Prominente Adressen in bester Lage und trotzdem teilen sie ein Schicksal: derzeit leere Ladenflächen. Foto: Spitz/Montage: Ulm

Zehn Leerstände in schwieriger Zeit. Einheitsbrei deutscher Städte schwappt auch in die Zähringerstadt.

Villingen-Schwenningen - Das Problemkind in Sachen Innenstadtentwicklung ist zweifelsohne der Stadtbezirk Schwenningen. Dass es aber auch in Villingen schon rosigere Zeiten gab, zeigen zehn Leerstände in 1a-Lage.

Wer mit offenen Augen durch Obere, Niedere, Riet- oder Bickenstraße flaniert, dem springen sie förmlich ins Auge: die Schilder mit der Aufschrift "zu vermieten". Zehnmal prangen sie derzeit in den Schaufensterfronten, und das alleine in den bestfrequentierten Einkaufsstraßen, die sich am Latschariplatz treffen.

"Dass es so viele sind, wundert mich", gibt Rainer Böck, stellvertretender Vorstand der Sparte Handel und Gewerbe Villingen im Gewerbeverband Oberzentrum (GVO) und selbst Vertreter einer der offenbar vom "Aussterben" bedrohten Art Geschäftsmänner. Rainer Böck nämlich ist Chef eines inhabergeführten Einzelhandelsgeschäfts, des Pelzhauses Gaiser in der Niederen Straße 40, und weiß um die vielen Schwierigkeiten, mit dem inhabergeführte Läden zu kämpfen haben: hohe Kosten für attraktive Ladenflächen, während die Konkurrenz auf der Grünen Wiese, wo "das Zigfache umgesetzt wird", nur einen Bruchteil davon berappen müsse; die Konkurrenz im Internet und nicht zuletzt immens viel Arbeit. "Der Handel als inhabergeführtes Geschäft ist schon schwierig", meint Böck und bezweifelt, dass angesichts des steigenden Drucks künftig noch viele junge Leute bereit seien, "viel Geld zu setzen und die viele Arbeit auf sich zu nehmen."

Gleichwohl könne sich der Einzelhandel in Villingen "glücklich schätzen", meint Rainer Böck. Mit einem Pfund nämlich kann die Zähringerstadt wuchern: "Wir haben eine wunderschöne Innenstadt, die immer noch zum Bummeln einlädt."

Doch der Einheitsbrei deutscher Großstädte und Oberzentren macht auch vor VS nicht Halt: Während inhabergeführte, individuelle Geschäfte abnehmen, drängen zunehmend Ketten von Bekleidungsriesen oder Filialketten mittelgroßer Boutiquen in die Einkaufsstraßen, die mittlerweile in jeder Stadt ähnlicher Größe mit beinahe identischem Angebot zu finden sind. Und auch der Branchenmix droht aus der Bahn zu geraten: Kritiker bemängeln in Villingen beispielsweise eine enorme Dichte an Bäckereien, Telefonshops, die wie Pilze aus dem Boden sprießen, und immer mehr Billigläden im Euro-Segment oder Discount-Textilanbieter. Nur eine Straße sticht in diesen Diskussionen immer wieder als Kleinod hervor: die Gerberstraße, wo das etwas andere, inhabergeführte Geschäft noch die Regel ist.

Zehn Leerstände sind alleine in den Premium-Einkaufsstraßen Villingens zu finden. Im einzelnen sind das:

Obere Straße 14: Wo einst die Konditorei Wölki zu finden war, werden jetzt Mieter gesucht.

Obere Straße 2: Zuletzt war auf den 80 Quadratmetern Verkaufsfläche ein Friseurgeschäft zu finden.

Rietstraße 2: 229 Quadratmeter Verkaufsfläche sind in dem Gebäude zu haben. Zuletzt wurden hier Textilien verkauft.

 Rietstraße 21: Dass Verkaufsräume noch so charmant und dennoch ein Ladenhüter sein können, zeigt dieses Geschäft, das schon seit längerem leer steht.

 Rietstraße 20: Hinter den abgehängten Schaufensterfronten wird offenbar gewerkelt. Photo-Porst war hier einmal zu finden.

Bickenstraße 5 und 7: Das schmalste Haus der Villinger Innenstadt wird derzeit zum charmanten Café mit individuellem Wohnraum umgebaut. Nebenan war zuletzt die Christliche Buchhandlung zu finden.

Niedere Straße 7: Das Ladengeschäft, zwischen zwei Optikern gelegen, steht zur Vermietung.

Niedere Straße 37: Die Transparente eines Goldhändlers zieren noch die Schaufensterfront, im Innern steht noch Mobiliar. Trotzdem: zu vermieten.

Niedere Straße 62: Klein aber fein, auch die Räume in dem hellblauen Haus warten auf eine neue Nutzung.

Niedere Straße 92: Was folgt auf das Damen-Modegeschäft?