Die Verbindung zwischen Seelsorge und Kunst hat Uli Viereck schon immer interessiert. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: Uli Viereck spendet als Klinikseelssorger Trost / Schicksal führt ihn zur Stelle

Die Kraft für seine Arbeit holt er sich in der Natur, in der Musik, in guten Beziehungen und in der Kunst. Pastoralreferent Uli Viereck ist Klinikseelsorger im Schwarzwald-Baar-Klinikum und freischaffender Künstler.

Villingen-Schwenningen. Der in Palliativ Care und klinischer Seelsorge ausgebildete Theologe litt vor 17 Jahren selbst an einer Tumorerkrankung und weiß, was in kranken Menschen vor sich geht. Uli Viereck hat Zugang zu den Betten der Krankenstationen und des Palliativzentrums. Und das nicht nur, wenn er gerufen wird. "Ich gehe aktiv zu den Patienten und biete meine seelsorgerische Begleitung an", sagt er.

Mit Ablehnung hat er gelernt umzugehen. Doch zumeist bringen ihm die Menschen in ihrem Leid und ihrer Hoffnung auf eine spirituelle und religiöse Krankheitsbewältigung großes Vertrauen entgegen und genießen es, mit ihm zu sprechen, zu singen und zu beten. "Das macht meinen Beruf zu einer Kostbarkeit", sagt Uli Viereck.

Mit Gitarre und einem Stapel Bildkarten mit Motiven seiner biblischen Kunstwerke ist er viel im Palliativzentrum, auf den Intensiv- und Normalstationen zugange. Wenn er gerufen wird, geht er aber auch in Alten- und Pflegeheime in Schwenningen sowie das Hospiz Via Luce.

Trauercafé eröffnet

Zu 20 Prozent ist der 59-Jährige auch für die Seelsorgeeinheit Neckar-Baar zuständig. Hier übernimmt er pro Jahr rund 50 Trauerfeiern oder Beerdigungen und hat mit einem ehrenamtlichen Team vor einem halben Jahr das "Trauercafé" im Gemeindehaus St. Franziskus eröffnet. An jedem dritten Donnerstag im Monat treffen sich hier um 16 Uhr gut ein Dutzend Menschen, die einen lieben Angehörigen verloren haben und Wege aus dem "Grübelkarussell" suchen.

Unter dem gleichen Dach befindet sich auch das Atelier, das sich der Künstler Uli Viereck hier einrichten durfte. Die Verbindung zwischen Seelsorge und Kunst hat ihn schon früh interessiert. "So lange ich denken kann, habe ich gezeichnet", erzählt er.

Uli Viereck wurde 1959 in Rottweil als zweites von neun Geschwistern geboren. Den Zivildienst verbrachte er in der Krankenpflege des Vinzenz-von-Paul-Hospitals in Rottweil, was ihn zu einer einjährigen Ausbildung veranlasste und auch in den Semesterferien immer wieder dorthin zurückkehren ließ.

Er studierte in Tübingen katholische Theologie mit dem Ziel, Priester zu werden. Doch aufgrund des Zöllibats – "damals kannte ich meine Frau schon" -– wurde er Pastoralreferent, obgleich dort die Aussichten, eine der wenigen Stellen zu erhalten, nicht rosig waren.

Doch Uli Viereck durfte als Pastoralassistent in Spaichingen beginnen. Der dortige Pfarrer förderte seine künstlerische Ader, die er nebenberuflich stets weiterentwickelte und in Malerei und grafischen Techniken ausdrückt. Seine erste Ausstellung erhielt er in Bad Cannstatt noch während des Studiums, und im Auslandssemester im spanischen Salamanca gewann er einen Preis bei einem Kunstwettbewerb. Im Spaichinger Gemeindehaus hängt die von ihm festgehaltene Lebensgeschichte der Philosophin und Ordensfrau Edith Stein sowie das Porträt von Pater Rupert Mayer, der es wagte, Hitler öffentlich zu widersprechen.

1990 nach Schwenningen

1990 kam Uli Viereck nach Schwenningen in die St. Franziskusgemeinde. Dort übernahm er die Jugendarbeit und wurde dann auch Jugendseelsorger des Dekanats. An die Kunst-Workshops, Wallfahrten, Kanutouren auf der Donau, die Fahrten nach Taizé, Gruppenleiterschulungen und Religionsstunden im Deutenberg-Schulverbund erinnert er sich gerne. Mitte der 1990er-Jahre wurde er zudem Hochschulseelsorger an der HFU in Schwenningen, kümmerte sich 20 Jahre lang um junge Menschen aus dem In- und Ausland.

Auch seine Familie war es gewohnt, dass ausländische Studenten zu Gast waren und viel Farbe und kulturelle Vielfalt mitbrachten. "Das hat uns alle, auch unsere Tochter und unseren Sohn geprägt und inspiriert", sagt er rückblickend.

Irgendwann dazwischen kam auch seine eigene Krankheit – "ein deutlicher Einschnitt in meinem Leben" – und die Stelle als Klinikseelsorger wurde vakant. Der Grund für seine Entscheidung dafür sei durchaus sein eigenes Schicksal gewesen, sagt Uli Viereck. Er freut sich über die berührenden Momente am Krankenbett, spendet Trost durch Rituale, Lieder, Gesten und Berührungen.

Oft erfährt er die Dankbarkeit von Menschen dafür, dass die Angst gelindert wird, und auch das Thema Sterben und Tod zur Sprache kommen darf, wenn es Menschen bewegt. "Da entsteht ein Kraftfeld, von dem auch ich zehre", sagt er. Seine Bilder erzählen davon. Sie regen dazu an, das Leben im Hier und Jetzt zu bejahen und dabei auch tiefer zu schauen, wo sich Verwandlung ereignet und sich auch noch im Tod Zukunft eröffnet.