufgrund der analogen Technik nicht mehr möglich. Ein hoher Aufwand sei dabei auch das Einbauen und Eichen der notwendigen Induktionsschleifen.

Abbauen möchte die Stadtverwaltung die Attrappen aber (vorerst) nicht. Das hat laut der Pressesprecherin zwei Gründe: Der Abbau würde im Grunde unnötige Kosten verursachen und zudem würde der Erhalt der Anlage noch zur Geschwindigkeitsreduzierung und damit in einem gewissen Maße zur Verkehrssicherheit beitragen.

Mobiler Trend

Zusätzlich zu den drei aktiven stationären Anlagen wird die Geschw indigkeit in Villingen-Schwenningen anhand von zwei Messfahrzeugen kontrolliert – mit einer zusätzlichen Anschaffung würde also die Anzahl der mobilen Geräten mit den stationären Anlagen gleichziehen.

Was die Bußgeldverfahren betrifft, so gibt es jedoch eklatante Unterschiede. Während im vergangenen Jahr (bis November) die stationären Anlagen 1894 Temposünder erwischt haben, konnte das Bürgeramt dank mobiler Geräte über 25.000 Verkehrsteilnehmer zur Kasse bitten.

Beim Bürgeramt wurden im vergangenen Jahr dank sämtlicher Bußgeldverfahren rund 1,6 Millionen Euro an Einnahmen generiert. Nach Angaben der Verwaltung entfallen allein 600.000 Euro auf die Bußgeldverfahren in der Geschwindigkeitsüberwachung.

Die Standorte der Messanlagen:

An folgenden Standorten in Villingen-Schwenningen stehen Messanlagen der Stadt, die zum größten Teil aber nicht mehr in Betrieb sind:

Villingen: Kalkofenstraße, Bertholdstraße.
Schwenningen: Villinger Straße, Spittelstraße.
Marbach: Kirchdorfer Straße, Schaffhauserstraße.
Rietheim: Pfaffenweiler Straße.
Nordstetten: zwei Anlagen auf der K 5709.
Weigheim: Trossinger Straße.