Stolz präsentiert sich 1920 das VfB-Gründungsteam mit dem ersten Vorsitzenden Baptist Riesterer (rechts sitzend). Foto: Michael Eich (Repro)

Verein zählte in 70er- und 80er-Jahren zu den erfolgreichsten Fußballclubs der Region. In der Kreisliga A etabliert.

VS-Villingen - Der VfB Villingen kann auf eine hundertjährige Geschichte zurückblicken, die wie bei allen Fußballvereinen von Höhen und Tiefen geprägt war.

Lange Zeit zählte der "Verein für Bewegungsspiele", der heute im Villinger Friedengrund beheimatet ist, vor allem in den 70er- und 80er-Jahren zu den erfolgreichsten Fußballclubs der Region. Mit dem Aufstieg 1978 in die neu gegründete Verbandsliga, der damals vierthöchsten deutschen Spielklasse in der man vier Spielzeiten vertreten war, gelang der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Diese war immer wieder geprägt von großem persönlichem Engagement der Mitglieder, viel Eigeninitiative und Idealismus.

Gründungsversammlung in der Lilie

Zur Gründung des VfB kam es 1920, als der Turnverein auf Weisung der Deutschen Turnerschaft seine Fußballabteilung aufgeben musste. Deshalb taten sich einige der bisherigen VTV-Fußballer zusammen, um einen eigenen Verein aus der Taufe zu heben. Die Gründungsversammlung des VfB fand im Gasthaus Lilie (heute Müller-Markt in der Rietstraße) statt. Baptist Riesterer aus der Brunnenstraße wurde zum ersten Vorsitzenden des jungen Vereins gewählt.

Auf der Suche nach einem geeigneten Spielfeld stellte die Stadt dem VfB ein Gelände zwischen Vöhrenbacher Straße und Roter Gasse am Wasserreservoir zur Verfügung. Dieses musste, da es zu einer Seite hin stark abfiel, allerdings unter großem Aufwand der Kicker erst einmal hergerichtet werden.

In der Kreisliga 1924 erstmals gegen den FC 08 Villingen

Der VfB spielte zunächst in der C-Klasse Gau Schwarzwald. Es ging aber schnell aufwärts in die Kreisliga. Somit kam es bereits 1924 zum Duell gegen den etablierten Stadtrivalen FC 08. Doch am Ende der Saison musste man wieder absteigen. Allerdings erreichte der VfB 1927 die Rückkehr in die Kreisliga. Inzwischen hatte der erste Vorsitzende Karl Pfundstein eine Fläche an der Bahnlinie Villingen-Offenburg als Spielfeld gepachtet. Aber mit dem "Goldenen-Bühl-Sportplatz" wurde der VfB nicht glücklich. Durch einen zehnjährigen Pachtvertrag mit Oberhausbauer Blessing, eine Spielfeldumrandung und einem Vereinsheim verschuldete er sich mit 4000 Reichsmark über seine Verhältnisse.

Kornwachs verhindert den Ruin

Erst dem 1928 gewählten ersten Vorsitzenden Franz Kornwachs gelang es in zähen Verhandlungen, die Schulden zu reduzieren. Der VfB überlebte. Für die Saison 1929/30 stand man jedoch wieder ohne Spielfeld da. Die Stadt stellte dem VfB daher den Holzplatz bei den Kasernen zur Verfügung. In den nächsten Jahren kämpfte man dann in der A-Klasse um Punkte. Allerdings benötigte das Militär 1934 wieder das Terrain an den Kasernen. Deshalb fehlte erneut ein Platz. So musste man auf das ungeliebte Gelände bei der Roten Gasse zurückkehren. Kurios: Das bisherige Umkleidehaus wurde in der Mitte durchgesägt, mitgenommen und wieder aufgestellt.

Bis 1939 gehörte der VfB der Kreisklasse an. Dort hießen die Gegner FC Mönchweiler, Militärsportverein Villingen, FC 08 II oder FC Dauchingen. Ab 1940 kam der Fußballsport durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nahezu zum Erliegen. Nach dem Krieg gab es laut Bestimmung der Besatzungsmächte zunächst nur einen ASV (Allgemeiner Sportverein) Villingen. Die Wiedergründung des VfB Villingen fand dann am 30. September 1950 im Gasthaus Jägerhaus statt. Gustav Rahm ging als erster Vorsitzender aus der Versammlung hervor. Die erste Mannschaft startete in der A-Klasse, stieg allerdings 1953 in die B-Klasse ab. Auch gab es wieder Probleme, da man sich den Sportplatz an der Vöhrenbacher Straße mit der DJK teilen musste.

Neugründung im Jahr 1950

Der unhaltbare Zustand fand erst ein Ende, als der Stadtrat 1955 beschloss, dass sowohl DJK, wie auch VfB einen eigenen Platz im Friedengrund erhalten. Dort diente das ehemalige Umkleidehaus der französischen Garnison dem VfB als Vereinsheim, das im Laufe der Jahre immer weiter modernisiert wurde. Sportlich setzte ein Höhenflug ein.

Im Jahre 1959 stieg die erste Mannschaft unter der Leitung von Herbert Schroff in die 2. Amateurliga auf. Fortan ging es jetzt gegen Vereine wie den ESV Südstern Singen, TuS Blumberg, VfR Stockach oder die 1b des FC 08. Zudem gewann man durch ein 3:1 gegen den SV Vöhrenbach den Bezirkspokal. Um die Stadt bei der Finanzierung des geplanten Hallenbades zu unterstützen, beteiligte sich der VfB im Oktober 1960 gemeinsam mit der DJK gegen den FC 08 an einem Benefizspiel.

Rolf Ketterer belebt die Nachwuchsarbeit

Zum Ende der Saison 1963/64 stieg der VfB als Tabellenletzter jedoch aus der 2. Amateurliga ab. Zudem starb im Oktober 1964 der langjährige erste Vorsitzende Anton Sikeler. Mit der Wahl von Rolf Ketterer zum Jugendleiter nahm allerdings die Nachwuchsarbeit beim VfB einen großen Aufschwung. Bis heute blieb Ketterer dem Verein treu verbunden. Er war 1954 nach der WM als Jugendspieler beim VfB eingetreten. Vor allem als Jugendleiter und auch als Geschäftsführer schuf er die Grundlagen für spätere Erfolge.

Den Vorsitz übernahm 1969 Erich Markstahler. Die Fußballer der ersten Mannschaft mussten bis 1972 warten, ehe unter Trainer Klaus Nähr die Rückkehr in die II. Amateurliga gelang. Die Meisterschaft der A-Jugend mit ihren beiden Trainern Gerhard Scherzinger und Uli Drochner und der damit verbundene Aufstieg in die Verbandsstaffel krönten die Saison.

Ein SBFV-Pokalspiel gegen den Nachbarn FC 08 ging im Juli 1973 vor 1200 Zuschauern 1:4 verloren. Im Jahre 1975 wurde Robert Mang neuer VfB-Vorsitzender. Die B-Junioren unternahmen 1976 mit Jugendleiter Uli Drochner und Trainer Artur Rompel eine unvergessliche vierwöchige Reise nach Kanada und spielten dort gegen verschiedene Teams.

Größer Erfolg: Aufstieg in die Verbandsliga

In der Saison 1977/78 errang dann die erste Mannschaft unter Trainer Günter "Negge" Eberhart hinter dem FC Singen in der II. Amateurliga die Vizemeisterschaft. Das berechtigte zur Relegation für die neu eingeführte Verbandsliga. Die Aufstiegspartien in Friedlingen (0:1), gegen Hausach (1:1) und ein Entscheidungsspiel gegen die Ortenauer in St. Georgen (3:5 nach Verlängerung) waren letztendlich Makulatur. Denn der SC Freiburg schaffte es in die zweite Liga. Das schlug bis in die neue Verbandsliga durch, wo jetzt eine Mannschaft mehr aufgenommen werden konnte. Somit war für den VfB Villingen 1978 der größte Erfolg der Vereinsgeschichte perfekt. In der Verbandsliga erreichte man auf Anhieb den neunten Platz.

In der Runde 1980/81 glänzte der VfB am dritten Spieltag sogar als Spitzenreiter. Da der FC Villingen aus der Oberliga abgestiegen war, kam es im Oktober 1980 erstmals nach 56 Jahren wieder zu einem Punkte-Duell zwischen den Nachbarn. In einer leidenschaftlich geführten Partie vor der tollen Kulisse von 2800 Zuschauern im Friedengrundstadion legten die Nullachter durch einem Doppelschlag von Sonntag zum 2:0 vor. Kurz vor Schluss erzielte Danhammer das 2:1. Nur mit viel Glück gelang es dem FC 08 den knappen Erfolg über die Zeit zu bringen.

Gegen den FC 08 1981 ein 2:1-Triumph

Doch in der Rückrunde revanchierte sich der vom langjährigen 08-Kapitän Robert Nies trainierte VfB. Auf dem knöcheltiefen DJK-Hartplatz traf Brünker zwar zur 08-Führung. Walleser glich jedoch aus und in der 90. Minute markierte Robert Drzyzga für die durch einen Platzverweis dezimierten VfB’ler den vielumjubelten 2:1-Siegtreffer. Die Niederlage versetzte den Aufstiegshoffnungen der Nullachter einen herben Dämpfer. Die Gewinner feierten bis spät in die Nacht. Die damalige VfB-Aufstellung: Ceschan, Silbersdorf, Engelke, Laufer, Walleser, Mühleisen (82. Baumann), A. Drzyzga, Ganter, Danhammer, Becherer, Bettecken (ab 57. R. Drzyzga). In der darauffolgenden Runde lief es schlechter. Das Hinspiel gegen den FC 08 wurde vor 1100 Zuschauern 1:4 verloren. Im Rückspiel unterlag man 0:2. Es sollte das letzte Aufeinandertreffen um Punkte der beiden Stadtrivalen bis heute bleiben.

Am Ende der Saison 1981/82 stieg der VfB in die Landesliga ab. Zwischenzeitlich hatte der Verein 1981 mit einer Tischtennisabteilung, die bis heute existiert, Zuwachs erhalten. Später kam eine Damen-Gymnastikabteilung dazu. Sie wurde lange Jahre von Elvira Ketterer geführt und 2019 aufgelöst. Derweil sorgte Erich Ehmann als Jugendtrainer zwischen 1980 und 1983 mit drei Meisterschaften hintereinander für Furore.

Otto Quandt übernimmt Vorsitz

In schwieriger Zeit übernahm 1985 Otto Quandt, der den VfB auch immer wieder finanziell großzügig unterstützt hatte, den Vorsitz. Der Malermeister führte den Verein wieder in ruhiges Fahrwasser. Allerdings war Sparen angesagt. Im Jahre 1995 formierte sich ein Förderverein. Freude bereitete der Nachwuchs. Die B-Junioren wurden in der Saison 1995/96 souverän Verbandsstaffel-Meister. Die erste Mannschaft musste allerdings am Ende der Saison 1997/98 in die Kreisliga A runter. Daraufhin verabschiedeten sich gleich neun Spieler.

Eine Saison später war der Tiefpunkt erreicht, als man sich in der Kreisliga B wiederfand. Heinrich Drzygza, ein "Eigengewächs", das mit der Reserve die Meisterschaft geholt hatte, übernahm das Amt als Trainer und sollte es immerhin acht Spielzeiten ausüben. Ihm gelang der sofortige Wiederaufstieg in die Kreisliga A, wo man sich zumeist im Mittelfeld der Tabelle tummelte. 2008 wird das Vereinsheim grundlegend modernisiert.

In der Runde 2009/2010 spielte man unter Trainer Manuel Sesar lange Zeit um die Spitze mit. Meister wurde der FC Königsfeld. Hinter dem FV Tennenbronn musste sich der VfB am Ende mit dem undankbaren dritten Platz begnügen. Doch die Konstanz trat nicht ein. Stattdessen enttäuschte die Mannschaft in der Saison 2011/2012 und stieg als Tabellenletzter erneut in die Kreisliga B ab.

Neue Führungsstruktur sorgt ab 2012 für Konstanz

Im Verein gab es eine neue Führungsstruktur mit Vorständen jeweils für Finanzen (Dieter Pohl), Marketing + PR (Jörg Engel), Spielbetrieb (Heinrich Dryzga), Junioren (Rolf Ketterer) und Dokumentation (Rico Engel). Der Dachausbau des Vereinsheims wurde 2013 beendet. Zudem führte Trainer Andreas Turina das Team wieder in die Kreisliga A. Er verabschiedete sich nach nur einer Spielzeit. Christoph Brugger übernahm. Der ehemalige Oberligaspieler trat in der Saison 2015/16 nach dem 11.Spieltag zurück. Toni Szarmach wurde sein Nachfolger und erreichte über die Relegation noch den Klassenerhalt.

Seitdem hat die Mannschaft sich in der Kreisliga A etabliert und Szarmach sitzt auch im Jubiläumsjahr noch auf der Bank. Einen Meilenstein für das Geburtstagskind war Ende Juni 2019 die Einweihung des 700.000 Euro teuren neuen Kunstrasens. Er wird gemeinsam mit dem Hockeyclub genutzt. Insgesamt 1400 Arbeitsstunden beider Vereine unter der Koordination von VfB’ler Lothar Silbersdorf sorgten dafür, dass Kosten in Höhe von 30.000 Euro eingespart wurden.

Im Jubiläumsjahr steht dem VfB jetzt eine schmucke Anlage als Heimat von zwei aktiven Mannschaften, einem Frauenteam, 160 Jugendlichen im Nachwuchsbereich, zu der auch zwei Juniorinnenteams zählen, und einer AH-Mannschaft zur Verfügung. Beste Voraussetzungen, neben einer jetzt bereits über Jahre bestehenden großen Kontinuität bei der Vorstandschaft, um vielleicht bald wieder sportlich höhere Ziele ins Auge fassen zu können.